Fernab des Mainstreams

Fernab des Mainstreams
(Christian Schaack)

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Die 6. Auflage des internationalen Jazz-Festivals in Düdelingen ist passé und es ist an der Zeit, Bilanz von "Like a Jazz Machine" zu ziehen.

Insgesamt traten 15 Bands auf mit einer Ratio von vier pro Abend, mit Ausnahme vom Sonntag, an dem nur drei Acts spielten. Es war auch für jeden Geschmack etwas dabei, von klassisch über Worldmusic bis Elektro. Das Ganze hat durchschnittlich pro Tag 350 Zuschauer aus allen Altersschichten angezogen. Doch wie kommt ein Fest des Jazz überhaupt zu diesem beachtlichen Resultat?

Programmdirektorin Danielle Igniti analysiert dies folgendermaßen: „Das Publikum war von Anfang an begeistert und ich habe bis jetzt nur positive Feedbacks erhalten. Da Jazz von gestern, von heute und von morgen geboten wurde, gelang es uns vielleicht so das elitäre Image dieser Musikrichtung zu brechen. Mit einer einzigen Bühne bleibt es auch fürs Publikum interessant, da man keinen Act verpasst und mit regelmäßigen Pausen belohnt wird. Es ist zudem eine besondere Herausforderung für die Nachwuchstalente, die Bühne zu betreten nachdem große Namen gespielt haben, dies bringt Erfahrung und Selbstvertrauen. Die gebotene Qualität stimmte auch da ein Kühn, sobald er auf die Bühne steigt, eine unvergleichliche Aura ausstrahlt. Genauso wurden vielleicht auch hier Anfangskarrieren gestartet, die zudem hohe Qualität geboten haben. Vom finanziellen Aspekt aus betrachtet können wir uns sowieso nicht die allergrößten Namen erlauben, so dass wir eher unser Nischendasein professionell pflegen möchten. Außerdem würde zum Beispiel ein Chick Corea unser Platzangebot total sprengen.“

„Definitiv kein Mainstream“

Und Igniti führt weiter aus: „Deshalb möchten wir weiterhin definitiv keinen Mainstream anbieten und da wir hauptsächlich öffentliche Gelder verwalten, können wir uns auch erlauben, einige Acts zu buchen, die normalerweise nicht sehr viele Zuschauer anziehen würden. Diese Musiker sind uns deshalb umso dankbarer. In punkto Organisation bliebe uns noch das Parkplatzangebot zu verbessern, sowie fürs nächste Jahr einen Shuttle-Dienst für Zugreisende vorzusehen.“

In der Tat wusste ein Joachim Kühn zu begeistern genauso wie Michel Reis Japan Quartett, Bojan Z, Paduart+Dujardin oder auch noch ein Eric Truffaz. Paduart +Dujardin verströmten viel Swing mit antreibender Freude, indem spanisch angehauchte Intros fließend gut aufgebaute Stücke mit abwechslungsreichen Rollenverteilungen einläuteten. Manu Katché insbesondere setzte Akzente, er begleitete meisterhaft und war, obwohl er scheinbar unaufdringlich und diskret werkelte, immer genau auf den Punkt. Und auch Quentin Dujardin auf der Gitarre wimmerte durchwegs mit großem Feeling gequälte oder gefühlvolle Noten aus seinem Instrument hervor, um so Paco Di Lucia zu huldigen.

Fast ohne Aussetzer

Außergewöhnlich originell erschienen The Comet is Coming mit einer energiegeballten Ladung von Elektro, Pop und Jazz. Alle Combos wussten zu überzeugen. Nur das Carla Bley Trio wurde den Erwartungen nicht gerecht. Das eigentliche Problem bestand darin, dass keine einzige Note improvisiert wurde da sie alle mehr Recht als schlecht vom Blatt abgelesen wurden. Carla Bley verhedderte sich beim Notenblatt-Umdrehen so, dass sie aufhörte zu spielen, es schlichen sich mehrmals Takt- und Notenfehler ein und Steve Swallow war so angestrengt konzentriert, die Noten abzulesen, dass er dabei total das Feeling vergaß.

Einziger Lichtblick war bei diesem Auftritt Andy Sheppard am Saxophon. Traurig ist besonders die Tatsache dass dadurch der Ruf und die Verdienste einer Carla Bley Schaden gelitten haben.

Bereicherung

Insgesamt gesehen ist dieses lockere und sympathische Festival nichtsdestotrotz eine wertvolle kulturelle Bereicherung für unser Land. Mehrmals betonten die Musiker am Mikrophon wie gut sie von den Organisatoren gepflegt und umsorgt wurden.

Dies spricht sich im doch recht kleinen Kreis der Jazz-Musiker immer wieder herum so dass viele Musiker gerne wegen diesem Ruf zusagen und sogar eine vielleicht etwas kleinere Gage in Kauf nehmen. Diesem Dankeschön der Musiker kann man sich eigentlich nur anschließen bevor wir uns ein langes Jahr in Geduld üben müssen, ehe die mit Spannung erwartete 7. Auflage Realität sein wird.