Donnerstag30. Oktober 2025

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Berufungsprozess Lunghi/RTLUrteil vertagt: Wurde das Ärztegeheimnis missbraucht?

Berufungsprozess Lunghi/RTL / Urteil vertagt: Wurde das Ärztegeheimnis missbraucht?
Enrico Lunghi möchte komplett weißgewaschen aus der Gerichtsaffäre hervorgehen Editpress

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Ein neues Dokument verzögert das Urteil im Berufungsverfahren rund um die Affäre RTL/Lunghi. Der Prozess um einen Fernsehbeitrag aus dem Jahr 2016 wird am Montag fortgesetzt. Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Im RTL/Lunghi-Prozess hätte es am Mittwoch zum Urteil in zweiter Instanz kommen sollen. Laut Pressestelle der Justiz sei aber ein neues Dokument aufgetaucht, welches die Beratungen der Richter, um zu einem Urteil zu gelangen, unterbrochen habe („Rupture du délibéré“). Demzufolge müsse dieser neue Moment in einer weiteren Sitzung am Montag diskutiert werden. Am Schluss der Sitzung würde dann ein neuer Termin für die Urteilsverkündung bekannt gegeben.

Laut Radio 100,7 soll es um die medizinische Akte von Sophie Schram gehen, einer der in erster Instanz verurteilten Personen. Der frühere Mudam-Direktor Enrico Lunghi schreibt am Mittwoch in einer Mail, die dem Tageblatt vorliegt, dass er im November 2016 das „Collège médical“ wegen Fragen zu den medizinischen Dokumenten von Sophie Schram angerufen habe, die im Fernsehen gezeigt worden waren. Das „Collège“ habe daraufhin eine Untersuchung durchgeführt und ihm im Dezember 2016 die Ergebnisse mitgeteilt. Laut Radio 100,7 weist Lydie Lorang, Anwältin von Sophie Schram, darauf hin, dass das „Collège médical“ Enrico Lunghi damit Informationen aus der medizinischen Akte von Sophie Schram übermittelt habe.

In seiner Mail reagiert Lunghi nicht nur auf die neuen Entwicklungen im Prozess, sondern wirft den Verantwortlichen des damaligen Fernsehberichts vor, acht Jahre nach den Ereignissen weiterhin gezielt Verwirrung stiften zu wollen. In seiner Mail rechtfertigt er seine Anfrage beim „Collège médical“ mit „großen Zweifeln an der Relevanz, ja sogar der Echtheit einiger Dokumente“. Deshalb habe er „am 11. November ein Schreiben an das Collège médical verfasst, um Klarheit zu erhalten“.

Hintergrund

Hintergrund des Prozesses ist ein Interview im Jahr 2016 von Enrico Lunghi mit der RTL-Freelancerin Sophie Schram über Künstlerin Doris Drescher. Dabei hatte Lunghi n einem Moment der Erregung das Mikrofon der Journalistin weggeschlagen und sie am Arm gepackt. Lunghi geriet für dieses Verhalten in die Kritik, aber auch RTL für den Schnitt und die Ausstrahlung des Beitrags. Weil rund 30 Sekunden Bildmaterial herausgeschnitten wurden, klagte Lunghi gegen vier damalige RTL-Leute. In erster Instanz wurden Marc Thoma, der für den Schnitt verantwortlich war, und Schram wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe von je 1.000 Euro und einem symbolischen Euro Schadensersatz an Lunghi verurteilt. Ex-RTL-Direktor Alain Berwick und der inzwischen verstorbene RTL-Programmchef Steve Schmit wurden hingegen freigesprochen.