Trade and Investment Board„Welt ist nicht einfacher geworden“: Luxemburg und seine Handelsbeziehungen

Trade and Investment Board / „Welt ist nicht einfacher geworden“: Luxemburg und seine Handelsbeziehungen
Wirtschaftsminister Franz Fayot, Erbgroßherzog Guillaume und Luc Frieden (Präsident der Handelskammer) nach der Sitzung des „Trade and Investment Board“ Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für die offene Luxemburger Wirtschaft ist der Handel mit anderen Staaten von herausragender Wichtigkeit. Darüber, wie sich Land und Unternehmen nun, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, neu aufstellen sollen, wurde am Mittwoch im Wirtschaftsministerium diskutiert.

„Mit dem Krieg hat sich das wirtschaftliche Umfeld verändert“, sagte Luxemburgs Wirtschaftsminister Franz Fayot am Mittwoch nach der halbjährlichen Sitzung des Trade and Investment Board. Die Schwierigkeiten in den Lieferketten haben sich weiter verschärft und die Preise sind weiter gestiegen. Das Umfeld riskiere, „dauerhaft negativ“ zu werden, so der Minister. „Menschen und Unternehmen schauen pessimistischer in die Zukunft als zuvor.“ Die Unsicherheiten legen zu. Das sei schlecht für Konsum und Investitionen.

Zwar seien die direkten Folgen für Luxemburg, wegen eines relativ geringen Handelsvolumens mit Ländern wie Russland und der Ukraine, nur „relativ klein“, so der Minister weiter. Doch „der Krieg wird zu einer neuen Welt führen“, so Fayot vor Journalisten. „Da muss Luxemburg sich neu aufstellen.“

Eine Reihe kurzfristiger Maßnahmen habe man bereits getroffen, so Franz Fayot weiter. Beispielsweise wurde bei der Handelskammer eine Telefon-Hotline (Tel.: 42 39 39 338) eingerichtet, wo Firmen sich über die Folgen der Sanktionen für ihr eigenes Geschäft informieren können. Zudem wurde den Unternehmen über das umstrittene Tripartite-Abkommen zugesichert, dass sie 2022 und 2023 jeweils nur eine Indextranche zu tragen haben werden.

„In einer Welt, die nicht einfacher geworden ist“, müsse Luxemburg sich nun jedoch auch mit der Frage auseinandersetzen, in welchen Weltregionen wir aktiv sein wollen, so der Minister. „Mit wem wollen wir Handel treiben?“ Im Gespräch mit den betroffenen Firmen und der Handelskammer „müssen wir uns positionieren“. Es müsse künftig mehr auf Menschenrechte geachtet werden, so Fayot. „Wir sollten die Kohärenz der Politik stärker im Fokus haben.“ In diesem Sinne passe auch, dass Firmen künftig auf die Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten achten müssen.

„Mit allen Ländern Handel treiben“

Luc Frieden, Präsident der Handelskammer, findet es richtig, dass der Handel mit Russland aktuell mehr oder weniger eingefroren ist: „Mit einem Land, das einfach so einen Krieg beginnt, soll man keinen Handel treiben.“ Das sei absolut berechtigt. Russland habe gegen alle Prinzipien verstoßen.  Frieden bedauert jedoch, dass sich das wirtschaftliche Umfeld durch den „sinnlosen“ Krieg deutlich eingetrübt hat. „Die Wirtschaft mag solche Unsicherheiten nicht.“

Mittelfristig müsse Luxemburg sich dennoch wieder auf seine Stärken besinnen, unterstreicht der Sprecher der Unternehmen weiter. „Luxemburg ist eine sehr offene Wirtschaft, die viel exportiert.“ Und das müsse auch so bleiben. Das Land müsse den Handel „halten, ausbauen und diversifizieren“. Mit allen Ländern. Das sei gut für die Welt – und gut für den Luxemburger Wohlstand.

Frieden warnt davor, nur mit den Ländern Handel zu treiben, die die gleichen Werte teilen wie Luxemburg. „Wenn wir diese Länder isolieren, wird die Lage nicht unbedingt besser“, sagt er. Das könne Folgen für die eigene Sicherheit haben. „Wer soll dann künftig mit den Balkan-Staaten Handel treiben: Wir oder China?“, fragt er.

„Handel kann Brücken bauen“, hebt Frieden weiter hervor. Da gehe es nicht einfach um eine „Schwarz-Weiß-Diskussion“. Luxemburg müsse mit der ganzen Welt Handel treiben. „Wir dürfen nicht von einem Land abhängig sein.“ Auch bedeute die Tatsache, dass man mit jemandem Handel treibe, nicht, dass man die eigenen Werte aufgebe.

Neue Wirtschaftsmissionen geplant

Um die Luxemburger Wirtschaft weiter zu stärken und den Handel auszubauen, sind noch dieses Jahr neue Wirtschaftsmissionen geplant. Eine wird beispielsweise die politische Delegation kommende Woche bei der Reise nach Portugal begleiten. Mitte Juni ist dann eine weitere Mission geplant, diesmal bis nach Toronto und Montreal in Kanada. Dort „wollen wir uns als Tor nach Europa vorstellen“, so Fayot. Eine weitere Wirtschaftsmission soll zum Jahresende nach Südkorea gehen.

Des Weiteren bestätigte Wirtschaftsminister Franz Fayot am Mittwoch, dass Luxemburg sich auch an der Weltausstellung 2025 in Osaka mit einem eigenen Pavillon beteiligen werde. 105 Länder, darunter zehn aus der EU, haben ihre Teilnahme bereits angekündigt. 28 Millionen Besucher werden erwartet. Als einziger Partner der Veranstaltung will sich die Handelskammer mit drei Millionen Euro an den Kosten beteiligen.

Verglichen mit der letzten Weltausstellung in Dubai, die vor wenigen Wochen zu Ende ging, plane Luxemburg die Errichtung eines „kleineren“ Pavillons, so Fayot weiter. Das Gebäude soll derweil zu 100 Prozent laut den Anforderungen der Kreislaufwirtschaft errichtet werden. Bereits im Vorfeld werde man sich mit der Frage beschäftigen, ob der Pavillon nach den sechs Monaten ein neues Leben erhalten werde oder wie er nachher wieder abgebaut werden kann. Alles im Sinne der Nachhaltigkeit und der CO2-Neutralität, so der Minister.

Das Trade and Investment Board ist als Beratungsorgan für Außenhandel und Investitionen damit beauftragt, die Strategie zur Förderung der luxemburgischen Wirtschaft auszuarbeiten, um den luxemburgischen Unternehmen den Zugang zu den internationalen Märkten zu erleichtern und gezielt ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Ehrenvorsitzender des Gremiums, das vom Wirtschaftsminister geleitet wird, ist Erbgroßherzog Guillaume. Dem Gremium gehören Vertreter von Ministerien sowie von Organisationen an, die an der Wirtschaftsförderung beteiligt sind (bspw. Handelskammer, Fedil, Luxinnovation und Handwerkskammer).