Befehl von oben

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In der Bommeleeër-Affäre hat sich jetzt ein womöglich wichtiger Zeuge gemeldet. Es geht um die tödliche Sprengfalle bei Asselscheuer. Der ehemalige Gendarm gibt brisante Details preis.

„Es hätte Tote geben können“, hieß es über all die Jahre immer wieder. Dieser Satz fiel auch im Bommeleeër-Prozess vor mehr als zwei Jahren. Gemeint ist die heimtückische Sprengfalle unweit von Asselscheuer in einem Waldstück. Dort, zwischen Tannenbäumen, war um den 5. Juli 1985 ein Stolperdraht gespannt. Auf Hüfthöhe, an zwei Stämmen, waren Dynamitstangen befestigt. Eine brennende Taschenlampe sollte Neugierige anlocken.

Hätte man den Draht nur leicht berührt, wäre das Dynamit auf beiden Seiten explodiert. Durch die Holzstämme wäre die Splitterwirkung verheerend gewesen. Ob Mensch oder Tier, ganze Körperteile wären zerfetzt worden. Diese Szenario ist glücklicherweise nicht eingetreten. Einem Ehepaar aus Asselscheuer war bei einem Abendspaziergang das Licht in dem Waldstück aufgefallen und es rief die Gendarmerie aus Bereldingen.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Die „booby trap“ (versteckte Sprengfalle) wird in Verbindung mit den Bombenlegern gebracht. Der Fall wurde 30 Jahre später im Bommeleeër-Prozess ausgiebig behandelt.

Eine Warnung

Von einem Ablenkungsmanöver war die Rede. Am gleichen Abend krachte es in den Kasematten in Luxemburg-Stadt.
Jetzt hat sich ein Zeuge gemeldet. Es handelt sich um einen früheren Gendarmen aus der Region. Auch nach all den Jahren auf das Thema angesprochen, wirkt der Mann nervös und eingeschüchtert.

Seinen Namen möchte er nicht nennen. „Wir waren wegen der Anschlagsserie immer wieder im Einsatz, mussten Streife fahren. Wir haben auch die Strommasten bei Asselscheuer kontrolliert“, erzählt er gegenüber RTL. Er stockt, holt Luft und redet weiter: „Kurz vor der Entdeckung der Sprengfalle sollten wir das Gebiet unweit der ‚booby trap‘ im Auge behalten. Wir hatten Order von oben, bis zu einem Kreuz zu fahren. Wir sollten auf keinen Fall aus dem Auto steigen. ‚Fuert bis bei d’Kräiz a bleift soss iwwerall ewech‘, so die Order.“

Zwei Chefs

Der Zeuge spricht von einem mündlichen Befehl aus der Zentrale in der Stadt in Richtung Brigade. Aus heutiger Sicht ist für den Mann klar, das war eine Warnung. Man wird den Verdacht nicht los, dass man in der Gendarmerie-Zentrale in der Stadt über die bevorstehende Sprengfallen-Aktion bei Asselscheuer Bescheid wusste. Damals, zur Zeit der Anschläge, war Charles Bourg „directeur des opérations“, also verantwortlich für sämtliche Einsätze der Gendarmerie. Seine linke Hand in der Befehlskette und verantwortlich für die Brigaden war Marc Zovilé.

Gegen Charles Bourg sowie fünf weitere ehemalige Polizisten läuft seit zwei Jahren ein Ermittlungsverfahren. Ihnen wird in der Bommeleeër-Affäre unter anderem Mittäterschaft vorgeworfen. Marc Zovilé schrammte wegen seines mehr als seltsamen Verhaltens im Prozess um die 20 Anschläge in Luxemburg haarscharf an einer Anklageerhebung vorbei. Er ist inzwischen in Rente.

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