Britische Medien rechnen mit May ab

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"Sie ist erledigt": Die britischen Medien kritisieren die Premierministerin scharf. May hat am Donnerstag eine schwere Wahlschlappe erlitten, will aber weiterregieren.

Nach ihrer Wahlschlappe steht die britische Premierministerin Theresa May massiv in der Kritik. „Sie ist erledigt“, titelte die Boulevard-Zeitung „The Sun“ am Samstag. Auch viele andere britische Zeitungen sehen die Premierministerin geschwächt: „May blickt in den Abgrund“ lautete die Schlagzeile in der „Times“, „Die Tories wenden sich gegen Theresa“, schrieb die konservative „Daily Mail“.

Mays Konservative hatten bei der Parlamentswahl am Donnerstag ihre absolute Mehrheit eingebüßt. Trotz Rücktrittsforderungen ließ sich die 60-jährige Regierungschefin am Freitag von Königin Elizabeth II. offiziell mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen. Sie setzt dabei auf die Unterstützung der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP). „Koalition der Irren“ titelte die Boulevard-Zeitung „Daily Mirror“ mit Blick auf Mays angestrebte Minderheitsregierung.

Fünf bleiben im Amt

Auf Kritik stieß auch Mays Entscheidung, fünf wichtige Mitglieder ihres bisherigen Kabinetts im Amt zu belassen. Neben Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David Davis sollen auch Finanzminister Philip Hammond, Verteidigungsminister Michael Fallon und Innenministerin Amber Rudd ihre Posten behalten.

Für Samstagnachmittag hat May eine erste Kabinettssitzung einberufen. Eigentlich hatte May sich von der vorgezogenen Neuwahl ein starkes Mandat für die Brexit-Verhandlungen erhofft, ihre konservativen Tories erlitten stattdessen aber bittere Verluste. Sie kommen nach Auszählung aller Wahlkreise auf 318 Mandate, 13 weniger als bei der Wahl 2015. Die oppositionelle Labour-Partei gewann 30 Sitze hinzu und kommt auf 262 Sitze.

Ukip geht unter

Die DUP erhielt zehn Sitze. Die Liberaldemokraten, die 2010 eine Koalition mit Mays Vorgänger David Cameron gebildet hatten, erhielten vier Mandate mehr und kommen auf zwölf Sitze. Als Koalitionspartner kommen sie dieses Mal aber nicht in Frage, weil sie den Brexit vehement ablehnen. Die Schottische Nationalpartei (SNP), die nach den Wahlen 2015 drittstärkste Kraft im britischen Unterhaus geworden war, verlor 21 ihrer 56 Sitze.

Die rechtspopulistische Ukip, die 2015 noch auf 12,6 Prozent gekommen war, verlor mehr als zehn Prozentpunkte und ihren einzigen Sitz im Unterhaus. Parteichef Paul Nuttal trat zurück. Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 69 Prozent höher als in den vorangegangenen Parlamentswahlen seit 1997.