Der Widerstand gegen Cattenom wächst

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REMICH - Seit Donnerstag ist es auch den Luxemburger Bürgermeistern ernst mit dem Widerstand gegen die französische Atompolitik.

Rund 35 Gemeinden haben sich zusammengetan, um eine Resolution zu verabschieden, die an den französischen Staatspräsident gehen soll.

Die 35 Gemeinden sind nicht zufällig zusammengewürfelte „schon-immer-gewesene-Atomkraftgegner“. Es sind diejenigen, die im Umkreis von 25 Kilometern des französischen Atomkraftwerks Cattenom liegen. Das entspricht gleichzeitig exakt der Zone, die um Fukushima evakuiert wurde. Die Geschehnisse in dem rund 9.000 Kilometer entfernt gelegenen Atomkraftwerk haben trotz der Entfernung offensichtlich so manches in anderes Licht gerückt, echte Sorgen geweckt und ein pragmatisches Denken in Gang gesetzt. „Das hat uns doch gezeigt, dass Atomkraft eben nicht beherrschbar ist“, sagt Claude Wiltzius. Der parteilose Bürgermeister der Gemeinde Frisingen ist einer der beiden Initiatoren auf luxemburgischer Seite. „Wenn in Cattenom etwas passiert, kann man Luxemburg von der Landkarte streichen“, pflichtet Roger Weber, der Bürgermeister von Schengen, seinem Kollegen bei.

Als beunruhigend wird übereinstimmend vor allem die Tatsache empfunden, dass die Meiler Cattenom ein gewisses Alter haben und gerade erst die Laufzeit heraufgesetzt wurde. „Würde man an Cattenom die gleichen Maßstäbe anlegen wie an deutsche Atomkraftwerke, müsste es sofort vom Netz“, sagt Alfons Lauer, der Oberbürgermeister im saarländischen Merzig. Hier nahm die Initiative ihren Ausgang. Zusammen mit seinen Kollegen in Mettlach, Perl und Rehlingen Siersburg wurde eine Resolution verabschiedet und seit einer Woche liegen die Unterschriftenlisten aus. Darauf können die Bürger ihrem Unmut Luft machen. 3.000 Unterschriften waren allein im Rathaus bis gestern zusammengekommen.

Keine Illusionen

Die Liste wird aber auch runtergeladen und liegt in Arztpraxen oder bei Rechtsanwälten aus. „Die Resonanz ist riesig“, sagt Lauer, „überall, wo ich hinkomme, liegt sie aus“.

Auch andere saarländische Gemeinden haben sich der Aktion inzwischen angeschlossen. Alle Listen sollen an den Präfekten von Lothringen und an Philippe Cerf, den französischen Generalkonsul im Saarland zur Weiterleitung nach Paris gehen. Darüber, dass sich damit nicht die sofortige Abschaltung von Cattenom erreichen lässt, machen sich alle Beteiligten keine Illusionen. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, sagt Wiltzius, „wir wissen alle, dass Frankreich Vorreiter in der Atomenenergie in Europa ist.“

Geht es nach ihm muss das vorrangige Ziel sein, die Sicherheitsvorkehrungen in dem Werk auf den neuesten Stand zu bringen. „Zum Zeitpunkt des Baus war die Technik nicht die, die heute existiert“, sagt Wiltzius. Cattenom 1 sei nur acht Jahre jünger als Biblis A, da müsse man sich schon „ein paar Gedanken machen“, argumentiert auch der Schengener Bürgermeister.

Biblis A gehört zu den Anlagen in Deutschland, die gerade erst im Zuge der Bilder aus Fukushima wegen ihres Alters abgeschaltet wurden.

Auch auf deutscher Seite beherrscht pragmatische Logik die Diskussion. „Wir werden nicht erreichen, dass Cattenom sofort abgeschaltet wird“, sagt Lauer, „aber das ist das Ziel.“ 750 Störfälle seit Beginn der Inbetriebnahme, davon vermehrt in den letzten Jahren, deuteten auf Materialermüdung hin.

Abschaltung als Ziel

Die Abschaltung als Ziel betont auch Henri Kox („dei gréng“). Der Remicher Bürgermeister ist der zweite Initiator auf luxemburgischer Seite. Zusammen mit Kollege Wiltzius hat er für gestern Abend seine Kollegen zusammengerufen.

„Wir wollen Konsens über einen Entwurf für eine Resolution erreichen“, sagt Wiltzius. Auf deutscher Seite wird auch gehandelt. Für nächsten Sonntag hat die Bürgerinitiative „Cattenom-Non-Merci“ zu einer Kundgebung im Dreiländereck an der Brücke nach Schengen aufgerufen.