Montag3. November 2025

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Von Abschied und ZuversichtGroßherzog Henri und seine letzte Nationalfeiertagsrede als Staatsoberhaupt

Von Abschied und Zuversicht / Großherzog Henri und seine letzte Nationalfeiertagsrede als Staatsoberhaupt
Ein emotionaler letzter Nationalfeiertag als Staatschef für Großherzog Henri Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wenn Großherzog Henri im Oktober abdankt und das Amt an seinen Sohn, Erbgroßherzog Guillaume, übergibt, wird er 25 Jahre lang Staatsoberhaupt gewesen sein. Am Nationalfeiertag, zu dem am Vormittag ein Festakt in der Philharmonie stattfand, ist es Zeit, ein Vierteljahrhundert Revue passieren zu lassen, das sowohl von freudigen und traurigen Momenten, nicht zuletzt auch von Krisen geprägt wurde.

Vor 25 Jahren war Henri am Nationalfeiertag noch Erbgroßherzog. Er hatte am 4. März 1998 die Aufgaben eines Stellvertreters seines Vaters Jean übernommen, im Sinne eines „Lieutenant-Représentant“. Nach dessen freiwilliger Abdankung kam es zum Thronwechsel: Henri wurde am 7. Oktober 2000 vereidigt.

Die Feierlichkeiten knapp ein Vierteljahrhundert später zum diesjährigen Nationalfeiertag haben bereits am Samstagabend auf der Place Guillaume II mit einem Konzert der US-Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater und dem Luxembourg National Jazz Orchestra unter der Leitung von Gast Waltzing begonnen. Zum 25. Thronjubiläum wurden per „Sons et Lumières“ Bilder von der Regentschaft des Monarchen projiziert.

Das großherzogliche Paar besuchte Esch am Vorabend zum Nationalfeiertag
Das großherzogliche Paar besuchte Esch am Vorabend zum Nationalfeiertag Foto: Editpress/Julien Garroy

Am Vorabend des Nationalfeiertags waren der Großherzog und die Großherzogin in Esch, während das erbgroßherzogliche Paar Monnerich besuchte. Am Abend verfolgten sie in der Hauptstadt den Fackelzug und das 17-minütige Feuerwerk. War alles so wie immer bei der nationalen Jubelfeier?

Mitnichten! Über den Feierlichkeiten hing ein Hauch von Abschied.

Lobeshymnen

Zu Beginn des eigentlichen Festakts, für dessen musikalisches Programm das Philharmonische Orchester Luxemburg und der Kammerchor sowie die Pueri Cantores des hauptstädtischen Konservatoriums unter Leitung von Gast Waltzing sorgen, wird dessen Komposition „Princesses don’t grow old“ gespielt.

Dass der Dirigent dem Jubilaren später gestisch andeutet, ihm den Taktstock zu überreichen, hat ein besondere Bewandtnis. Schließlich hatte Großherzogin Maria Teresa ihrem Gatten einst einen Dirigentenstab geschenkt und ihm damit einen Traum erfüllt, so dass er – dessen auf der Homepage des Hofes präsentierte Playlist von Bach, Beethoven und Mozart bis zu Abba und Fools Garden reicht – einmal sogar dirigieren durfte.

In all den Jahren war ich nicht allein. An meiner Seite stand meine Frau …

Großherzog Henri

Großherzog Henri mit seiner Familie auf dem Weg zum Fackelzug 
Großherzog Henri mit seiner Familie auf dem Weg zum Fackelzug  Foto: Editpress/Alain Rischard

Als Erster bei der Feier tritt Premierminister Luc Frieden ans Rednerpult. Er würdigt den Einsatz des Großherzogs für die Umwelt, für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und für den Sport. Außerdem erwähnt er das Engagement von Maria Teresa für soziale und humanitäre Zwecke. Frieden betont am Ende seiner Ansprache, dass Großherzog Henri sein Versprechen, das er mit seiner ersten Rede als neues Staatsoberhaupt am 7. Oktober 2000 gab, sein Bestes für „unsere Heimat und Menschen, die bei uns wohnen“, zu geben, eingelöst habe.

Parlamentspräsident Claude Wiseler erinnert daraufhin in seiner Rede an die Rolle von Großherzogin Charlotte während des Zweiten Weltkrieges und ihren Einsatz für das Land. Ihn selbst, so Wiseler, habe in seiner Jugend und ersten Lebenshälfte Großherzog Jean geprägt. Danach sei es Henri gewesen, unter dessen Regentschaft sich die institutionelle Rolle der Monarchie in wesentlichen Aspekten der Zeit in Richtung einer modernen Monarchie gewandelt habe. Der Chamberpräsident spricht in dieser Hinsicht die Gewissensfrage des Großherzogs beim Euthanasiegesetz an, die schließlich zu einer Verfassungsreform führte, bei der die Rolle des Staatschefs angepasst wurde. Henri habe nicht zuletzt zur Stabilität der demokratischen Institutionen wesentlich beigetragen.

