Der Papst soll vor Gericht

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Zwei US-Organisationen wollen Papst Benedikt XVI. und drei Kardinäle vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zerren. Ihnen werden "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vorgeworfen.

Die Bürgerrechtsbewegung „Center for Constitutional Rights“ (CCR) und die Opfer-Organisation „Survivors Network of those Abused by Priests“ (SNAP) haben am 13. September beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Klage gegen den Papst und drei Kardinäle eingereicht. Das Quartett ist laut Klageschrift für „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ verantwortlich: Die Geistlichen sollen sexuelle Übergriffe und Folter ermöglicht, gedeckt und vertuscht haben. 20.000 Seiten Dokumente sind der Klageschrift als Beweismaterial beigelegt worden: Betroffene aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und den USA sind nach Den Haag gereist, um der Klage Nachdruck zu verleihen.

„Verbrechen gegen Zehntausende von Opfern, die meisten von ihnen Kinder, sind von Verantwortlichen auf der höchsten Ebene des Vatikans gedeckt worden. In diesem Fall führen alle Wege wirklich nach Rom“, erklärte CCR-Anwältin Pamela Spees in einer Pressemitteilung. „Wir als Betroffene schliessen uns auf der ganzen Welt zusammen, und jeder betroffene ist eingeladen, bei uns mitzumachen“, ergänzte SNAP-Präsidentin Barbara Blaine.

Zwei Beispielfälle

Erst in der Vorwoche hatte der Verein den Fall der 21 Jahre alten Megan Peterson öffentlich gemacht. „Es ist wichtig, dass das Gericht versteht, dass es diese Klage ernst nehmen und das Richtige tun muss“, so die Amerikanerin, die im Alter zwischen 14 und 15 misshandelt wurde. „Ich will nicht, dass noch irgendein Kind durchmachen muss, was ich durchgemacht habe.“ Ein zweiter Fall, der dem Gerichtshof als Beispiel dienen soll, handelt von einem 44-jährigen Kongolesen, der in den USA im Alter zwischen 12 und 16 wiederholt von einem belgischen Priester vergewaltigt worden sein soll. Beide Verbrechen habe die Kirche gedeckt, lautet der Vorwurf.

Ob der Gerichtshof die Klage gegen Benedikt, Kardinal Angelo Sodano, Kardinal Tarcisio Bertone und William Levada verhandeln wird, ist einem Experten zufolge aber unwahrscheinlich. Völkerrechtler Herman van der Wilt von der Universität Amsterdam sagte der Nachrichtenagentur AFP, Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssten von Staaten oder staaten-ähnlichen Organisation verübt werden, um vom Internationalen Strafgerichtshof verfolgt zu werden.