Schülersender im LGEUelzechtkanal lässt sich auch nicht vom Lockdown aufhalten

Schülersender im LGE / Uelzechtkanal lässt sich auch nicht vom Lockdown aufhalten
Der Uelzechtkanal lässt sich von nichts aufhalten, nicht mal vom Lockdown  Foto: Editpress/Paul Huybrechts

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Die Aufregung war groß, als Bildungsminister Claude Meisch vor dem Lockdown ankündigt hatte, dass der Fernsehsender Uelzechtkanal nicht weitermachen könne. Schüler und Lehrer konnten dies nicht auf sich sitzen lassen, haben sich Lösungen ausgedacht und weitergemacht. Ein Überblick.

Der Uelzechtkanal (UK) geht einmal im Monat auf Sendung. Immer am ersten Montag des jeweiligen Monats. Die Sendezeit beträgt in der Regel eine Stunde. Der Uelzechtkanal ist nicht irgendein Fernsehsender, sondern untersteht dem Escher „Lycée des Garçons“ (LGE) durch eine Konvention. Daneben ist der UK auch eine Asbl., eine Vereinigung ohne Gewinnzweck, in deren Statuten festgelegt wurde, dass der Präsident der Organisation stets der aktuelle Direktor des Gymnasiums sein muss. In diesem Fall ist das Pascal Bermes.

Die Sendungen werden durch Oberstufenschüler der 3e, 2e und 1re produziert, die im LGE die Option Uelzechtkanal gewählt haben. Es ist eine von rund 20 Optionen, die das Gymnasium anbietet. Drei Lehrkräfte betreuen die Schüler: Gianni Mersch, Noémie Borges und Christian Welter. Die meisten Schüler bleiben bis zur 1re dabei. Andere gehen bereits im ersten Trimester wieder, wenn sie merken, dass sie viele Stunden außerhalb der dafür vorgesehenen Zeit mit der Option verbringen, sagt Gianni Mersch. Denn ein Dreh finde meistens nicht am Donnerstag zwischen 8 und 10 Uhr statt. Also nicht zur Unterrichtszeit. Sondern vielleicht eher am Freitagabend auf einer Ausstellung. „Die Schüler bekommen einen Einblick, wie Fernsehen oder Medien im Allgemeinen funktionieren. Am Ende des Monats hat man einen bestimmten Druck, die Deadline kommt näher und alles muss fertig werden.“

Es gab zwar keine Panik, aber die Schüler waren sich schon bewusst, was das nun bedeuten würde

Gianni Mersch, Uelzechtkanal

Als Bildungsminister Claude Meisch vor dem Beginn der „Coronaferien“ auf eine Frage des Tageblatt-Journalisten Marco Goetz klarmachte, dass das UK nicht mehr weitermachen könne, war die Aufregung bei den Schülern groß, sagt Gianni Mersch. „Es gab zwar keine Panik, aber die Schüler waren sich schon bewusst, was das nun bedeuten würde.“ Kurzerhand habe man sich zusammengesetzt und überlegt, wie man nun vorgehen könne.

Wie akut der Lockdown werden würde, war zu diesem Zeitpunkt niemandem klar, so Mersch. Es standen noch Drehtermine in der darauf folgenden Woche an. Zum Beispiel habe man sich mit der Luxemburger Triathletin Paule Kremer zu einem Dreh im Escher Schwimmbad verabredet. „Das ist die Luxemburgerin, die durch den Ärmelkanal geschwommen ist“, sagt Mersch. Doch dann spitzte sich die Lage zu. Am Wochenende wurden weitere Maßnahmen zum „Bleift doheem“ angekündigt. „Über unsere Whatsapp-Gruppe beschlossen wir, sämtlich noch offen stehende Drehs auf Eis zu legen.“ Das war Mitte März.

Schüler moderieren zu Hause

Was aber sollte aus der April-Sendung werden? „Ein paar Themen hatten wir bereits gedreht, andere mussten noch geschnitten werden und wiederum andere nur noch fertiggestellt werden“, so Mersch. Mit Erlaubnis der Schüler und nach Absprache mit ihnen habe man sich dazu entschlossen, dass die drei Lehrer das vorhandene Material zu Hause fertigstellen. Die Schüler haben dazu die Moderation übernommen, indem sie sich zu Hause mit dem Handy gefilmt haben und den Lehrern die Videos zuschickten. Letztere konnten diese anschließend in die Sendung integrieren.

