LuxemburgWird Infektiologen-Star Gérard Schockmel sich in die politische Arena wagen? Ein Gespräch

Luxemburg / Wird Infektiologen-Star Gérard Schockmel sich in die politische Arena wagen? Ein Gespräch
Dr. Gérard Schockmel könnte bei den nächsten Nationalwahlen auf dem Wahlzettel stehen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Während über zwei Jahren schenkt die Bevölkerung Luxemburgs den Experten des Gesundheitsbereichs ihr Vertrauen. Ein Mann, der in dieser Zeit in allen möglichen Medien präsent war, ist Dr. Gérard Schockmel. Das Rampenlicht scheint dem Facharzt für Infektionskrankheiten zu gefallen: Der 61-Jährige denkt nämlich über eine Karriere in der Politik nach. Das Tageblatt hat mit Schockmel über Parteien, Politik und Technokraten geredet.

Experten wie Claude Muller und Gérard Schockmel sind in den vergangenen zwei Jahren mit ihren Covid-19-Einschätzungen zu Luxemburger Stars geworden. Letzterer hat während der Pandemie wohl Geschmack an der Öffentlichkeitsarbeit gefunden: Der Facharzt für Infektionskrankheiten an den „Hôpitaux Robert Schuman“ denkt nämlich über eine Karriere als Politiker nach. Das hat der 61-Jährige am vergangenen Samstag bei RTL gesagt und am Freitagvormittag gegenüber dem Tageblatt bestätigt. Er höre seit anderthalb Jahren, dass er unbedingt in die Politik gehen müsse. „Und wenn man es dann zum zehnten, zwanzigsten, dreißigsten Mal hört, dann fängt man an, darüber nachzudenken“, sagt Schockmel.

Die endgültige Entscheidung werde er allerdings erst Ende des Jahres fällen. „Ich schaue mir das jetzt erst einmal an“, sagt Schockmel. Um sich auf diesen potenziellen Schritt vorzubereiten, lese der Infektiologe momentan so viele Tageszeitungen „wie noch nie“. Es sei wichtig zu wissen, welcher Politiker sich wofür einsetzt und wie die parteiliche Dynamiken funktionieren. Auch innerhalb der Regierung gebe es Minister, die etwas bewegen und andere, die sich mit ihrem Posten zufriedengeben und „alles laufen lassen“.

Denn die große Frage, die im Raum steht, ist, für welche Partei sich der Facharzt entscheiden wird. Momentan gehört Schockmel noch keiner Partei an – auch wenn er schon beworben wurde. Welche Parteien momentan für ihn am interessantesten wirken, wollte er dem Tageblatt nicht verraten. „Das ist etwas, was man momentan wohl nicht an die große Glocke hängt“, meint der Facharzt. „Wenn ich das jetzt sagen würde, dann könnte dem ein Gewicht zugerechnet werden, das dem gar nicht zusteht.“ Schockmel befinde sich momentan in einer „explorativen Phase“.

Gebürtiger Minetter

„Ich komme aus dem Minett, war in der Escher Primärschule und dem Lycée Hubert Clément“, sagt Schockmel. Er stamme aus einer Arbeiterfamilie, was vielleicht auch dazu beigetragen habe, dass er komplexe Themen so einfach erklären könne.

Jede Partei habe Aspekte, mit denen man sich identifizieren könne. „Nachher ist dann die Frage, wie wird das in der Praxis umgesetzt?“, so Schockmel. „Ich will in einer Position sein, in der ich das, was eine Partei mir sagt, einordnen kann.“ Er wolle genau wissen, auf was er sich einlasse. Außerdem sei er nicht unter Zeitdruck, immerhin dauere es noch anderthalb Jahre bis zu den Nationalwahlen.

Schockmel will nicht stillstehen

Die Kommunalwahlen 2023 würden für Schockmel allerdings nicht infrage kommen. „Bei der nationalen Politik bekomme ich sehr viel mit, aber mit der Gemeindepolitik habe ich weniger am Hut“, sagt Schockmel. Das würde laut dem Facharzt sowieso nicht passen. „Ich werde nicht ewig im Krankenhaus arbeiten“, so der Facharzt. Die Frage sei also, wie er dem Gemeinwohl weiterhin dienen könne. „Wenn man in meinem Alter noch etwas macht, dann, weil man sich fragt, was man noch bewirken kann“, sagt der 61-Jährige.

