VinyllieblingeRetro-Soul trifft Soul

Vinyllieblinge / Retro-Soul trifft Soul
Dexys Midnight Runners Foto: Facebook/Dexys Midnight Runners

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… oder „Horsepower For The Streets“ von Jonathan Jeremiah begegnen Dexys Midnight Runners mit „Too-Rye-Ay“ – und für beide gilt: Gute Laune ist garantiert!

Dexys Midnight Runners – Too-Rye-Ay, as it should have sounded

Es war im Jahr 1982, als Kevin Rowland mit seiner Band Dexys Midnight Runners das Album „Too-Rye-Ay“ herausbrachte. Die/der eine oder andere fragt sich jetzt vielleicht: „Wer ist Kevin Rowland und wer sind Dexys Midnight Runners?“ Doch spätestens, wenn man den Titel „Come on Eileen“ erwähnt, werden sich so einige von uns erinnern. Der Song wurde unter anderem in Großbritannien, Irland, Belgien und Australien ein Nummer-eins-Hit in den Single Charts. Doch wer jetzt glaubt, die Band hätte nur diesen einen Hit gehabt, der irrt: Das Album „Too-Rye-Ay“ ist voll von Schätzen, gemixt aus keltischem Folk, Northern Soul und ein wenig 80er New Wave. Und genau diese Perlen hat Kevin Rowland heute, 40 Jahre später, noch einmal in schwarzes Vinyl gepresst. Der aktuelle Titel der wieder aufgelegten Version: „Too-Rye-Ay, As It Should Have Sounded“. Die Musiker um Rowland betonen: „Das ist jetzt der Director’s Cut und genauso hätte es schon damals klingen sollen.“

Seit Jahren erklärt Rowland in Interviews, dass die Songs des Albums großartig sind, aber mit den Arrangements war er nie ganz zufrieden. „Too-Rye-Ay“ in der neuen Abmischung klingt heller, klarer. Auch die Geigen mit der Musikerin Helen O’Hara treten bei der aktuellen Version mehr in den Vordergrund. Aber es ist nicht nur der Mix den Rowland bedauert, er betrauert auch, dass die Musik von Dexys in diesen Jahren auf die beiden Hits „Come on Eileen“ und „Geno“ (aus deren ersten Album) reduziert wird. Und so ist die „40th Anniversary“-Überarbeitung des Albums eine tolle Chance, dieses vielseitige Album in Gänze kennenzulernen. Und denjenigen, die es aus alten Zeiten noch im Plattenregal haben, gibt die Neuauflage eine schöne Gelegenheit, die Scheibe wieder auf den Plattenteller zu legen. Beide Versionen sind für mich überaus hörenswert, wobei ich die alte Variante bevorzuge, vielleicht einfach, weil mir hier schon jeder Ton vertraut ist.

Egal, ob neu oder alt (das Neue hat übrigens ein anderes Cover erhalten, nämlich das von der damaligen Maxi-Single „Come on Eileen“), die spritzigen Bläser gepaart mit den quirligen Geigensätzen und der manches Mal leidenden, manches Mal nölenden Stimme von Rowland sind auch heute – 40 Jahre später – noch pures Glück und gute Laune. Mit legerer Jeanslatzhose und lockerem Halstuch bescherten die Birminghamer Musiker in Zeiten von Punk und New Wave uns schon damals mit ihrem Celtic Soul eine Wende, die man auch in diesem Winter wirklich gut gebrauchen kann. Dazu gehört mit wunderbaren Emotionen auch der Van-Morrison-Klassiker „Jackie Wilson Said (I’m In Heaven When You Smile)”.


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Jonathan Jeremiah – Horsepower For The Streets

Als Kevin Rowland sein zweites Album herausbrachte, war Jonathan Jeremiah gerade mal zwei Jahre alt. Der britische Musiker, in London im Jahr 1980 geboren, wurde in seiner Jugend von der Musiksammlung seines Vaters geprägt. Dazu gehörten Größen wie Scott Walker, Cat Stevens, Serge Gainsbourg und John Martyn. Doch Musik wurde in der Familie nicht nur konsumiert, mit seinen fünf Geschwistern gab es Gesangsabende, im Alter von sechs Jahren nahm er Unterrichtsstunden, um Gitarre zu erlernen. Mit all diesen Einflüssen bewegte er sich bereits damals in einer bereits vergangenen Zeit! Derweil im Jahr 1982 die erste CD auf den Markt kam und Musik zunehmend elektronischer wurde, zupfte der junge Jeremiah zurückgezogen auf den Dachboden des Hauses seine Gitarre. Und so ist und bleibt Jeremiah ein „Retro-Boy“. In diesem Herbst hat er nun sein fünftes Album produziert. Erste Songs entstanden während einer Konzerttournee in Frankreich, fertiggestellt wurde das Album schließlich in der Bethlehemkerk, einer 1924 erbauten Kirche in Amsterdam, die heute mit einem Tonstudio ausgestattet ist.

Auf diesem Album harmoniert die tiefe und warme Stimme Jeremiahs auf wundervolle Weise mit den sie umgebenden Instrumenten. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Percussion klingen mal zurückhaltend begleitend oder mal kraftvoll und dynamisch. Majestätisch unterstrichen wird das gesamte Album durch ein 20-köpfiges Streicherensemble von der Geige bis zum Kontrabass und einem Chor im Hintergrund. Phoenix und Rosario Dawson begleiten dabei zusätzlich mit dem Vibrafon, der Klang mag den einen oder anderen vielleicht sogar bis in die Zeit eines Lionel Hampton versetzen. All das macht die Musik zu einem groovendem souligen Klanggenuss mit analogem Sound, der einen, wie das neu aufgelegte Album von Rowland, in eine andere, vielleicht auch unbeschwertere Zeit entführen mag.