Donnerstag30. Oktober 2025

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600 Leihmütter für Luxemburg

600 Leihmütter für Luxemburg
(dpa)

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Laut marokkanischen Medienberichten sollen 600 Leihmütter aus Marokko für kinderlose Paare aus Luxemburg Kinder zur Welt gebracht haben. Die Meldung sorgt für Skepsis.

Marokkanische Leihmütter sollen für kinderlose Paare aus Luxemburg Babys zur Welt gebracht haben. Ein lukratives Geschäft, wie eine marokkanische Menschenrechtsorganisation berichtet. Demnach wurden pro Kind zwischen 13.000 und bis zu 18.000 Euro bezahlt. Rund 600 marokkanische Frauen trugen demnach im Auftrag der Kunden das Wunschbaby aus. Laut dem Präsidenten der Menschenrechtsorganisation, Khalid Cherkaoui, wurden die Frauen in Luxemburg künstlich befruchtet. Neun Monate später brachten sie hierzuande das Kind zur Welt. Die „Gestation pour autrui“ (Leihmutterschaft) ist in Luxemburg gesetzlich nicht geregelt. Was bedeutet, dass, wer es macht, nicht „contraire à la loi“ ist, bestätigte am Donnerstagabend Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo dem Tageblatt. Im Regierungsprogramm ist darum auch eine Änderung vorgesehen.

Am Dienstag deckte die marrokanische Tagezeitung „Al Akhbar“ das bislang geheimgehaltene Leihmutterschaftsprogramm auf. Nach islamischem Recht sind künstliche Befruchtungen verboten. Demnach führten marrokanische Ärzte heimlich ein Dateiensystem und arbeiteten mit Zwischenhändlern zusammen. Khalid Cherkaoui spricht von Gebärmaschinen. „Es ist ein Skandal, hier wurden die Rechte der Frauen eklatant verletzt,“ so der Menschenrechtler. Bei den Leihmüttern soll es sich meist um Hausmädchen oder Frauen aus armen Familien handeln. Die Frauen finanzieren eigene Familie mit dem umstrittenen Verfahren der Leihmutterschaft.

Unvorstellbare Zahl

Mit der Meldung konfrontiert, reagierten ein Gynäkologe und auch Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo äußerst überrascht. Beide wollten der Meldung nicht so recht Glauben schenken. Ein In-Vitro-Labor, zur künstlichen Befruchtung, gibt es in Luxemburg nur eines: im „Centre hospitalier“ in Luxemburg-Stadt. Solch eine Installation privat zu betreiben, hält der befragte Frauenarzt für quasi unmöglich. Er habe in seiner ganzen Karriere nie von solchen Vorgängen gehört geschweige denn sie mitbekommen. Er selbst habe in seiner Karriere ein bis zwei marokkanische Frauen entbunden, eine Leihmutter sei, seines Wissens, nicht dabei gewesen.

Auch Minister Di Bartolomeo kann sich diese Geschichte nicht vorstellen. Ein Problem bleibt der fehlende Zeitraum für die mehr als 600 gemeldeten Befruchtungen und Geburten. In Luxemburg wurden laut Statistischem Amt im Jahr 2011 insgesamt 5.639 Geburten registriert. Di Bartolomeo hält die Zahl damit für „unvorstellbar“. „Eine Handvoll Fälle“, so etwas könnte nie ausgeschlossen werden. Aber sollte die genannte Zahl wirklich stimmen, müsste eine kriminelle Bande dahinter stecken, die dann auch ein privates Befruchtungslabor betreiben müsste. Und es stelle sich noch das Problem der Mutterschafts-Anerkennung, vielmehr der erforderlichen Adoption durch die „Auftraggeber“.