Arbeitnehmer verlieren Kaufkraft

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(AP)

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In zwölf der 28 EU-Staaten droht den Arbeitnehmern in diesem Jahr ein Verlust ihrer Kaufkraft. Die Forscher des WSI machen dafür Lohnkürzungen der öffentlichen Hand und vielerorts Einschnitte beim Mindestlohn mitverantwortlich.

Sinkende reale Arbeitseinkommen waren lange Jahre ein deutsches Phänomen“, schrieb das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in seinem am Montag veröffentlichten Tarifbericht. „Inzwischen hat der Negativ-Trend jedoch einen großen Teil Europas erfasst.“

2012 habe es sogar in 20 EU-Staaten Reallohnverluste gegeben. Im EU-Schnitt seien die Löhne nach Abzug der Inflation um 0,7 Prozent gesunken. Deutschland gehöre dagegen inzwischen wieder zu den Ländern mit einem merklichen Kaufkraftgewinn.

Verluste auch in Luxemburg

Auch Luxemburg zählt zu den Ländern, in denen die Kaufkraft in den letzten Jahren gesunken ist. So sind die Reallöhne, laut der Studie, in den Jahren 2010 bis 2013 um insgesamt 3,1 Prozent gesunken.

In den Jahren 2001 bis 2009 waren die Reallöhne in Luxemburg noch um insgesamt 3,4 Prozent gestiegen – das war jedoch der schwächste Zuwachs aller EU-Länder (abgesehen von Deutschland).

Lohnverluste in Südeuropa

Besonders drastisch ist die aktuelle Entwicklung in einigen Ländern Südeuropas. Für Griechenland prognostiziert das Institut für dieses Jahr einen Rückgang der Reallöhne um 6,2 Prozent, für Zypern sogar von 8,5 Prozent.

„Aber auch in den Niederlanden, Großbritannien oder Irland drohen den Beschäftigten wieder reale Lohnverluste, zum Teil im vierten Jahr hintereinander“, schrieben die WSI-Forscher. Sie machen dafür staatliche Eingriffe in die Lohnpolitik mitverantwortlich, „vor allem Lohnstopps und Lohnkürzungen im öffentlichen Sektor und Einschnitte beim Mindestlohn“. Besonders in Griechenland, Portugal und Irland habe dies zu einer „weitreichenden Zerstörung von Flächentarifvertragsstrukturen“ geführt.

Besser sieht es in Deutschland aus. Die EU-Kommission rechnet für 2013 mit einem Reallohnplus von 0,6 Prozent. „Deutschland gehört zu den wenigen EU-Ländern, deren Beschäftigte im Durchschnitt seit 2010 inflationsbereinigt spürbare Lohnzuwächse verzeichnen“, erklärte das WSI.

Allerdings sei mit einer Reallohnsteigerung von insgesamt 2,8 Prozent bislang nur knapp die Hälfte der Einbußen ausgeglichen worden, die zwischen 2001 und 2009 aufgelaufen waren. In diesem Zeitraum sei Deutschland der einzige EU-Staat mit sinkenden Reallöhnen gewesen. Sie schrumpften in dieser Zeit um 6,2 Prozent.

Daneben erklärt der WSI: „Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität ist vor dem Hintergrund der Rezession im Jahr 2012 EU-weit zum Erliegen gekommen. (…) In insgesamt 13 EU-Staaten ging die Produktivität zurück, darunter am stärksten in Luxemburg (minus 1,9 Prozent)“.