Wachstum, ja gerne

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Einiges lässt sich viel besser planen, anderes gar nicht

Ein Blick auf die Karte genügt, um zu wissen, dass Luxemburg Teil der weiten westeuropäischen Ebene ist.
Die Grenzen zog 1839 eine Großmächtekonferenz, ohne „uns“ zu fragen; es entstand, frei nach Scuto, ein Staat, dessen Bevölkerung schrittweise das Nationalgefühl entwickelte, das die ursprünglich beabsichtigte Eingliederung in Belgien, Deutschland oder Frankreich verhindern half. Luxemburg war ein armes Agrarland, wurde dann zum reichen Stahlrevier, mutierte zum Finanzplatz und ist dabei, die regionale Metropole zu werden.

Unter Metropole verstehen wir ein städtisches Ballungsgebiet mit allen Vor- und Nachteilen. Letztere ergeben sich aus dem wuchernden Wachstum, das dann stattfindet, wenn die politisch Verantwortlichen punktuell denken/handeln, und nicht umfassend, planend, weil vorausschauend.

Es ließe sich leicht diesem oder jenem recht lauten Minister der CSV-Ära vorwerfen, nur Tagespolitik betrieben zu haben, aber darauf sei verzichtet, weil Polemik nicht weiterhilft. Die großregionale Metropole Luxemburg, die man nicht entstehen sah, ist nun da – aber noch lange nicht im definitiven Ausmaße.

Ob in 20 oder 30 Jahren 700.000 oder eine Million Menschen auf den 2.586 Quadratkilometern des Staatsgebietes wohnen, ob die Pendlerströme aus den Nachbargebieten 300.000 oder eine halbe Million Arbeitskräfte bringen, weiß keiner; zu zahlreich und vielschichtig sind die Faktoren, die Luxemburgs Entwicklung im Rahmen der Europäischen Union beeinflussen werden.

„Wir“ vergessen allzu gern, dass die EU-Verträge, die uns zum wirtschaftlichen Erfolg und zum vergleichsweise hohen Lebensstandard verhalfen, den politischen Spielraum in wichtigen Fragen auf quasi null reduzieren. Wenn der Biertisch den sofortigen Stopp der Einwanderung aus, beispielsweise, Portugal oder dem Balkan verlangt, oder die Kenntnis des Lëtzebuergeschen für alle Arbeitnehmer, oder die vorrangige Einstellung der Luxemburger Arbeitslosen, so redet er Stuss.

Luxembourg Metropolitan Area, wie man das Land im modischen Newspeak wohl nennen täte, ist ein bevorzugtes Kind der EU-Dynamik und wird ein solches bleiben, trotz LuxLeaks, wenn erstens Europa seine Krisen meistert und zweitens wenn wir, wir Luxemburger, politisch und wirtschaftlich weltoffen, pragmatisch mit Chancen wie Problemen umgehen.

An den sogenannten „Zukunftstischen“ werden natürlich mehr Fragen aufgeworfen als Lösungen angeboten. Sie sind leider nicht der erhoffte Publikumsmagnet. Sich aus dem Bauch heraus über „die Zustände“ zu ärgern, ist ein Ding, die öffentliche Auseinandersetzung mit den Fakten ein anderes, schwierigeres.

Der regierenden Koalition gebührt sicher Anerkennung dafür, dass sie die Debatte über die politischen Kreise hinausträgt. Damit verstärkt sie zur richtigen Zeit (jetzt!) das schon lange schwelende Gefühl, dass Ordnung in die Landesplanung gebracht werden muss, zügig, konsequent, mit Blick auf die nachhaltig abzusichernde Lebensqualität.
Aber die tatsächlichen wie die vermeintlichen Experten sollten sich nicht an einem Steuerpult wähnen, an dem sie gutes Wachstum programmieren und „schlechtes“ eliminieren könnten. Die Metropole Luxemburg, gemeint ist das Land Luxemburg, braucht eine florierende Wirtschaft, eine, die überdurchschnittlich wächst.
Es sei denn, wir würden uns einig darüber, kürzerzutreten. Viel kürzer.