Sonntag26. Oktober 2025

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Das Geschäft mit der Piraterie

Das Geschäft mit der Piraterie
(AFP)

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Vor der Elfenbeinküste wird ein Schiff unter luxemburgischer Flagge gekapert. Inzwischen kein Einzelfall mehr. Was sich hinter den Kulissen abspielt bleibt meist geheim. Private Sicherheitsfirmen verdienen ein Vermögen.

Am 31.Januar legt die „Gascogne“ im Hafen von Abidjan in Elfenbeinküste mit 3000 Tonnen Diesel ab. Drei Tage später, 150 Kilometer vor der Küste kapern Piraten den Tanker, nehmen 17 Besatzungsmitglieder als Geisel und schalten den Transponder ab. Das Schiff verschwindet von den Schirmen.

Was die Piraten zur Aufgabe ihrer Tat bewog, bleibt im Nebel. Gab es eine Befreiungsaktion durch die französische Marine? Es gab einen Verletzten unter der Besatzung. Besonders brisant: Fast die gesamte Treibstoffladung wurde von den Piraten auf andere Schiffe abgepumpt, berichten französische Medien unter Berufung auf einen nicht genannten togolesischen Diplomaten. Der wertvolle Stoff wird später am Festland auf dem Schwarzmarkt verkauft, heißt es. Der wirtschaftliche Schaden ist groß.

Bewaffnete Söldner

Das französische Transportministerium wurde hellhörig. „Via Verteidigungsministerium wolle man die Spur der Treibstoffdiebe zurückverfolgen,“ sagt Transportminister Frédéric Cuvillier.
Während Spanien Italien und Großbritannien auf private bewaffnete Sicherheitsfirmen setzt, tut sich Frankreich damit noch schwer. Bislang gibt es kein Gesetz für private Sicherheitsfirmen unter nationaler Flagge. Bislang müssen die Reeder im Enstfall auf Soldaten der französischen Armee zurückgreifen. In der französischen Politik mehren sich aber inzwischen die Forderungen nach bewaffneten Söldnern an Bord von Fracht- und Tankschiffen.

Bis zu 10.000 US-Dollar pro Tag muss man für private Sicherheitskräfte an Bord eines Schiffes zahlen. Billiger als eine Versicherung. Hat man Söldner an Bord sinkt die Prämie. Bis heute gibt es keinen bekannten Piratenüberfall auf ein derart bewachtes Frachtschiff. Das Geschäft blüht also.

In der Grauzone

Die „Gascogne“ gehört zur französischen Reederei „Sea-Tankers“ und fährt unter Luxemburger Flagge. Hat Luxemburg bereits auf private Sicherheitsfirmen zurückgegriffen oder wurde zumindest darüber informiert? Die Frage bleibt derzeit unbeantwortet. Hier schwimmt man in einer Grauzone, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schließlich geht es um Haftungsfragen.

Die starke Nachfrage nach maritimem Schutz vor Piraterie trägt zum historischen Aufschwung von Sicherheitsunternehmen bei, heißt es bei „GlobalDefence.net“ und nennt den britischen Dienstleister „Group 4 Securicor“. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600.000 Menschen in mehr als 100 Ländern. Der Jahresumsatz liegt bei acht Milliarden Euro. Die Firma gilt allmählich als der größte private Arbeitgeber in Europa. Die Zahl der privaten Sicherheitsfirmen spezialisiert auf maritime Operationen liegt zwischen 160 bis 180.

Militante Gruppen

Die Elfenbeinküste grenzt an Mali. Dort sind seit fast einem Monat französische Soldaten im Kampf gegen Islamisten im Einsatz. Es war das zweite Mal binnen drei Wochen, dass ein Tanker vor der Elfenbeinküste in die Gewalt von Piraten geriet. Auch vor der Küste des ebenfalls in Westafrika gelegenen Nigeria war es zuletzt immer wieder zu Piraten-Übergriffen gekommen. Viele der Angreifer im Golf von Guinea stehen vermutlich militanten Gruppen nahe, die einst im nigerianischen Niger-Delta für Unruhe sorgten.

Bislang sorgten eher Piraten-Angriffe am Horn von Afrika an der Ostküste des Kontinents für Besorgnis. Durch den EU-Einsatz Atalanta ging sowohl die Zahl der versuchten als auch der erfolgreichen Piraten-Angriffe dort im vergangenen Jahr drastisch zurück. Die Übergriffe im Golf von Guinea nehmen hingegen zu. Nach Angaben des International Maritime Board haben nigerianische Piraten immer Tanker mit Schweröl im Visier. Dieses werde dann in Nigeria abgepumpt, bevor die Besatzungsmitglieder der Tanker nach fünf bis sechs Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt würden.