Auchan sucht kreative Kunden

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"Die besten Ideen kommen von den Kunden selbst." Der Chef der französischen Handelskette Auchan ist von dem Konzept überzeugt, das er zusammen mit dem US-Internet-Unternehmen Quirky künftig in Frankreich umsetzen will.

Jeder Kunde, dem ein neues Produkt vorschwebt, soll seine „Erfindung“ vorschlagen können – und im Fall der Herstellung am Gewinn beteiligt werden. In den USA läuft das Modell über die Internet-Plattform Quirky bestens – nun will Auchan es erstmals in Europa einführen.

Das Konzept von Quirky ist so simpel wie einleuchtend: Jeder, der im Alltag auf ein Problem stößt und dafür einen Lösungsvorschlag hat, kann per Internet seine „Erfindung“ präsentieren. Dazu muss er keine ausgefeilten Baumodelle oder chemischen Formeln vorlegen, sondern schlicht die Idee, die dann von anderen Internetnutzern bewertet und weiterentwickelt wird. Per Internet-Votum werden die besten Ideen ausgewählt; Quirky entscheidet dann, welche tatsächlich produziert und vertrieben werden. Rund zehn Prozent des Gewinns gehen an den „Erfinder“ und seine „Mitarbeiter“.

Biegbare Mehrfach-Steckdose

Der „Renner“ bei dem 2005 gegründeten Internet-Unternehmen, das inzwischen eine Gemeinschaft von mehr als 500.000 Menschen versammelt, ist eine biegbare Mehrfach-Steckdose. Jeder, der schon einmal versucht hat, mehrere Stecker und Aufladegeräte in eine starre Mehrfach-Steckdose zu zwängen, kennt das Problem. Der damals 17-jährige Schüler, der ursprünglich die Idee dazu hatte, machte damit inzwischen über 350.000 Dollar.

Künftig sollen sich auch die Franzosen als Erfinder betätigen. Auchan-Chef Vincent Mignot ist zuversichtlich: „Wir haben zuerst das Konzept und das Interesse der Kunden getestet, bevor es auf unsere 120 französischen Großmärkte ausgedehnt wird. Und es läuft gut an.“ Rund 60 amerikanische „Erfindungen“ werden bereits bei Auchan verkauft, die Warenhaus-Kette hat für Quirky-Produkte den Exklusiv-Vertrieb für zwei Jahre in Frankreich.
Im Auchan-Supermarkt von La Défense am Stadtrand von Paris wurden seit Mitte September bereits fast 600 Quirky-Produkte verkauft zu einem Preise zwischen vier und 40 Euro. Und seit Mitte September gibt es eine französische Internet-Seite für „Erfinder“, auf der bisher mehr als 450 Ideen eingegangen sind.

„Quirky ist ein Konzept, das es noch nicht in Frankreich gibt, und noch nicht einmal in Europa“, begeisterte sich Mignot kürzlich, als die ersten vier Produkte vorgestellt wurden, die von Franzosen erfunden wurden und produziert werden sollen: Ein aufklappbarer Blumentopf für ein einfacheres Umtopfen von Pflanzen, ein Gefäß zum sicheren Transport von Torten im Auto, eine Dose zum Wiegen von Lebensmitteln und eine Teekanne mit programmierbarer Brühzeit.

Ab Anfang 2014 sollen die von Franzosen erfundenen Produkte in Frankreich in den Regalen liegen. „Die Herstellung wird umgehend in den USA gestartet und diese Produkte dürften in unseren Geschäften nach 30 Tagen bis sechs Monaten ankommen“, erläuterte Auchan-Chef Mignot, der im vergangenen Dezember mit Quirky-Gründer Ben Kaufman eine Partnerschaft geschlossen hat. Es gehe darum, dass die Kunden selbst „die Produkte ihrer Träume“ entwickeln könnten.