Tim Hall vor der Nations League„Wir dürfen vor keinem Gegner Angst haben“

Tim Hall vor der Nations League / „Wir dürfen vor keinem Gegner Angst haben“
Tim Hall 

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Vor rund drei Wochen wechselte Tim Hall von Karpaty Lwiw zum portugiesischen Erstligisten Gil Vicente. Nach dem Karrieresprung soll am Samstag gegen Aserbaidschan zum Auftakt der Nations League der zweite Einsatz von Beginn an für Luxemburg folgen.

Tageblatt: Wie sind die ersten drei Wochen bei Ihrem neuen Verein verlaufen?

Tim Hall: Die erste Woche stand individuelles Training mit den anderen drei Neuzugängen auf dem Programm. In der zweiten Woche bin ich ins Mannschaftstraining eingestiegen. Im Vergleich zu meinem letzten Verein Karpaty Lwiw ist die Intensität hier höher und alles geht schneller. Kurz gesagt: Das Niveau ist einfach besser. Ich habe derzeit ein gutes Gefühl. Am vergangenen Samstag hatten wir ein Testspiel gegen Moreirense. Ich habe ein gutes Spiel abgeliefert. Jetzt gilt es, abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. Nach den beiden Länderspielen gegen Aserbaidschan und Montenegro habe ich noch zehn Tage Zeit, mich zu beweisen, bevor die Meisterschaft beginnt.

Welche Eindrücke haben Sie von Ihrer neuen Heimat?

Die Lebensqualität ist überragend. Die Sonne scheint meistens und der Strand ist auch nicht weit entfernt. Der Wechsel war jedoch auch mit einer großen Umstellung verbunden. Nach den kälteren Temperaturen in der Ukraine, muss ich mich an die höhere Sonneneinstrahlung in Barcelos gewöhnen. Auch wenn lediglich 23 oder 24 Grad sind, kommt es mir noch immer sehr heiß vor. Bei Gil Vicente sind die Installationen auf einem höheren Niveau und der Klub ist besser organisiert, als das bei Karpaty Lwiw der Fall war. Ich habe mich auch vorher informiert, ob dieser Verein die Gehälter pünktlich zahlt. Das war in der Ukraine ja nicht der Fall.

Sie waren bisher in Luxemburg, Deutschland, Belgien und der Ukraine aktiv. Wie liegt Ihnen der südländische Fußball?

Der Grund, warum ich verpflichtet wurde, ist, dass ich ein Innenverteidiger bin, der auch fußballerische Qualitäten hat. Das gefiel dem Trainer. Hier wird ein technisch anspruchsvoller und schneller Fußball gespielt. Es wird über den Boden gespielt und wenig mit Diagonalpässen. Das liegt mir.

Wie hoch sind Ihre Chancen, zum Auftakt der Liga NOS in der Startelf von Gil Vicente zu stehen?

Die Konkurrenz ist enorm. Fünf Innenverteidiger kämpfen um die zur Verfügung stehenden Plätze. Ich weiß noch nicht, ob der Trainer mit einer Dreier- oder Viererkette spielen will. Wenn er sich für die erste Variante entscheidet, habe ich sehr gute Chancen, auf der linken Seite zum Einsatz zu kommen. Macht er das nicht, trete ich in direkte Konkurrenz mit unserem Kapitän (Ruben Fernandes, Anm. d. Red.), der wie ich auch Linksfuß ist. Die Länderspielpause hat mir nicht unbedingt in die Karten gespielt, weil ich neu bin und mich beweisen muss, aber das gehört zum Fußball dazu. Wenn ich nach Portugal zurückkehre, muss ich einfach noch einmal zehn Tage richtig Gas geben.

Ihr neuer Verein hat die vergangene Saison auf dem sechsten Platz abgeschlossen. Welches Ziel wird in diesem Jahr anvisiert?

Anscheinend ist die Truppe noch stärker als in der vergangenen Saison. Aber der Präsident und der Trainer haben ganz klar gesagt, dass der Klassenerhalt oberste Priorität genießt. Jeder im Verein weiß, dass vergangene Saison ein außergewöhnliches Jahr war. Als Mannschaft wollen wir diesen Erfolg natürlich wiederholen.

In Lwiw waren Sie ersmtals als Profi Stammspieler. Welche Lehren haben Sie aus dieser Saison gezogen?

Der Wechsel von Niederkorn nach Lwiw war für mich wichtig, um wieder im Profigeschäft Fuß zu fassen. Die Saison in Lierse ist nicht gut verlaufen und am Ende ging der Verein sogar bankrott. Ich bin mit dem Plan zurück nach Luxemburg gewechselt, höchstens ein Jahr zu bleiben. In der Europa League konnte ich mich zeigen und Karpaty Lwiw hat mich verpflichtet. Aber auch dort war für mich klar, dass ich nur ein Jahr bleiben will. Auch das hat geklappt. In der Ukraine konnte ich Erfahrung sammeln, in einer ersten Profiliga spielen und den nächsten Schritt machen.

Bis zu Ihrem Wechsel nach Niederkorn hatten Sie mit der Konstanz zu kämpfen. Haben Sie sich mit Ihrem Cousin Gilles Muller über dieses Problem unterhalten? Denn auch er hatte ja bekanntlich während seiner Karriere viele „ups and downs“.

