So wie Vittoria, wunderbar gespielt von Christiane Rausch, auf der Bühne des Centaure. Schon nach den ersten Sätzen ist klar: Der Abend wird kein Zuckerschlecken. Die Erzählerin Vittoria berichtet von ihrem Leben, und das war bisher nicht besonders lustig.
" class="infobox_img" />Ganz große Klasse: Christiane Rausch.
La Vortement
Saverio La RuinaInszenierung:
Nadège Coste
Mit:
Christiane RauschVorstellungen
• 27. Oktober um 20 Uhr
• 6., 7., 9., 10., 13., 19., 20. und 21. November um 20 Uhr
• 8. und 22. November um 18.30 UhrThéâtre du Centaure
„Am Dierfgen“
4, Grand-Rue
L-2016 Luxembourg
Info und Tickets:
Telefon: (+352) 22 28 28
Mail: [email protected]
theatrecentaure.lu
Vom Sex mit ihrem Ehemann Giovanni, an den sie mit 13 einhalb von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater „verkauft“ wurde, von ihren Schwangerschaften, sieben Stück in acht Jahren, und von ihren Abtreibungen. Sie geht zur Engelmacherin, schwarz im Gesicht, pampig und nicht gerade einfühlsam, dafür aber effizient, Infektionen inklusive. Doch besser als noch ein Kind ist der Schmerz allemal. Vittoria kann nicht mehr, will endlich einmal länger als ein paar Wochen ihre Zehen sehen. Ihr Mann sagt nicht viel dazu; sie solle sich „arrangieren“. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Monolog
Es ist bemerkenswert, dass dieser Monolog, der ursprünglich auf Italienisch eingebettet in den kalabrischen Dialekt geschrieben wurde, aus der Feder eines Mannes stammt. Der italienische Autor und Schauspieler Saverio La Ruina wurde für „La Vortement“ 2010 unter anderem mit dem UBU-Preis für den besten Theatertext des Jahres ausgezeichnet. Dass das Stück mittlerweile fast überall in Europa gespielt wurde, zeigt, wie nah Saverio la Ruina an den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit dran ist. Ob in sozial schwachen Kreisen in Kalabrien, im katholischen Luxemburg oder im Wahlkampf zwischen Obama und Romney, in dem ein Parteifreund des Letzteren allen Ernstes verlauten ließ, auch eine Schwangerschaft nach Vergewaltigung sei „von Gott gewollt“ – Abtreibung ist ein Thema, das bewegt.
Stärke des Stückes ist, dass es mit Möglichkeiten des Theaters verdeutlicht, wie wichtig Auffangnetze und gesellschaftlicher Rückhalt für Frauen, die abtreiben, sind. Keine Frau treibt gerne ab, sagt Vittoria. Und fesselt das Publikum mit ihren mit Tränen gefüllten Augen. Sie hält einen Monolog, ist allein gelassen mit ihren Gedanken und Gefühlen, nur Jesus ist ihr Ansprechpartner. Der Text drückt vielleicht an manchen Stellen etwas zu sehr auf die Tränendrüse, doch dank der glaubwürdigen Darbietung Rauschs rutscht der Abend in keiner Sekunde ins Pathetische oder Moralische ab. Dazu haben Regisseurin Nadège Coste und Christiane Rausch die Figur der Vittoria viel zu selbstironisch und transparent angelegt. Sie kann über ihr Schicksal lachen, sich an einen wunderschönen Nachmittag am Meer mit ihrer Mutter erinnern, um dann, wenige Sekunden später, ihr gesamtes Leid in ein paar Sätzen dem Publikum um die Ohren zu knallen. Oder auch einige Situationen beinahe dokumentarisch, auf dem Stuhl sitzend und an den Fingernägeln puhlend, Revue passieren lassen. Sehenswert!
De Maart

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