CoronaWelche Wirkung das Virus auf die Umwelt hat

Corona / Welche Wirkung das Virus auf die Umwelt hat
Dank Corona sind die Straßen ein gutes Stück leerer. Das Foto zeigt einen sonst viel befahrenen Verkehrsknotenpunkt in Halle. Foto: dpa/Jan Woitas

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Das Coronavirus und die damit einhergehenden Maßnahmen haben vielerorts das soziale Leben und die Wirtschaft lahmgelegt. Für die Umwelt ist das scheinbar gut. Von allen Ecken der Welt gibt es nun Nachrichten, dass wilde Tiere sich wieder in die Städte wagen und die Luft sauberer ist. Einige der Meldungen stimmen allerdings nicht. Außerdem warnen Mahner davor, dass der Exit aus den Corona-Maßnahmen zur besonderen Belastung für die Umwelt werden wird.

Seit das Coronavirus sich in der ganzen Welt ausgebreitet hat, ist die Erde ein Stück weit ruhiger und sauberer geworden. Weniger Flugzeuge am Himmel. Weniger Autos auf den Straßen. Die Schlote der Fabriken und Kraftwerke speien keinen giftigen Rauch mehr in die Luft. Von überall auf der Welt gibt es Meldungen darüber, wie die Umwelt sich erholt. Das Problem: Diese Nachrichten sind nur eine Momentaufnahme und einige davon wurden mittlerweile widerlegt.

Delfine kehren (nicht) nach Venedig zurück

Italien wurde besonders hart von der Pandemie getroffen. In den Kanälen von Venedig ist es still geworden, die Boote und Gondeln fahren nicht mehr. Dafür trauen sich nun Schwäne und Delfine zurück in die Stadt, wie es in einer Meldung heißt, die in den sozialen Medien oft geteilt wurde. Während viele Menschen, auch in Luxemburg, gezwungen sind, ihre Zeit zu Hause zu verbringen, und weder Freunde noch Familie besuchen können, ist es schön, in den sozialen Medien eine positive Nachricht zu lesen und zu teilen. Das Problem: Die Meldung stimmt so nicht. Wie die Faktenüberprüfungsplattform snopes.com berichtet, wurden die Delfine, die in den Videos gezeigt werden, nicht etwa in den Kanälen von Venedig gefilmt, sondern vor Sardinien. Dort sind sie allerdings nicht neu, sondern werden regelmäßig gesichtet. Auch mit den gezeigten Schwänen gibt es ein Problem, wie National Geographic aufzeigt. Diese Aufnahmen stammen aus Burano, einer der weniger geschäftigen Inseln in der Lagune von Venedig.

Weniger Luftfahrt

Geschlossene Grenzen und abgesagte Urlaubsflüge. Corona hat für einen starken Rückgang beim Flugaufkommen gesorgt. Laut dem Dachverband der Fluggesellschaften IATA gab es bis zum 30. Juni weltweit 4,5 Millionen Stornierungen. Die geschätzten Umsätze der Fluggesellschaften sind 2020 um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Immer mehr Fluggesellschaften kommen auch wirtschaftlich ins Schlingern. Flugzeuge sind in den letzten Jahren zwar immer „sauberer“ geworden, doch das Flugaufkommen war in den vergangenen Jahren rapide angestiegen. Schätzungen zufolge trägt der Flugverkehr derzeit zu vier bis fünf Prozent der globalen Erwärmung bei, Tendenz steigend. Ein deutlich messbarer Effekt ist ein Rückgang des Fluglärms. Laut dem deutschen Umweltbundesamt hat der Dauerschallpegel am Flughafen Frankfurt im März von 63,2 dB(A) auf 53,4 dB(A) am Tag abgenommen. Ein ähnlicher Effekt wurde auch an anderen Flughäfen beobachtet.

Saubere Luft (in China und Esch)

Vielerorts ist die Luft sauberer geworden. Die Bewohner der indischen Stadt Punjab können wieder eine klare Sicht auf die Gipfel des Himalaya genießen. Auch China kann durchatmen. Beeindruckende Satellitenbilder der Europäischen Weltraumorganisation ESA zeigen, wie sehr die Konzentration an Stickstoffdioxid (NO2) gegenüber dem letzten Jahr abgenommen hat. Das giftige Gas entsteht, wenn fossile Treibstoffe verbrannt werden. Auch die Messstationen des luxemburgischen Umweltamtes haben im März einen Rückgang der Stickstoffdioxid-Konzentration festgestellt: „Es gibt einen Rückgang bei den meisten Messstationen in urbanen und verkehrsreichen Gebieten. Der spektakulärste Rückgang ist in Esch-Gare oder Bonnevoie zu verzeichnen.“ In ländlichen Gebieten, wie Vianden, Beidweiler oder Beckerich, wo die Stickstoffdioxidwerte generell niedriger sind, wurde allerdings keine Verbesserung festgestellt. Das Umweltamt unterstreicht, dass meteorologische Phänomene die Messungen beeinflussen können. So sorgte die besondere Wetterlage Mitte März (Inversionswetterlage und Windstille) dafür, dass die Stickstoffdioxidbelastung trotz verringertem Verkehr erst einmal nicht zurückging. Dennoch könne man z.B. davon ausgehen, dass der deutliche Verkehrsrückgang und der wirtschaftliche Abschwung dazu geführt haben, dass die Feinstaubbelastung trotz ungünstiger meteorologischer Bedingungen nicht ganz so hoch ausgefallen ist, schreibt das Umweltamt.

