Die sportliche Wassermetropole

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Mondorf hat als Gemeinde viele Besonderheiten. Berühmte Persönlichkeiten der Stadt sind eng mit dem Sport verbunden, das einzige Casino im Land hat genauso wie das einzige Thermalbad seinen Sitz in der Ost-Gemeinde. Ein Porträt.

Es ist der Running Gag unter den Bürgermeistern der drei größten Gemeinden an der Mosel. Seit Grevenmachers Stadtoberhaupt Léon Gloden (CSV) für seine Gemeinde den Slogan „Moselmetropole“ ausgegeben hat, beharrt Henri Kox („déi gréng“) auf Remich als „Perle der Mosel“ und Lex Delles (DP) auf „Wassermetropole“ für Mondorf.

Die „Tour“ in Mondorf

120.000 Euro hat der Veranstalter der Tour de France, die Amaury Sport Organisation (ASO), für den Zuschlag an Mondorf kassiert. Jeweils 25 Prozent übernehmen Tourismus- und Sportministerium, die reellen Kosten für die Gemeinde liegen bei 60.000 Euro. Noch einmal 140.000 Euro werden aus der Gemeindekasse berappt, um das Begleitprogramm vom 1. bis 4. Juli zu gestalten. Eine ASBL wurde eigens dafür gegründet, um Sponsoren anwerben zu können. Am 1. Juli beenden die Gebrüder Schleck mit großen Feierlichkeiten offiziell ihre Karriere im Profisport. Am 4. Juli startet die vierte Etappe der Tour de France in Mondorf. Um 10.00 Uhr morgens fährt die „Karawane“ durch die Gemeinde und die Teams werden vorgestellt. Um 12.10 Uhr geht es in der avenue Frères Wiesenbach offiziell los mit dem „Départ“. Vier Kilometer lang ist die Strecke durch Mondorf, in 180 Ländern weltweit wird das Sportereignis live übertragen.
Etwa fünf Minuten dauert die Fahrt durch Mondorf Richtung Etappenziel Vittel (F), schätzt Bürgermeister Delles. Zwischen 3.000 bis 5.000 Besucher werden in der Thermalgemeinde erwartet. 1,1 Millionen Zuschauer hatte die „Tour“ 2015 pro Etappe laut T-Online allein in Deutschland. Nach Bekanntwerden der Nachricht waren die 300 in Mondorf zur Verfügung stehenden Hotelzimmer innerhalb von 24 Stunden ausgebucht. „Es ist eine sehr große Werbung für Mondorf“, sagt Delles, der dieses Ereignis danach ins Tourismuskonzept der Gemeinde integrieren will.

Schon der Zusatz „les bains“ ist der erste Hinweis darauf, dass das Wasser, insbesondere Thermalwasser, eine wichtige Rolle spielt. 300.000 Besucher pro Jahr verzeichnet die Gemeinde als Kurgäste.

Die Mosel ist nicht weit, das Zugehörigkeitsgefühl zum Flusstal groß und im neuen Quartier rund um das ebenso neue Rathaus sind Wasserspiele auf dem öffentlichen Platz mit den Wohnhäusern und Geschäften ein Hingucker.

Auch in dem neu angelegten „Jardin Clara Reinert“ am Ortseingang aus Richtung Altwies kommend nimmt ein Brunnen das Thema wieder auf. Wenn die Hauptstraße fertig renoviert ist, wird auch sie ein Springbrunnen zieren. Das ist aber nicht alles.

Gute Haushaltslage

Spätestens seit den Erfolgen der Gebrüder Schleck auf internationalem Radsportniveau steht Mondorf aber auch für Sport. Jean „Herkul“ Grün, der ehemals stärkste Mann der Welt, hatte den Weg dafür schon vor hundert Jahren geebnet. 15 Vereine bieten heute sportliche Aktivitäten von Aikido bis Fußball und erst kürzlich hat die Gemeinde den Zuschlag für das „Velodrom“ als Trainingsgelegenheit für alle Schleck-Nacheiferer erhalten.

Es soll im Rahmen des geplanten Schengen-Lyzeum-Ablegers, dem „Munnerefer Lycée“, am Standort „Bei Grëmelter“ gebaut werden. Endlich.

Jahrelang wurde darüber diskutiert, nun sind die Planungen nach den offiziellen Zusagen der beteiligten Ministerien für das Gebäude, das Schul-, Freizeit- und Sportaktivitäten ermöglichen soll, angelaufen.

Viele Details sind noch nicht bekannt, dafür ist der Zuschlag noch zu frisch. Aber die Erleichterung darüber, dass es nun doch noch geklappt hat, ist Bürgermeister Lex Delles (DP) deutlich anzumerken.

3,8 Millionen Euro spült das Casino mit jährlich 800.000 Besuchern pro Jahr in die Gemeindekasse, die Pro-Kopf-Verschuldung ist mit 460 Euro erfreulich niedrig und es gibt ein „Sparbuch“ mit 1,8 Millionen Euro.

„Kontrolliertes“ Wachstum

Die Haushaltslage ist also gut und in der Stadt laufen derzeit rege Bautätigkeiten. Zwei große dreistöckige Apartmenthäuser mit 107 Wohneinheiten zwischen 60 und 160 Quadratmetern sind derzeit entlang der Hauptstraße, der route de Remich, im Bau. Noch einmal 200 Wohneinheiten in einem Mix aus Einfamilienhäusern und Apartments entstehen im Viertel „Hinter der Kirche“. Wenn alles fertig und bezogen ist, könnte die Gemeinde um rund 750 Neubürger anwachsen.

Angst macht das nicht, die wichtigsten Infrastrukturen wurden bereits dafür ausgelegt.

Kläranlage, „Maison relais“ und Schulen sind bereits vorhanden und die Geschäftswelt scheint nur darauf zu warten. In allen Neubauten sind Gewerbeflächen im Erdgeschoss Pflicht.

Rund 6.000 Einwohner hätte dann die Gemeinde, trotzdem wird es ein „kontrolliertes“ Wachstum geben, heißt es wie fast überall auch hier aus dem Rathaus. Die Nachfrage nach Wohnraum in Mondorf sei groß, sagt der Bürgermeister, der sich nicht auf eine Höchstbegrenzung festlegen lassen will.

Fragen danach umschifft er geschickt, ansonsten ist der Blick auf seine erste Legislaturperiode als Bürgermeister ein zufriedener.„Wir haben 93 Prozent unserer Wahlversprechen umgesetzt“, sagt er.Zwei Sachen bleiben allerdings noch zu tun.

Die erste betrifft ein gezielteres Marketing für die zahlreichen Kulturangebote Mondorfs. In einer von der Gemeinde herausgebrachten Studie hatten befragte Touristen „zu wenig Kulturangebote“ als Manko angegeben. „Hier findet fast jedes Wochenende irgendetwas statt“, sagt Delles, „sie wissen es schlichtweg nicht.“

Deswegen werden zwei große Displays installiert, die wie ein Liveticker auf die Veranstaltungen hinweisen. Die zweite Sache ist das Mammutprojekt Tour de France. Am 4. Juli startet die vierte Etappe des berühmtesten aller Radsportereignisse in der Gemeinde. Danach kann jeder Bürgermeister von Mondorf getrost Gelder für aufwendige Imagekampagnen sparen. Die Gemeinde wird weltweit erwähnt.