Nach einem musikalischen Intermezzo von André Mergenthaler, vorgetragen von dem jungen Cellisten Martis Grisó, wird ein – nicht offiziell angekündigter – etwa 40 Minuten langer Film gezeigt, der Bilder aus dem Leben des Großherzogs und seiner Familie beinhaltet. Es sind mehr als Highlights, sondern ein Impressionen-Reigen aus den vergangenen Jahrzehnten.

Ein von Dankbarkeit geprägter Nationalfeiertag: Großherzog Henri bei seiner Ansprache in der Philharmonie
Ein von Dankbarkeit geprägter Nationalfeiertag: Großherzog Henri bei seiner Ansprache in der Philharmonie Foto: Editpress/Julien Garroy

In seiner rund achtminütigen Ansprache gibt Großherzog Henri zu, dass dieser Nationalfeiertag für ihn besonders von großer Emotion und Dankbarkeit geprägt sei, weil es sein letzter als Staatschef sei. An seine Ehefrau gerichtet, sagt er: „In all den Jahren war ich nicht allein. An meiner Seite stand meine Frau, die Großherzogin, die mich mit ihrer Liebe, ihrem Engagement und ihrer Sensibilität begleitete.“ Er lobte ihren Einsatz für die Ärmsten und für humanitäre Zwecke, etwa mit ihrer Initiative „Stand Speak Rise Up!“ für die Opfer sexualisierter Gewalt in Konfliktgebieten.

Modern, dynamisch, weltoffen

Luxemburg sei ein modernes, dynamisches und weltoffenes Land, das seinen Werten und Wurzeln treu geblieben sei, sagt das scheidende Staatsoberhaupt und spricht von Harmonie und Innovation. Das Land habe seine Wirtschaft über die Stahlindustrie und den Finanzsektor hinaus diversifiziert, etwa mit der Weltraum- und Datentechnologie.

Zugleich sei das Gleichgewicht von Wirtschaft und Ökologie von fundamentaler Bedeutung und Umweltschutz essentiell. Mit ganzem Herzen setze er großes Vertrauen in die Jugend des Landes. Er selbst werde bis zum letzten Tag seiner Regentschaft seine Pflicht erfüllen und auch für den Rest seines Lebens seiner Heimat verbunden bleiben.

Ein 40-minütiger Film blickt auf die 25 Jahre Regentschaft von Henri zurück
Ein 40-minütiger Film blickt auf die 25 Jahre Regentschaft von Henri zurück Foto: Editpress/Julien Garroy

An seinen ältesten Sohn und Thronfolger Guillaume gerichtet, sagte der Jubilar, er werde am 3. Oktober „nach sorgfältiger Überlegung“ abdanken: „Guillaume hat im Lauf der Jahre seinen Einsatz, sein Wissen und seine Verbundenheit mit unserem Land bewiesen.“ Der Festakt wird fortgesetzt, indem das Orchester „Pomp and Circumstance“ von Edward Elgar, die Europahymne sowie schließlich „D’Heemecht“ und den „Wilhelmus“ spielt. Der Zeremonie in dem Musentempel folgen 21 Kanonenschüsse zu Ehren des Großherzogs. Anschließend finden der traditionelle Appell und die Militärparade in der Avenue de la Liberté ab. Am späten Nachmittag wird in der Kathedrale unter Anwesenheit der großherzoglichen Familie das Tedeum begangen.

„Bommeleeër“ und Euthanasie

Die Ära von Großherzog Henri, die drei Premierminister, 66 Minister und sechs Chamberpräsidenten umspannte, wie es Chamberpräsident Wiseler aufzählt, geht nicht nur vor dem Hintergrund europa- und weltpolitischer Veränderungen zu Ende, sondern ist zudem mit einem Wandel der hiesigen Gesellschaft einhergegangen. Die Bevölkerung des Großherzogtums ist von 436.000 im Jahr 2000 auf heute mehr als 682.000 angestiegen, die hiesige Gesellschaft ist vielfältiger, multikultureller und moderner geworden. Das Land hat nicht zuletzt einige Krisen erlebt, von denen die der internationalen Finanzwirtschaft eine besonders große Auswirkung hatte, allerdings beeinflussten auch die internationale Sicherheit von 9/11 im Jahr 2001 und die Terrorismusgefahr bis hin zum russischen Angriffskrieg im Februar 2022 das Land.

