Baseball-Kappen für gerettete Iraner

Baseball-Kappen für gerettete Iraner
(dpa)

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Die Ironie ist unübersehbar. Ausgerechnet US-Soldaten befreien Iraner aus der Hand von Piraten. Und sie gehören ausgerechnet einem Marineverband an, an dem sich kürzlich der Zorn Teherans aufgehängt hatte. Kein Wunder, dass sich die USA in ihrem Coup sonnen.

Es ist eine Ironie – jedenfalls in den Augen der Amerikaner. Inmitten neuer Spannungen mit dem Iran fällt ihnen ein Geschenk in den Schoß: Ein US-Flottenverband stößt im Indischen Ozean auf Piraten, die ausgerechnet 13 iranische Fischerleute in ihrer Gewalt haben. Und es ist nicht irgendein Marineverband. Just vor wenigen Tagen haben der iranische Verteidigungsminister und ein General mit militärischer Gewalt für den Fall gedroht, dass sich die Gruppe um den Flugzeugträger „USS John C. Stennis“ noch einmal im Persischen Golf blicken lässt.

Nun gehen Bilder um die Welt, auf denen die vom US-Militär befreiten ausgehungerten Iraner des Schiffes „Al Molai“ ihre Retter dankbar umarmen. „Es ist, als ob Euch Gott geschickt hat“, zitiert die „New York Times“ am Samstag Fazel Ur Rehman, einen 28-jährigen Fischer. „Jede Nacht haben wir darum gebetet, dass Gott uns rettet. Und dann kamt Ihr.“

Anerkennung aus Teheran

Da kam schließlich auch die Teheraner Führung nicht um anerkennende Worte für Aktion der US-Navy herum, wenn sie auch eher dürr ausfielen. „Das war eine humanitäre Tat der US-Marine, und wir begrüßen sie“, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast laut dem Nachrichtensender Al-Alam. „Es sollte die Aufgabe aller Länder sein, gegen Piraterie auf See zu kämpfen.“

Die USA ihrerseits ließen anscheinend keine Gelegenheit aus, sich in diesem Coup zu sonnen. Die Navy verbreitete nicht nur Fotos, sondern auch ein Video von der Rettung. Hinzu kamen zahlreiche Mitteilungen und Kommentare, in denen führende Marinevertreter „versuchten, großmütig zu klingen, aber ihre Freude kaum verbergen konnten“, schrieb die „Washington Post“. Die Navy habe einen Jackpot in Sachen Public Relations geknackt – und das weidlich ausgenutzt.

Heikle Rettungsaktion

Allerdings war die Rettungsaktion nicht unkompliziert, wie etwa die „New York Times“ hervorhob. Sie sprach von einem „Gemisch aus Diplomatie, Drama und Nahost-Politik“.

Demnach begannen sich am Donnerstag die Ereignisse zu überstürzen, nachdem die Piraten die „Al Molai“ vor rund sechs Wochen in ihre Gewalt gebracht und offenbar als Basis für ihre Operationen benutzt hatten. Nach Schilderungen des US-Militärs und verschiedener Medien fing der Flottenverband einen Hilferuf des unter der Flagge der Bahamas fahrenden Frachters „Sunshine“ auf, der just von sechs Piraten attackiert wurde. Die Angreifer hätten nicht gewusst, dass sich die „Stennis“, die erst kürzlich den Persischen Golf verlassen hatte, ganz in der Nähe befand. „Das könnten die dümmsten Piraten gewesen sein, die es je gegeben hat“, zitierte die „New York Times“ den kommandierenden Admiral Craig Faller.

Piraten-Verfolgung

Während die „Sunshine“-Angreifer festgenommen wurden, nahmen den Berichten zufolge US-Helikopter etwa 50 Kilometer entfernt die „Al Molai“ ins Visier, auf der den Amerikanern einiges verdächtig erschien. So ließen sie die sechs Piraten zunächst wieder frei, die dann prompt auch das iranische Schiff als ihr „Mutterschiff“ ansteuerten. Ein Befreier-Team der „Stennis“-Gruppe ging aber nach Angaben der „New York Times“ wegen der heiklen diplomatischen Lage erst dann an Bord, nachdem dem Kapitän der „Al Molai“ ein offizielles Hilfeersuchen entlockt worden war – in einer Sprache, die die Piraten nicht verstehen konnten. Insgesamt 15 Piraten wurden festgenommen.

„Das ist eine unglaubliche Geschichte. Das ist eine großartige Geschichte“, schwärmte in Washington die Sprecherin des US-Außenamtes, Victoria Nuland. Das Pentagon verbreitete ein Bild von Verteidigungsminister Leon Panetta mit Faller an der Strippe, dem er seine persönlichen Glückwünsche zu der Rettungsaktion übermittelte. „Es war ein großartiger Ausgang für einige unschuldige iranische Fischerleute, und es ist ein Zeichen dafür, wer wir als Amerikaner sind…Wir würden das für jedes Land auf der Welt tun“, sagte der Admiral laut der „Washington Post“.

Die Zeitung zitierte zugleich den Experten Micah Zenko vom politischen Forschungsinstitut Council on Foreign Relations mit den Worten, es sei schon wiederholt vorgekommen, dass die US-Navy Iranern in Nöten in der Region geholfen habe – ohne Fanfaren. Diesmal, so US-Medien, erhielten die Geretteten neben Speis und Trank nach ihrer Befreiung auch noch Baseball-Kappen der Navy als Geschenk – zum Ablichten mit ihren Rettern.