Das Ganze ist etwas unglücklich, weil wir eigentlich die Kreativität des Schnitts den Schülern überlassen wollen

Gianni Mersch, Uelzechtkanal

„Das Ganze ist etwas unglücklich, weil wir eigentlich die Kreativität des Schnitts den Schülern überlassen wollen.“ Dennoch sei dies die einzige Möglichkeit gewesen, noch irgendwie eine Sendung zu konzipieren. Das Material reichte aber nicht für eine volle Stunde Sendezeit. In Absprache mit dem Server habe man sich dazu entschieden, die Sendung auf eine halbe Stunde zu reduzieren und sie zweimal hintereinander auszustrahlen. Damit war die volle Stunde gedeckt. Die April-Sendung war gesichert.

„Dann mussten wir eine Mai-Sendung erstellen“, so Mersch. Gleichzeitig wurde der Lockdown verlängert. „Wir konnten die Schüler natürlich nicht aus dem Lockdown herausholen.“ Die Suche nach einer Lösung ging weiter. Da kam die Idee auf, im Mai eine Retro-Sendung auszustrahlen. Laut Mersch habe man in den vergangenen Jahren immer wieder Sendungen digitalisiert.

Am Ende konnten die UK-Macher auf Material der vergangenen 20 Jahre zurückgreifen, das bereits digitalisiert war. „Für die Mai-Sendung haben wir vereinzelte Reportagen aus den Jahren 1996 und 1997 zusammengestellt.“ Der Uelzechtkanal ging im Februar 1996 zum ersten Mal auf Sendung. Zwar existierte das Projekt zum UK schon davor, wurde aber nicht ausgestrahlt. Auch diesmal haben die Schüler die Moderation übernommen. Sie haben sich zu Hause gefilmt und die Videos wieder an die Lehrer für den Schnitt zugesendet.

Ungewissheit über Optionskurse

Nun wurde der Lockdown teils aufgehoben. „Im Rahmen der Exit-Strategie können sich die Schüler wieder frei bewegen“, sagt Mersch. Aber die Zeit ist knapp bis zur Juni-Sendung. Um Zeit zu sparen, habe man sich dazu entschlossen, die alljährliche Best-of-Sendung, die normalerweise im August ausgestrahlt wird, auf den Juni vorzuziehen. Im August steht dann höchstwahrscheinlich wieder eine Retro an.

Das [der Wegfall der Optionen] hindert uns aber nicht daran, trotzdem weiterzumachen. Der Lockdown hat uns nicht daran gehindert, dann wird auch das uns nicht daran hindern.

Gianni Mersch, Uelzechtkanal

Für die Juli-Sendung probiere man, Themen, an denen bereits ein wenig gearbeitet wurde, fertigzustellen. Dies sei aber nicht so einfach. Einerseits sei man auf die Interviewpartner angewiesen, die man nun wieder neu organisieren müsse. Andererseits haben noch nicht alle Drehorte, wie beispielsweise das Escher Schwimmbad, geöffnet. Aus diesem Grund sei man vorsichtig und plane für die Sendung im Juli nur eine halbe Stunde ein, die dann mit einer Wiederholung dennoch eine Stunde Sendezeit einnehmen könne.

Zurzeit weiß Gianni Mersch noch nicht, ob die Optionskurse im LGE überhaupt weitergeführt werden. Das sei noch nicht klar. Nachfragen bei der Direktion wollte er nicht, da diese nun andere Sorgen habe. „Vielleicht fallen die Optionen aus organisatorischen Gründen aus“, so Mersch. Es sei nun wichtiger, dass die Schüler das Schuljahr bestehen. „Das hindert uns aber nicht daran, trotzdem weiterzumachen. Der Lockdown hat uns nicht daran gehindert, dann wird auch das uns nicht daran hindern“, sagt Mersch. Sogar falls die Infektionszahlen wieder hochschnellen sollten und die Schulen wieder dichtgemacht werden, bleibt der Uelzechtkanal am Ball.

Für den Juli plane man auf jeden Fall neue Themen. „Vielleicht etwas Aktuelles. Vielleicht auch etwas über die Coronazeit.“ Schließlich habe man am ersten Tag einen kleinen Dreh über die „Rentrée“ der Primaner gemacht.

Gianni Mersch sitzt mit Schülern vom Uelzechtkanal in einer Runde
Gianni Mersch sitzt mit Schülern vom Uelzechtkanal in einer Runde Foto: Uelzechtkanal/Sacha Goldschmit