Aus für „Dr. Sommer“

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Die "Bravo" muss sparen - und trennt sich deshalb nach 16 Jahren von der Chefin der dienstältesten deutschen Aufklärungskolumne Dr. Sommer.

„Es ist richtig, dass sich die Bauer München Redaktions GmbH von Frau Jutta Stiehler zum 30. Juni trennen wird“, sagte Torsten Schulz, Sprecher der Bauer Media Group, am Freitag in München und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom Freitag.

Im Zuge der Kündigung kam es auch zu einem Verfahren vor dem Arbeitsgericht, bei dem der Verlag die Entlassung mit dem Auflagenrückgang der „Bravo“ begründete, bestätigte der Sprecher weiter. Demnach leidet die einst von Millionen Heranwachsenden gelesene Jugendzeitschrift unter dem Bevölkerungsrückgang in der Zielgruppe der Jugendlichen und unter einem veränderten Medienverhalten.

Der Bauer-Sprecher bestritt aber, dass die Aufklärungskolumne ganz eingestellt wird. Diese sei im Gegenteil nach wie vor zentraler Bestandteil der Marke „Bravo“. Es werde auch nach der personellen Veränderung an der Spitze des Dr.-Sommer-Teams weiter mit hoch qualifizierten Mitarbeitern an der Kolumne gearbeitet.

Qualität der Kolumne

Die entlassene Diplom-Sozialpädagogin Stiehler äußerte sich kritisch zur Qualität der Kolumne. „Auf den Dr.-Sommer-Seiten steht heute noch ‚Was immer Dich bewegt – Wir sind für Dich da!‘ Aber tatsächlich bekommen die Leser jetzt offenbar häufig vorgefertigte Antworten, da bleibt ein bitterer Nachgeschmack.“

Die ab Ende der 1960er Jahre lange von dem Sexualaufklärer Martin Goldstein verantwortete Dr.-Sommer-Rubrik sorgte für die sexuelle Aufklärung von ganzen Generationen. Dabei kam es immer mal wieder zu Tabubrüchen. So wurde die „Bravo“ 1972 auf den Index gesetzt, weil dort bei Dr. Sommer der Satz stand „Onanie macht weder krank noch schwul noch unfruchtbar“.

Heute hingegen gibt es etwa in der Online-Ausgabe der „Bravo“ unter Dr. Sommer Tipps zum Sex mit einer Jungfrau oder eine Umfrage zu vorgetäuschten Orgasmen. Das Thema Onanie spielt allerdings auch heute noch eine Rolle – aktuell geht es aber um eine Anti-Onanie-Bewegung.