„The Expats“ ist Ihr erster Kriminalroman. Wie kam es dazu, dass Sie ihn schrieben, und weshalb spielt er in Luxemburg?
Signierstunde mit Chris Pavone
Am kommenden Samstag, den 28. April wird der Autor von „The Expats“ nach Luxemburg kommen. Zwischen 15 und 17 Uhr wird der Autor in der der hauptstädtischen „Librairie Ernster“ seine Bücher signieren. (fb/Tageblatt.lu)
„The Expats“: … und keiner ist der, der er vorgibt zu sein
Dexter Moore und seine Frau Kate leben in Washington. Sie ist Hausfrau, kümmert sich um die beiden Söhne. Er ist im Bankenwesen tätig. Oder genauer gesagt, im IT-Bereich: Dexter Moore arbeitet nämlich an der Verbesserung der Sicherheit bei Online-Finanztransaktionen, und seine Kunden sind dementsprechend Banken. Eines Tages lässt Dexter seine Frau wissen, dass er beabsichtigt, auszuwandern. Und zwar nach Luxemburg, auf unbestimmte Zeit. Kate ist von diesem Vorhaben wenig begeistert und weiß zunächst gar nicht, wo dieses Luxemburg liegt. Als Dexter ihr aber klarmacht, dass er dort mindestens eine halbe Million Dollar jährlich verdienen kann, stimmt sie dem Umzug ins Großherzogtum zu. So kommen die beiden dann mitten im August ins Land. Dexter bezieht ein Büro am Boulevard Royal, die Kinder werden an der internationalen Schule eingeschrieben. Kate macht Bekanntschaft mit dem „American Women Club of Luxembourg“ und lernt dort Julia kennen, deren Mann Bill ebenfalls im Finanzsektor arbeitet. Oder dies zumindest angibt.
Was Dexter den ganzen Tag so treibt, weshalb er so häufig auf Auslandsreisen muss, nach Sarajevo oder Barcelona, nach Paris oder London, darüber lässt er Kate im Dunkeln. Die Geheimnistuerei, so Dexter, müsse sein, um seine Kunden zu schützen. Selbst seine Frau dürfe nichts erfahren … Aber auch Kate hat ihr Geheimnis. Bevor sie Dexter heiratete und Mutter wurde, war sie für die CIA tätig, vor allem in Südamerika. Sie schreckte nicht davor zurück, die Pistole zu zücken und Zeitgenossen, die den USA nicht genehm waren, knallhart umzulegen. Kate hat Dexter nichts davon erzählt, auch nicht davon, dass sie immer noch mit dem CIA in Kontakt steht. Ihr sechster Sinn – und ihre Erfahrung als Agentin – führt dazu, dass sie relativ schnell davon überzeugt ist, dass Julia und Bill nicht diejenigen sind, die sie angeben zu sein. Und sie hat recht. Doch weshalb sind die beiden in Luxemburg, warum suchten sie den Kontakt zu ihr und Dexter?
In seinem Erstlingsroman „The Expats“ erzählt Chris Pavone eine spannungsgeladene Geschichte um Spionage und viel Geld. Keiner der Hauptprotagonisten in dem Buch, das bereits auf mehreren US-Bestsellerlisten steht, ist der, der er vorgibt zu sein. Was das Buch für Luxemburger besonders interessant macht, ist die Tatsache, dass die Geschichte zum Großteil in unserem Land spielt. Die detaillierten Beschreibungen der Hauptstadt, des Marktes auf der Place Guillaume, die Abstecher nach Esch („Millionnaires don’t go to Esch at all“) oder nach Berchem, der heimliche Erwerb eines Hauses in Bondorf (Bigonville) durch Dexter, die Einkäufe in der Belle Etoile oder bei Auchan … All dies lässt einen Luxemburger die Story, die ohnehin den „Verschling-mich-in-einem-Zug-Faktor“ hat, mit anderen Augen sehen und macht das Buch zu einem noch größeren Lesevergnügen. Wer ein Freund des Genres ist, sollte sich diesen Genuss nicht entgehen lassen! (fb)
Chris Pavone „The Expats“
Kriminalroman,
326 SeitenErschienen bei CrownPublishers (RandomHouse, New York)und bei Faber & Faber Limited (England) ISBN 978-0-571-2791-6 Preis: 14,69 Euro
Chris Pavone: „Meine Frau arbeitete in den Jahren 2008 und 2009 in Luxemburg bei Amazon. Wir lebten in diesen zwei Jahren also hier. In New York war ich fast zwei Jahrzehnte im Verlagswesen tätig, veröffentlichte vor allem Kochbücher. Ich wollte schon immer einen Roman schreiben, fand aber, bis zu dem Moment als wir nach Luxemburg auswanderten, nie die Zeit dazu. Hier war ich nun quasi Hausmann und hatte die Gelegenheit dazu. Ich wollte eigentlich keinen Krimi schreiben, sondern eine Geschichte zum Thema Auswanderung. Aber das langweilte mich, und so wurde daraus ein Spionage-Thriller.“
Was wussten Sie über unser Land, bevor Sie hierher zogen?
