VerkehrssicherheitZahl der Verkehrstoten 2020 wieder gestiegen

Verkehrssicherheit / Zahl der Verkehrstoten 2020 wieder gestiegen
Auch wenn die Zahl der Verkehrstoten 2020 wieder gestiegen ist, so scheint die Sicherheit auf den Luxemburger Verkehrsachsen allgemein aber zugenommen zu haben Foto: Editpress/Julien Garroy

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Letztes Jahr sind bei Verkehrsunfällen in Luxemburg 26 Menschen ums Leben gekommen, vier mehr als noch im Vorjahr. Rückläufig ist indessen die Zahl der schweren Verkehrsunfälle. Insgesamt ist die Zahl der Verkehrstoten in den letzten zehn Jahren um 19 Prozent gesunken. Das von der EU erklärte Ziel einer Reduktion von 50 Prozent zwischen 2010 und 2020 hat Luxemburg damit verfehlt.

Licht und Schatten haben sich gestern bei der offiziellen Präsentation der Verkehrsstatistiken im Infrastrukturministerium auf Kirchberg abgewechselt. Dabei wurden die vorläufigen Zahlen bestätigt, die Verkehrsminister François Bausch („déi gréng“) bereits im Januar gegenüber den Medien offenbart hatte. So mussten 2020 insgesamt 26 Menschen bei 24 Verkehrsunfällen auf Luxemburgs Straßen ihr Leben lassen. Damit ist die Zahl der Verkehrstoten gegenüber dem Vorjahr wieder gestiegen.

Tatsächlich wurde 2019 mit 22 Verkehrstoten eine historisch niedrige Zahl erfasst. Um genau zu sein: Die niedrigste Zahl von Verkehrsopfern, seit diese in Luxemburg überhaupt erfasst werden. Vorangegangen war allerdings ein besonders schwarzes Jahr: So hatten 2018 insgesamt 36 Menschen bei Verkehrsunfällen im Großherzogtum ihr Leben verloren.

Prozentual gesehen ist die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2019 und 2020 um 18 Prozent gestiegen. Gegenüber 2013 – mit 45 Verkehrstoten das schwärzeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – ist es hingegen ein Rückgang von 42 Prozent. Vor dem Hintergrund aber, dass jeder Verkehrstote einer zu viel ist, werden die Verantwortlichen diesen Trend wohl nur als schwachen Trost empfinden.

Insgesamt ist in den letzten acht Jahren auf mehreren Ebenen eine Tendenz nach unten festzustellen, was Verkehrsminister François Bausch am Dienstag bei der offiziellen Präsentation der Statistiken generell positiv bewertete. So ist in diesem Zeitraum sowohl die Zahl der Verkehrstoten rückläufig als auch die Zahl der schweren Unfälle. „Diese Tendenz zeigt, dass unser Aktionsplan wirkt“, so Bausch. So habe man unter anderem mit der Einführung der Radargeräte viele Leben retten und viel Leid verhindern können.

Tempo und Fahrfehler

Insgesamt ist die Zahl der Unfälle mit Verletzungen oder Todesfolge zwischen 2019 und 2020 von 998 auf 771 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von knapp 22 Prozent. Dabei wurden 217 Menschen schwer verletzt (-13 Prozent gegenüber 2019), während 744 Personen eher leichtere Verletzungen davontrugen (-29 Prozent).

Bei fast jedem zweiten schweren Verkehrsunfall waren zwei oder mehrere Fahrzeuge involviert. Die Mehrheit dieser Unglücke ereignete sich im Sommer, am Nachmittag, meist bei trockenem Wetter. So dürfte es auch niemanden überraschen, dass die Geschwindigkeit immer noch die Hauptursache der Unfälle darstellt: Bei jedem dritten Unglück mit schweren Verletzungen oder Todesfolge war mindestens eines der implizierten Fahrzeuge zu schnell unterwegs.

Diese Tendenz sei über die letzten Jahre allerdings rückläufig gewesen, stellte Minister Bausch fest. Fahrfehler nehmen hingegen zu: Waren Fehler am Steuer vor acht Jahren für vier Prozent der schweren Unfälle mit Körperverletzung verantwortlich, betrug diese Quote im vergangenen Jahr schon 18 Prozent. 2020 war auch jeder fünfte Unfall mit Todesfolge auf Fahrfehler zurückzuführen. Vor acht Jahren waren es „nur“ sieben Prozent.

Alkohol spielt immer weniger eine Rolle. Hatte 2013 noch jeder fünfte Unglücksfahrer zu viel getrunken, liegt diese Quote inzwischen bei 16 Prozent bei Unfällen mit schweren Verletzungen beziehungsweise acht Prozent bei Unfällen mit Todesfolge. Drogen spielten letztes Jahr nur bei vier Prozent der Unfälle mit Verletzten eine Rolle. Todesopfer gab es wegen Drogenkonsums auf Luxemburgs Straßen indessen keine zu beklagen.