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, telefonieren regelmäßig und sprechen dann auch über den mentalen Bereich. Er gibt mir Tipps, weiß aber zugleich auch, dass Tennis eine andere Welt als Fußball ist. Wir versuchen, eine gute Mischung aus beiden Herangehensweisen zu finden.

Haben Sie selbst auch etwas an Ihrer Einstellung zum Sport geändert?

Ich bin konstanter, weil ich auch die richtigen Entscheidungen in meiner Karriere getroffen habe. Vor meinem Wechsel in die Ukraine habe ich zudem meinen Berater gewechselt (Ahmed Nouma ist sein Manager, Anm. d. Red.). Er ist für mich mittlerweile wie ein guter Freund und das hilft mir weiter. Ich habe aber auch an meinem Lebenswandel gearbeitet, meinen Schlafrhythmus geändert, das Essen angepasst und das Nachtleben versuche ich zu meiden.

Am Samstag beginnt die Nations League. Ist es auch für euch ein Start ins Ungewisse nach der langen Pause?

Ehrlich gesagt war es ein sehr komisches Gefühl, wieder im Kreis der Nationalmannschaft zu sein. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass wir uns nicht mehr gesehen haben. Nach der langen Pause war das Testspiel gegen den 1. FC Saarbrücken wichtig. Es lief noch nicht alles nach Plan, aber jetzt wissen wir, woran wir arbeiten müssen. Am Samstag gegen Aserbaidschan werden wir bereit sein.

Gegen den 1. FC Saarbrücken haben Sie erstmals zusammen mit Lars Gerson die Innenverteidigung gebildet. Passt das?

Es ist einfach und angenehm, mit ihm zu spielen. Wir verstehen uns auf und neben dem Platz sehr gut. Ich mache mir keine Sorgen, dass dies nicht passen könnte.

Am Samstag heißt der Gegner Aserbaidschan. Sind das die Spiele, die gewonnen werden müssen, um in der Gruppe eine Rolle spielen zu können?

In der Nations League ist es eigentlich relativ einfach: Du musst jedes Spiel gewinnen, wenn du dich für die Play-offs qualifizieren willst. Mit unserer Qualität dürfen wir vor keinem Gegner Angst haben, auch wenn wir nicht in jeder Partie als Favorit gelten. Wir sind überzeugt von unseren Qualitäten, wissen aber auch, dass wir am Samstag voll da sein müssen. Es wird nicht einfach gegen diesen Gegner.

Welches Ziel visiert ihr in der Gruppe mit Aserbaidschan, Montenegro und Zypern an?

Intern haben wir dieses Thema noch nicht angesprochen. Ich bin aber davon überzeugt, dass innerlich jeder das Ziel hat, diese Gruppe als Sieger abzuschließen.

Ab heute Abend (gestern) wartet die „Bubble“ in Baku. Bis auf das Training und das Spiel werdet ihr im Hotel abgeschottet sein. Haben Sie sich speziell auf diese langen Tage vorbereitet?

Nicht wirklich. Ich habe mir ein paar Filme runtergeladen – aber das mache ich eigentlich immer. Ich glaube, dass die Zeit sehr schnell vergehen wird. Heute (gestern) nach der Landung werden wir uns ausruhen. Morgen (heute) wird gefrühstückt, trainiert und sich erholt. Danach wird sich bereits mental auf das Spiel vorbereitet. Das Programm ist voll genug und das Risiko, dass wir uns langweilen oder zu sehr an das Spiel denken, ist eigentlich nicht vorhanden.

Alle an Bord

Nationaltrainer Luc Holtz musste vor der Anreise nach Baku keine weiteren Verluste beklagen. Gerson Rodrigues und Vincent Thill, die sich beide im Testspiel gegen den 1. FC Saarbrücken eine Knöchelverletzung zugezogen haben, waren mit an Bord. Ein Einsatz des Offensivduos kommt nach letzten Informationen wohl in Frage. Auch Christopher Martins – der mit Einreise- und Rückreiseproblemen zu kämpfen hatte – saß im Flugzeug nach Aserbaidschan. Nicht mit dabei ist bekanntlich Maxime Chanot (New York City FC/USA). Der Abwehrchef der Luxemburger Nationalmannschaft hätte bei seiner Rückreise in die USA zwei Wochen in Quarantäne verbringen müssen, weshalb entschieden wurde, dass er bei seinem Verein bleibt. del

Sébastien Thill geht nach Tambow, sein Bruder unterschreibt auf Madeira

Sébastien Thill ist jetzt auch offiziell der nächste luxemburgische Profi. Der Niederkorner Spielmacher unterschrieb gestern einen Vertrag bis Juni 2021 beim russischen Erstligisten FK Tambow. Verein und Spieler besitzen zudem eine Option für eine weitere Saison. Der älteste der vier Thill-Brüder wird erst am Freitag in einer Woche nach Russland reisen. Derzeit wartet der 24-Jährige auf sein Visum. In Tambow unterschrieb vor einigen Wochen auch Thills ehemaliger Niederkorner Mitspieler Aleksandre Karapetian. Der Bruder des ehemaligen Niederkorner Kapitäns spielt bekanntlich ebenfalls in Russland beim FK Ufa, während der jüngere Bruder Vincent gestern Nacional Madeira seine Zusage gegeben hat. Wie die französische Sporttageszeitung L’Equipe berichtete, sind der FC Metz und der portugiesische Erstligist sich gestern einig geworden. Thill soll einen Vierjahresvertrag unterschreiben. Nacional Madeira ist Aufsteiger in der Liga NOS. del