Aussage gegen Aussage

Aussage gegen Aussage
(Tageblatt)

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LUXEMBURG - Susanne Jaspers plaudert aus dem Nähkästchen, während sich Denise Besch in Schweigen hüllt und auf ihre Arbeitskollegin Giny Laroche im Kulturministerium verweist.

Giny Laroche zeigt sich verwundert, gibt dennoch Aufschluss und weist die Vorwürfe von Susanne Jaspers, die von
ihrem Posten als Vorsitzende der „Lëtzebuerger Bicherediteuren“ aus Protest abgetreten ist, vehement zurück. Aber schön der Reihe nach, um uns nicht in Widersprüchen zu verheddern. Die Sachlage ist verzwickt: Es steht Aussage gegen Aussage.

Susanne Jaspers plaudert aus dem Nähkästchen.

Am 13. Oktober platzte Susanne Jaspers der Kragen. Das war in Frankfurt, im Rahmen der Buchmesse, auf der der Verband der Luxemburger Buchverleger seine Shortlist für den Luxemburger Buchpreis 2011 verkündete. Susanne Jaspers nutzte die Gunst der Stunde – sowohl die einheimische Presse als auch Denise Besch waren vor Ort – und zündete die Bombe. Es folge ein Pamphlet gegen das Kulturministerium, genauer gesagt gegen die Abteilung von Denise Besch, die in diesem Jahr erstmals die Schirmherrschaft des Luxemburger Stands auf der Frankfurter Buchmesse übernahm und laut Susanne Jaspers nach allen Regeln der Kunst versagte. Die Gründe zählte sie allesamt auf.

Mangelnde Kommunikation

Grund eins: „Es mangelte an Kommunikation zwischen dem Kulturministerium und dem Verband der Buchverleger. Zu keinem Zeitpunkt kam es zu konstruktiven Gesprächen. Wir Buchverleger wurden gänzlich ausgeschlossen“, verkündete Susanne Jaspers in Frankfurt und sprach von einer großen Enttäuschung, die erste nach genau 30 Jahren.

Giny Laroche aus dem Kulturministerium widerspricht, gab es doch kurz vor der Buchmesse ein Meeting zwischen Kulturministerium und dem Verband der „Lëtzebuerger Bicherediteuren“. Susanne Jaspers verneint dieses Treffen nicht, doch ist sie der Ansicht, dass der Wille – wenn man denn von einem sprechen kann – seitens des Kulturministeriums, gemeinsam mit dem berufserfahrenen Verband der Buchverleger den nationalen Stand auf der Frankfurter Buchmesse zu konzipieren, viel zu spät kam.

Mangelnde Visibilität

Grund zwei: Susanne Jaspers kritisierte die Aufteilung unter den anwesenden Verlagen. Den „Lëtzebuerger Bicherediteuren“, die immerhin 90 Prozent des Buchmarktes im Großherzogtum vertreten, wurde in Frankfurt viel zu wenig Platz gewährt. Unabhängige Verlage wie ultimomondo, éditions Zoom, in dem Denise Besch selbst publiziert, und das CNL, die das Ministerium als unabhängig einstuft, genossen eine Visibilität, von der der Verband nur träumen kann.

Doch auch diesen Vorwurf lässt Giny Laroche nicht gelten. „Als wir uns kurz vor der Buchmesse trafen, diskutierten wir über die Aufteilung des Standes. Niemand äußerte Bedenken. Auch nicht Susanne Jaspers“, verdeutlichte Giny Laroche am Dienstag dem Tageblatt gegenüber. „Der Verband hatte 2/3, die unabhängigen Verlage 1/3 zu Verfügung. Das entspricht 23 Metern für die einen, rund 10 Metern Ausstellungsfläche für die anderen“, rechnet Giny Laroche vom Kulturministerium vor.

Mangelndes Kulturverständnis

Grund 3: „Einen solchen Stand hätte ich eher auf einer Tourismusmesse vermutet“, so Susanne Jaspers’ abschließendes Statement in Frankfurt. Womöglich behält Susanne Jaspers recht, doch das Kulturministerium möchte dies prüfen und hat gerade aus diesem Grund einen externen Experten angeheuert, der den Luxemburger Stand in Frankfurt pausenlos begutachtet hat. „Er wird seinen Bericht am Freitag abliefern“, lautet es aus der Montée de la Pétrusse. Zu einer öffentlichen Stellungnahme wird es an diesem Tag auch kommen, informiert das Kulturministerium.

Susanne Jaspers hingegen bereut ihre Entscheidung nicht. „Mit meinem Rücktritt als Vorsitzende des Verbands wollte ich ein Zeichen setzen. Ich möchte erreichen, dass sich alle Beteiligten Gedanken machen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Ich hoffe auf einen Neuanfang und auf eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren“, so Susanne Jaspers dem Tageblatt gegenüber. Nun vertritt Dirk Sumkött die Buchverleger und stellt sich demonstrativ hinter seine ehemalige Präsidentin.

Am Dienstag forderte auch die DP-Abgeordnete Anne Brasseur Aufklärung über die Unstimmigkeiten zwischen Kulturministerium und dem Verband der Buchverleger.