Minister François Bausch will mit einer Kampagne auf „verletzliche“ Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen
Minister François Bausch will mit einer Kampagne auf „verletzliche“ Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen Foto: Editpress/Julien Garroy

Weniger Verkehr, mehr Radfahrer

Die Folgen der Pandemie sind indessen nur schwer messbar. Der Lockdown zwischen März und April habe etwa keine großen Auswirkungen auf die Statistiken gehabt, stellte Verkehrsminister François Bausch am Dienstag fest. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt tatsächlich weniger Verkehrsteilnehmer unterwegs waren, sei die Zahl der Unfälle in diesen Monaten auch in herkömmlichen Jahren insgesamt recht niedrig.

Allerdings sind während der sanitären Krise viele Bürger aufs Fahrrad umgestiegen, was sich wiederum in den Unfallstatistiken widerspiegelt. Mehr als die Hälfte der Verkehrstoten seien „verletzliche“ Verkehrsteilnehmer gewesen – also Motorradfahrer, Fußgänger und Radfahrer. „In der letzten Kategorie ist die Zahl der schweren Unfälle während der Pandemie leider gestiegen“, so Bausch. Tatsächlich habe das Radfahren im vergangenen Jahr enorm an Popularität gewonnen. „Das ist auch gut so. Allerdings steigt damit auch das Unfallrisiko“, erklärte der Minister, der im gleichen Zusammenhang eine gezielte Kampagne von Politik und Polizei ankündigte.

Die EU-Kommission spricht indessen von „deutlichen, wenngleich nicht messbaren“ Auswirkungen der Pandemie auf die Zahl der Verkehrstoten. So wurden europaweit im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge rund 18.800 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet, was einem Rückgang um 17 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr sind 2020 in der EU fast 4.000 Menschen weniger bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen.

„Damit sind unsere Straßen nach wie vor die sichersten der Welt“, so die zuständige Kommissarin Adina Valean vor Monatsfrist in Brüssel. „Dennoch liegen wir hinter unserem Ziel für das letzte Jahrzehnt und brauchen gemeinsame Maßnahmen, um eine Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie zu verhindern.“ Absicht sei es nach wie vor, die EU-Strategie für die Straßenverkehrssicherheit umzusetzen und die Zahl der Todesopfer bei allen Verkehrsträgern auf nahezu null zu senken.

Ziel verfehlt

Erklärtes Ziel der EU-Kommission war es, die Zahl der Todesopfer zwischen 2010 und 2020 um die Hälfte zu reduzieren. In Wirklichkeit konnte die Zahl der Verkehrsunfälle mit Todesfolge um 36 Prozent verringert werden. Damit wurde das Ziel zwar verfehlt, doch ist die EU mit 42 Verkehrstoten pro Million Einwohnern nach wie vor der Kontinent mit den sichersten Straßen der Welt. Global gesehen liegt der Schnitt nämlich bei 180 Verkehrstoten pro Million Einwohnern.

18 Mitgliedstaaten hatten letztes Jahr so wenige Todesfälle zu verzeichnen wie noch nie zuvor. Am stärksten ausgeprägt (um 20 Prozent oder mehr) war der Rückgang in Belgien, Bulgarien, Dänemark, Spanien, Frankreich, Kroatien, Italien, Ungarn, Malta und Slowenien. Fünf Mitgliedstaaten verzeichneten hingegen einen Anstieg der Zahl der Verkehrstoten: Neben Luxemburg waren auch Estland, Irland, Lettland und Finnland betroffen. Allerdings seien jährliche Schwankungen in kleinen Ländern wie Luxemburg durchaus üblich, da geringe Unterschiede statistisch stärker ins Gewicht fielen, bemerkte EU-Kommissarin Adina Valean.

Somit ist die Zahl der Verkehrstoten auf Europas Straßen zwischen 2010 und 2020 um 36 Prozent zurückgegangen, das EU-Ziel wurde nicht erreicht. Nur Griechenland ist es gelungen, über die Zielvorgabe hinauszugehen (54  Prozent), gefolgt von Kroatien und Spanien (44 Prozent), Portugal (43 Prozent), Italien und Slowenien (42 Prozent). Insgesamt verzeichneten neun Mitgliedstaaten einen Rückgang um 40  Prozent oder mehr.

 
  Grafik: Statec
Arm
12. Mai 2021 - 11.22

@Jemp & Ern.Nervt/Dir hutt vollkpmme recht. Déi inkomtetent gréng Alwëssend nerven ëmmer méi an iwerall.

Ern. Nervt
11. Mai 2021 - 20.26

@Jemp, egal hien war alt erem am Journal vun RTL. Am Fong as et mir egal, awer ech kreien keng Meteo mei mat. Mus emmer virdrun aus machen, all Owes as en vun denen Grengen drop. Muer wärt et dann erem um Turmes sin?

Jemp
11. Mai 2021 - 19.11

"Damit ist die Zahl der Verkehrstoten gegenüber dem Vorjahr wieder gestiegen." "...unser Aktionsplan wirkt“, so Bausch. "So habe man unter anderem mit der Einführung der Radargeräte viele Leben retten und viel Leid verhindern können", meint Bausch. NEIN, Herr Bausch, ihr Aktionsplan wirkt eben NICHT, sonst hätte die Zahl der Verkehrstoten ja abgenommen! Wie kann man jemanden wählen, oder zum Minister machen, der so einen Mist von sich gibt?