Demnach lebten in den 27 EU-Ländern mehr als 115 Millionen Menschen an der Armutsgrenze – etwa zwei Millionen Europäer mehr als 2009. Das teilte wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mit.
Besonders ernst ist die Lage in Bulgarien mit 42 Prozent, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet sind. In Rumänien sind es 40 Prozent, die nur knapp oberhalb der Armutsgrenze leben. Aber auch die Menschen in Lettland (38 Prozent), Litauen (33 Prozent) und Ungarn (30 Prozent) sind von der Armut getroffen. In Tschechien sind es dagegen nur 14 Prozent. Auch Schweden und die Niederlande verzeichnen mit jeweils 15 Prozent nur wenige Leute, die von der Armut gefährdet sind. Finnland, Österreich und Luxemburg kommen laut Eurostat auf 17 Prozent Armutsgefährdung. Sozialtransfers wurden dabei nicht berücksichtigt. Deutschland kommt auf eine Quote von 19,7 Prozent. Diese Angaben decken sich nicht mit den Statec-Berechnungen. Dem Luxemburger Statistikamt zufolge verfügten 2010 45 Prozent der Haushalte über ein Einkommen, das unter der Armutsgrenze lag.
Sozialtransferts helfen
Immer noch 16 Prozent der Bevölkerung in der EU waren nach Zahlung von Sozialleistungen von Armut gefährdet. Ihr verfügbares Einkommen lag unter der nationalen Armutsgefährdungsschwelle. Lettland, Rumänien, Bulgarien und Spanien (je 21 Prozent) hatten die höchsten Armutsgefährdungsquoten und die Tschechische Republik (9 Prozent), die Niederlande (10 Prozent), die Slowakei, Österreich und Ungarn (je 12 Prozent) die niedrigsten. In Luxemburg lag die Quote bei 14,5 Prozent. Und immerhin noch 8 Prozent in der EU sahen 2010 ihre Lebensqualität aufgrund erheblicher materieller Entbehrungen eingeschränkt. In Luxemburg waren es nur knapp 1 Prozent.
In den 27 Ländern der EU lebten vor zwei Jahren 10 Prozent in einem Haushalt mit niedriger Erwerbstätigkeit. Es handelt sich um Personen, die weniger als 20 Prozent der Zeit gearbeitet haben. Großbritannien und Belgien weisen in diesem Zusammenhang die höchste Quote auf, mit 13 Prozent. In Luxemburg, die Tschechische Republik und Schweden stellt diese Kategorie nur 6 Prozent dar.
Kinder besonders betroffen
Nach Angaben von Eurostat sind Kinder besonders stark von Armut bedroht (27 Prozent). In Bulgarien, Slowenien, Finnland und Schweden waren hingegen ältere Personen am häufigsten betroffen.
Nach Definition der Statistiker ist von Armut bedroht, wer weniger als 60 Prozent des nationalen Medianeinkommens zur Verfügung hat. Der Medianwert teilt die Einkommensbezieher in zwei Gruppen auf. Die Hälfte liegt über diesem Wert, die andere darunter.
Soziale Ausgrenzung bedeutet, dass Menschen vom gesellschaftlichen Leben weitestgehend ausgeschlossen sind und keinen akzeptablen Lebensstandard mehr haben.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können