„Nichts! Wir besuchten das Land kurz im Juni 2008, als die Tage lang waren und das Wetter wunderbar. Dann kam im August der Umzug, das Wetter war schlecht, und wir wussten noch immer nicht viel. Aber immerhin hatten wir eine Wohnung in der rue de l’Eau in der Hauptstadt gefunden.“
Wenn man Ihr Buch liest, hat man den Eindruck, als ob nicht wenige autobiografische Aspekte darin vorkommen. Ihre Hauptprotagonisten fahren einen gebrauchten Audi, den Sie in Esch gekauft haben. War das Ihr Wagen?
„Ja! Wir kauften ihn bei Losch in Esch. Und meine Frau und ich taten vieles, was die Figuren von Kate und Dexter im Buch auch tun. Die Hausarbeit, die Reisen, all das, was Auswanderer tun, die aus den USA nach Europa kommen. Vieles von dem, was im Buch vorkommt, haben wir wirklich erlebt. Außer natürlich die Haupthandlung.“
Was sind die positiven und was die negativen Eindrücke, die Sie von ihrem Aufenthalt in Luxemburg davongetragen haben?
„Ich habe die Auswanderergemeinschaft geliebt und unsere Freunde. Ich habe das Wetter abgrundtief gehasst! Und auch die zahllosen Verteilerkreise. Ich ziehe da Verkehrsampeln vor.“
Ihr Roman erschien Anfang März in englischer Sprache gleich in zwei Verlagen, in New York und in London. Sind Übersetzungen geplant?
„Das Buch liegt mittlerweile auch auf Spanisch vor. Derzeit laufen ebenfalls Verhandlungen mit Verlagshäusern in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, der tschechischen Republik, Russland, Bulgarien, Polen, Brasilien und Japan, wo das Buch dann in einigen Monaten in den jeweiligen Landessprachen erscheinen soll.“
Hört sich an, als ob es ein Bestseller werden könnte. Das Buch wurde ja von den Kritikern euphorisch gefeiert. Hatten Sie damit gerechnet?
„Nein, absolut nicht. Das war für mich eine unglaublich erfreuliche Überraschung. Vor allem haben mich die positiven Kritiken von John Grisham und Patricia Cornwell gefreut, genauso wie die Rezensionen in der New York Times und anderen wichtigen Zeitungen. Inzwischen ist ‚The Expats‘ auf mehreren amerikanischen Bestsellerlisten zu finden.“
Hat noch keiner Interesse an der Verfilmung Ihres Romans gezeigt? Luxemburgs Filmindustrie ist im regen Wachstum!
„Oh, das tut mir leid für die Luxemburger Filmindustrie, aber wir haben die Rechte zur Verfilmung bereits an einen US-Produzenten verkauft. Ich freue mich schon sehr darauf, das ist wirklich aufregend!“
Der Erfolg, den Sie mit „The Expats“ hatten, muss Ihnen doch Lust auf mehr machen. Ist bereits ein neues Buch in Arbeit, vielleicht eine Fortsetzung der Geschichte von Dexter und Kate?
„Das sind gleich zwei Fragen auf einmal. Also ich plane definitiv eine Fortsetzung, aber das wird nicht mein nächstes Buch sein. Ich bin derzeit in der Tat schon wieder am Schreiben, und das wird ebenfalls eine spannende Geschichte werden. Aber die spielt weder im Bankenmilieu noch hat sie etwas mit Auswanderern oder Internetkriminalität zu tun. Es wird etwas ganz Anderes sein.“
De Maart

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