Assange hinter Gittern

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Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Gründer der Internet-Plattform Wikileaks, Julian Assange, hat sich am Dienstagmorgen in London der Polizei gestellt. Bereits am Nachmittag wurde er im Amtsgericht von Westminster dem Haftrichter vorgeführt.

(aktualisiert:17:30 Uhr)

Assange erklärte dem Richter, dass er seine Auslieferung von Grossbritannien nach Schweden anfechte. Wie viel Zeit die Bearbeitung der Auslieferungsformalitäten und des Einspruchs in Anspruch nehmen werde, sei schwer zu sagen, erklärte Assanges schwedischer Anwalt Björn Hurtig. Es könne von einer Woche bis zwei Monate dauern.

Bis zur Entscheidung über die Auslieferung bleibe Assange entweder in Untersuchungshaft oder werde gegen die Zahlung einer Kaution wieder freigelassen, sagte eine Sprecherin der Abteilung für Auslieferung. In Schweden hingegen könnte Assange nach Auffassung von Hurtig nicht für längere Zeit festgehalten werden. Schliesslich habe die schwedische Staatsanwaltschaft den Haftbefehl lediglich erwirkt, um Assange verhören zu können. Siehe auch:
Haftbefehl gegen Wikileaks-Gründer Assange aufgehoben

Erneut unter Vergewaltigungsverdacht

WikiLeaks-Gründer zur Fahndung ausgeschrieben


Berufung gegen Haftbefehl


Steht Assange vor der Festnahme?


Wikileaks-Gründer will Polizei treffen

Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Nötigung

Schweden hatte Assange wegen des Vorwurfes der Vergewaltigung und sexuellen Belästigung international zur Fahndung ausschreiben lassen. Zwei Frauen hatten nach einem Treffen im Sommer Anzeige gegen Assange erstattet: eine wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung, eine wegen sexueller Belästigung und Nötigung. Assange wies die Anschuldigungen zurück und sprach von einer Schmutzkampagne. Seinem britischen Anwalt Mark Stephens zufolge gehen die Vorwürfe auf einen „Streit über einvernehmlichen, aber ungeschützten Geschlechtsverkehr“ zurück.

Wikileaks hatte in der vergangenen Woche Hunderttausende teils geheime Dokumente des US-Verteidigungsministeriums veröffentlicht. Assange und Stephens gehen davon aus, dass die Anzeigen aus politischen Motiven erstattet wurden. Die schwedische Staatsanwältin Marianne Ny wies die Vorwürfe am Dienstag zurück.

Die Verhaftung Assanges sei ein Angriff auf die Pressefreiheit, werde die Plattform jedoch nicht von der Veröffentlichung weiterer Dokumente abhalten, sagte eine Sprecherin von Wikileaks am Dienstag. 

Wikileaks unter juristischem und finanziellem Druck

Nach den jüngsten Veröffentlichungen gerieten die Enthüllungsplattform und ihr Gründer Assange immer stärker unter Druck. Mehrere Unternehmen kündigten Wikileaks den Speicherplatz, mehrfach wurde die Internetseite von Hackern angegriffen und die schweizerischen Behörden sperrten am vergangenen Montag Assanges Konto.

Am Dienstag teilte das Kreditkartenunternehmen Visa mit, dass es die Zahlungsabwicklung für Wikileaks eingestellt habe. Zuvor hatte schon der Online-Bezahldienst PayPal die Abwicklung von Spenden für Wikileaks unterbrochen.

In den USA wurden unterdessen Ermittlungen wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit gegen Wikileaks aufgenommen. US-Verteidigungsminister Robert Gates begrüsste die Festnahme Assanges. „Das sind gute Nachrichten“, sagte er am Rande eines Treffens mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai.

dapd