Athen muss warten, Italien hat schon

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In Athen wird weiter über den Schuldenschnitt verhandelt. Es geht um Zinsen und rechtliche Details - aber die Zeit wird knapp. Italien hat sich wieder frisches Geld besorgt

Griechenland ringt mit der Finanzwirtschaft weiter um den dringend benötigten Schuldenschnitt. Derweil lässt Italiens Jubelstimmung mit dem zweiten Gang an den Kapitalmarkt schon wieder etwas nach. Zwar konnte sich Rom am Freitag knapp 5 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen – allerdings verbesserten sich die Konditionen nicht im erhofften Ausmaß. Parallel wurde in Athen mit Hochdruck verhandelt, sagte ein Mitarbeiter des griechischen Finanzministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Einzelheiten nannte er nicht.

Aus Regierungskreisen hieß es, mit einem Abschluss werde nicht vor Ende nächster Woche gerechnet. Am Donnerstag hatte der Internationale Bankenverband IIF erklärt, es gebe immer noch „ungelöste Kernpunkte“ und die Zeit werde knapp. Wo genau die Knackpunkte liegen, wurde offiziell nicht bekannt.

Welcher Zinssatz?

Laut griechischen Quellen geht es um den Zinssatz der neuen Anleihen, die nach dem Schuldenschnitt von 50 Prozent die alten ersetzen sollen und um Garantien, dass es keinen weiteren Schnitt geben werde. Außerdem werde verhandelt, ob bei möglichen juristischen Verwicklungen griechisches oder – wie die Banken fordern – britisches Recht gelten soll. Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland und ist auch Voraussetzung für weitere Hilfskredite.

Aber selbst bei einer Einigung mit dem IIF hätten die einzelnen Investoren bis zu sechs Wochen Zeit um zu erklären, ob sie überhaupt am Schuldenschnitt teilnehmen. Vor allem Hedge-Fonds weigern sich nach Medienberichten und setzen entweder auf die volle Auszahlung der griechischen Schulden oder die Auszahlung aus Ausfallversicherungen. Deswegen könnte der Schuldenschnitt die angepeilten 100 Milliarden Euro verfehlen. Dann wären zusätzliche Hilfen für Athen nötig.

Anfang kommender Woche werden auch die Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen erwartet. Auch von ihrem Urteil hängt die Auszahlung weiterer Hilfskredite ab.

Nachfrage nach italienischen Anleihen schwächer

Italiens Gang an den Kapitalmarkt war unter dem Strich zwar erfolgreich, anders als am Vortag verbesserten sich die Konditionen aber nicht mehr so deutlich. Auch die Nachfrage war nicht so stark wie noch am Donnerstag. Trotzdem nahm Rom wie geplant 4,75 Milliarden Euro auf. Beim größten Paket mit einem Volumen von 3 Milliarden Euro und einer Laufzeit bis 2014, lag die Rendite mit 4,83 Prozent 0,8 Punkte unter dem Wert vom 29. Dezember. Die Märkte reagierten leicht enttäuscht auf die Auktion: Der Eurokurs geriet etwas unter Druck, italienische Anleihenkurse gaben anfängliche Gewinne teilweise ab.

Der IWF erhöht unterdessen den Druck auf Ungarn und verweigert dem hoch verschuldeten EU-Land vorerst Gespräche über die dringend benötigte Kredithilfe. Ob und wann Verhandlungen über Kredithilfen aufgenommen würden, hänge davon ab, dass Ungarn konkrete Schritte unternehme, um seine Wirtschaft zu stabilisieren, erklärte IWF-Chefin Christine Lagarde. Auch die EU verweigert bislang Hilfen. Sie wirft der rechtskonservativen Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban vor, mit neuen Gesetzen geltendes EU-Recht zu brechen und damit unter anderem die geforderte Unabhängigkeit der Notenbank auszuhöhlen. Nächsten Freitag trifft EU-Währungskommissar Olli Rehn den zuständigen ungarischen Minister Tamas Fellegi.

Spannungen

Im europäischen Bankensektor bleiben die Spannungen trotz einer spürbaren Verbesserung am europäischen Anleihenmarkt außergewöhnlich hoch. Dies zeigen die kurzfristigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die zum Wochenschluss einen Rekordwert von rund 489,9 Milliarden Euro erreichten. In den Tagen zuvor waren die Einlagen von einem Rekord zum nächsten geeilt.

Die kurzfristigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB liefern einen Hinweis auf das Misstrauen der Institute untereinander. Normalerweise deponieren die Banken nur ungern überschüssige Mittel bei der EZB, da die Konditionen für sie ungünstig sind. Nun parken die Geschäftsbanken aber offenbar einen Teil der zuletzt großzügigen Liquiditätsversorgung durch die Notenbank wieder dort. Ende 2011 hatte die EZB mit einem Dreijahreskredit fast 500 Milliarden Euro in den Bankensektor gepumpt.