Auch interne Probleme und Krisen beschäftigen das Land bis heute. Davon blieb auch die großherzogliche Familie nicht verschont. So wirkte sich sogar die wohl größte Staatsaffäre der jüngeren Geschichte des Landes, die „Bommeleeër“-Affäre, auf den Hof aus. Die eigentlichen Anschläge hatten sich in den Jahren 1984 bis 1986 ereignet. Doch rund 20 Jahre danach behauptete ein ominöser Zeuge, er habe Prinz Jean, den Bruder des Großherzogs, in der Nähe eines der Tatorte gesehen. Es kam zu einem Gespräch im Palais zwischen dem damaligen Premierminister Jean-Claude Juncker und dem Großherzog. Dies wurde angeblich aufgezeichnet, was wiederum zu einer weiteren Affäre führte, der sogenannten Geheimdienstaffäre, in deren Folge die Juncker-Regierung 2013 zurücktrat. Prinz Jean musste (neben seinem Bruder Guillaume) im Februar 2014 vor dem „Bommeleeër“-Prozess aussagen und wies alle Gerüchte über die Beteiligung an der Affäre zurück.

Ein letztes Mal geht Großherzog Henri bei der Militärparade die Truppen ab. Nächstes Jahr wird es dann die Premiere für seinen Sohn Guillaume (l.).
Ein letztes Mal geht Großherzog Henri bei der Militärparade die Truppen ab. Nächstes Jahr wird es dann die Premiere für seinen Sohn Guillaume (l.). Foto: Editpress/Georges Noesen

Zur Verfassungskrise hingegen entwickelte sich 2008 die Weigerung des Großherzogs, das Euthanasiegesetz zu unterschreiben. Die Verfassung wurde kurzerhand geändert, die Machtbefugnisse des Monarchen beschnitten. Fortan muss das Staatsoberhaupt Gesetze nur noch erlassen und nicht mehr gutheißen. Einige Jahre später gab es weitere grundlegende Veränderungen: etwa die Trennung zwischen Staat und Kirche, was weitgehende Auswirkungen auf die Bedeutung des Tedeum für den Nationalfeiertag hatte, und die allgemeine Verfassungsreform.

Die Monarchie muss reformiert werden

Jeannot Waringo, Sonderbeauftragter

Die Affäre, die konkret den großherzoglichen Hof betraf, führte schließlich zum sogenannten Waringo-Bericht, nach einer von der Regierung von Premierminister Xavier Bettel bei dem Sonderbeauftragten und früheren Direktor der Finanzinspektion Jeannot Waringo in Auftrag gegebenen Untersuchung über die umstrittene bis desaströse Personal- und Finanzpolitik des Hofes, die sich unter anderem in häufigen Personalwechseln und einer schlechten Stimmung – einem „Klima der Angst“ – am Schloss Berg äußerten. Eine problematische Schlüsselrolle spielte dabei Großherzogin Maria Teresa. Der Großherzog stellte sich mit einem emotionalen Statement vor seine Gattin. Waringos Schlussfolgerung: „Die Monarchie muss reformiert werden.“ Sie gänzlich in Frage zu stellen, war und ist damals wie heute kein prioritäres Thema in Luxemburg.

Auch bei seiner letzten Rede als Staatschef an einem Nationalfeiertag rückt der 70-Jährige seine Gattin ins Licht. Die beiden hatten sich einst während des Studiums in Genf kennengelernt und am 14. Februar 1981 geheiratet. Zusammen haben sie fünf Kinder. An den ältesten Sohn Guillaume, der wie Henri die militärische Ausbildung an der Königlichen Akademie von Sandhurst absolvierte, wird er das Zepter – pardon: den Taktstock – weitergeben.

Wie jedes Jahr fanden auch diesmal viele Menschen am Vorabend vom Nationalfeiertag den Weg in die Hauptstadt
Wie jedes Jahr fanden auch diesmal viele Menschen am Vorabend vom Nationalfeiertag den Weg in die Hauptstadt Foto: Editpress/Alain Rischard

Reinertz Barriera Manfred
7. Juli 2025 - 8.37

Leider geht diese Geldverschwendung also weiter, der König von England zahlt jedoch einige Steuern und Abgaben seit Elizabeth II, unser Nassauer steck brutto netto in die Tasche und seine Gemahlin schwadroniert weiter...

Sorry
27. Juni 2025 - 8.19

Trotz Thronwechsel geht das mittelalterliche Getue weiter,
Steuergelder werden weiterhin verprasselt, nix beigelernt.

Lucilinburhuc
24. Juni 2025 - 15.07

"Die beiden hatten sich einst während des Studiums in Genf kennengelernt..."
In dem Studyheim in Genf gibt es einen Partyraum im Atombunker mit viel Grafitti. Ob es dort den ersten Kuss gab ?

Jodel
24. Juni 2025 - 7.42

daat Getuddels do wor nëtt no ze lauschteren,
Sender gewiesselt.