Momentaufnahme

Auch wenn derzeit tatsächlich einige Verbesserungen gemessen werden, so handelt es sich dabei nur um Momentaufnahmen. Das deutsche Umweltbundesamt schrieb Anfang des Monats: „Im Moment lässt es sich leider noch nicht genau sagen, welchen Einfluss die Corona-Krise auf die Luftqualität und Klima haben wird. Dazu ist der Zeitraum noch zu kurz. Eine Reduzierung von Emissionen (durch weniger Verkehr und weniger Industrieprozesse) hat grundsätzlich immer einen positiven Effekt auf die Luftqualität und auf die Menge der Treibhausgase. Ob und wie groß dieser Einfluss ist, lässt sich jedoch erst seriös bewerten, wenn die Daten zu dessen Berechnung vollständig vorliegen.“

Mehr Datenverkehr

Corona hat den Berufsalltag der meisten Menschen verändert. Ein großer Teil der Unternehmen setzt nun verstärkt auf Home-Office und auf Videokonferenzen. Aber auch im Privatleben machen viele Leute heute mehr vom Internet Gebrauch als vorher. Weniger Kneipenbesuche, dafür mehr Netflix & Chill. Weniger Konzerte, dafür mehr Computerspiele. Der französische Thinktank „The Shift Project“ hat 2019 einen Bericht über die Klimaschädlichkeit von Online-Videos veröffentlicht, dem zufolge ist der weltweite Datenverkehr mittlerweile für vier Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – mehr als der globale Flugverkehr. Der Datenverkehr hat durch Corona deutlich zugenommen. Am Internetknotenpunkt in Frankfurt (DE-CIX) ist der Datenverkehr um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Einen deutlichen Sprung registrierte der Knotenpunkt um den 10. März.

Rebound-Effekt

Mahner befürchten nach der Corona-Krise einen Rebound-Effekt. Wenn Länder nun besonders viel Geld in die Wirtschaft pumpen, um sie zu stützen, könnte das zu einer Mehrbelastung für die Umwelt führen, die alle positiven Effekte wieder wettmacht. Andrew Howard vom britischen Vermögensverwalter Schroders schreibt in seiner Analyse: „Die großen Volkswirtschaften haben Konjunkturpakete in Höhe von mehr als 4 Milliarden Dollar angekündigt. Die Intervention der Regierung in der Covid-19-Krise ist etwa doppelt so groß wie während der Finanzkrise. Sie stellt auch mehr als das Zehnfache der jährlichen globalen Gesamtausgaben für den Klimawandel dar.“ Er fährt fort: „Industrie und Verkehr, die für mehr als ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, sind praktisch zum Stillstand gekommen. Es scheint, dass 2020 das vierte Jahr innerhalb von drei Jahrzehnten sein wird, in dem die globalen Emissionen zurückgehen, und vielleicht der größte jemals verzeichnete Rückgang.“ Diese Effekte seien aber nur temporär, befürchtet Howard. Die Emissionen würden wieder steigen. „Wir haben das schon einmal gesehen. Dem Global Carbon Project zufolge gingen die Emissionen während der Finanzkrise 2008-2009 um 1,4 Prozent zurück und stiegen dann im Jahr 2010 um fast 6 Prozent an. Dieser Anstieg war auf Interventionen der Regierung und der Zentralbank zurückzuführen, die die Wirtschaftstätigkeit stimulierten.“ Das deutsche Umweltbundesamt glaubt zudem: „Auch wird der gegenwärtig niedrige Ölpreis vermutlich zu einem höheren Absatz an Mineralöl führen. Wie groß der Effekt also tatsächlich sein wird, kann erst später verlässlich bewertet werden.“

Um die Umwelteffekte von Corona verlässlich einschätzen zu können, braucht es also noch Zeit.

Sepp
29. April 2020 - 0.40

Also heute war auf der Strasse schon wieder das übliche trotzige apathische Benehmen zu beobachten. Ich habe noch nie in meinem Leben ein derart sittenloses Benehmen wahrgenommen wie in der jetzigen Zeit. Corona hin oder her. Vielleicht liegt's auch an den offenen Grenzen, ich schäme mich jedenfalls nicht so eine Aussage in den Mund zu nehmen. Ein Grossteil der Unruhestifter fährt nämlich mit weissen Nummernschildern. Und manchen merkt man in der Visage die Absicht und Schadenfreude an. Ich schäme mich wirklich für meine Generation und möchte allen Rentnern (wenn auch manchmal zu gut bezahlt :-) meinen Respekt zollen, genau so wie den ganz Kleinen die sich noch nicht vom Irrsinn der Gesellschaft angestochen haben.