Er wolle jedenfalls nicht stillstehen. „Es ist wie mit dem Fahrrad, man muss pedalieren, sonst fällt man um“, zitiert Schockmel Einstein. „Ich sehe mich jetzt nicht mit einem ruhigen Leben, wo ich anfange, Golf zu spielen.“ Ein Leben als Politiker sei dann schon spannender. Die wertvollsten und besten Stunden des Lebens verbringe man auf der Arbeit. „Und wenn man dort nicht mit Herz und Seele dabei ist, dann hat man verloren. Wenn man dort ist, weil man eine sichere Stelle hat, gut verdient und sich sagt ‚nur noch 30 Jahre bis zur Rente‘, dann hat man sein Leben verspielt“, sagt Schockmel.

Dem Facharzt gehe es schlussendlich nicht darum, Karriere in der Politik zu machen. Viel mehr wolle er etwas bewegen. „Dafür muss ich schon gewählt werden und in einer Position sein, in der ich etwas bewege“, sagt Schockmel. Sollte ihm diese Möglichkeit allerdings nicht vergönnt sein, könne er vielleicht „woanders etwas bewegen“.

Ein weiterer Technokrat in der Politik

Mit der neuen Umweltministerin Joëlle Welfring und der Finanzministerin Yuriko Backes sind innerhalb kürzester Zeit zwei Technokraten in der Regierung gelandet. Auch Dr. Gérard Schockmel könnte nun als Technokrat betitelt werden. „Ich habe nicht vor, darauf zu warten, dass derjenige, der die Regierung bildet, auf mich zukommt – auch wenn meine Chancen dann vielleicht besser wären“, sagt Schockmel. „Wenn jemand zu mir sagt, du kannst jetzt Minister werden, und dann gehe ich in diese Partei: Das will ich nicht, die Menschen haben mich ja dann nicht gewählt.“

Technokraten in der Politik seien allerdings an sich nicht schlecht. „Im Berufsleben benötigt man immer Expertise, wenn man große Verantwortung haben will – in der Politik ist das nicht unbedingt so“, sagt Schockmel. Politiker würden oft aus Sympathie gewählt werden. „Das ist schon problematisch“, meint der Facharzt. Die Probleme würden immer komplexer werden – gleichzeitig würde die Gesellschaft immer mehr in die Richtung gehen, dass ganz junge unerfahrene Menschen früh in der Politik landen. „Wenn man sich so ein Profil anschaut, welche Berufserfahrung haben diese Menschen denn?“, fragt sich Schockmel. Unter den Ministern seien Menschen, die nie wirklich ein Projekt geleitet haben. „Die wissen überhaupt nicht, wie man ein Team leitet. Wenn das alles zusammenkommt – und sie haben auch noch keine Ahnung von dem Bereich, für den sie zuständig sein –, dann kommt das dabei raus, was dabei rauskommen muss.“

Schockmel gesteht allerdings auch: „Vielleicht passe ich da auch gar nicht rein, vielleicht wollen die Menschen mich auch nicht.“ Er sehe das jedenfalls ganz entspannt. Falls der Facharzt sich in die Politik einmische, und das sei nicht erwünscht, „dann ist das auch gut“. Aber: „Falls die Menschen meinen – wenn ich auf einer Liste stehe –, dass ich ihr Vertrauen verdient habe, dann ist das natürlich eine große Ehre“, sagt Schockmel.

lupus-canis
18. Mai 2022 - 14.01

an engem rezenten Artikel huet den Dr. ugehol, d'Parteie géinge sëch bei him mellen, an dorops géif hien dann ee Choix maachen .. wéi 'simpel' am Fong passt hie gut an d'Politik, well als Dr huet hie jo färdeg bruecht dat d'Läit him Alles glewen wat hie seet ..

Hummel
17. Mai 2022 - 13.42

Den Herr do wöllt sécher am Alter nach eng politësch Carriere maachen, fir séch nach een déckt Akommes ze sécheren,wann hien sollt d'Chance hun derbei ze sinn dann ass den Patient och nëmmen méi un zweeter Stell. d'Privilegien ass d'Haaptsaach.

Krescht
16. Mai 2022 - 16.33

Brauche mär wierklech nach méi al wäiss Männer an der Politik? Loost léiwer de Jonken d'Plaz.