MeinungTotengräber von Natur und Gesundheit am Werk (Teil 1)

Meinung / Totengräber von Natur und Gesundheit am Werk (Teil 1)
Eine Biogasanlage Foto: Editpress-Archiv

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Warum sich das „Luxemburger Wort“ scheinbar zum Sprachrohr der Biogasanlagenlobby herabgesetzt hat – ohne das mindeste kritische Hinterfragen, ohne Wenn und Aber, weshalb es die weitere Förderung von Biogasanlagen seitens des Energieministers Claude Turmes kritiklos begrüßt und beklatscht, mag als berechtigte Frage so manchen Lesern auf den Lippen gebrannt haben, als sie in der Ausgabe vom 13./14. März 2021 das Loblied auf „Biogas – die unterschätzte erneuerbare Energie“ mit Kopfschütteln und Befremden zur Kenntnis nahmen. Ob die Wortleute wohl ahnen, wessen Loblied sie in ihrem Blatt angestimmt haben?

Viele Landwirte füttern statt Kühe und Schweine inzwischen lieber eine Biogasanlage. Hochleistungsgras, Mais, Gülle, Jauche, organischer Müll und Abfälle aus Schlachtereien, der Gastronomie – wie altes Frittierfett – oder der Lebensmittelindustrie in Strom und Wärme zu verwandeln, kann lukrativer sein als die Aufzucht von Tieren. Die so gewonnene Bioenergie hat aber auch massive Nebenwirkungen, die vielen Landwirten und den hinter ihnen stehenden Politikern „furzegal“ sind. Sie sind nur auf die Einspeisevergütung aus, die sie für jede Kilowattstunde Elektrizität erhalten. Dass sie sich dabei zu Totengräbern von Natur und Gesundheit herabwürdigen, lässt diese Umweltsünder leider gleichgültig, die allzu leichtfertig mit dem „Klimakiller“ Biogasanlage umgehen.

„Biogasanlagen sind eine Gefahr für Mensch, Klima und Umwelt“, warnt derzeit das Umweltbundesamt (UBA) in Deutschland vor diesen „vermeintlichen Klimaschützern mit Sicherheitsdefiziten“. Alle zwei Wochen kommt es darin zu schweren Unfällen, zu Bränden und Explosionen, tödlichen Schwefelwasserstoffwolken, unkontrollierten Methanemissionen, Gülletsunamis …

Seit 2005 sind mindestens 17 Menschen bei Unfällen in Biogasanlagen getötet und 74 verletzt worden, vermerkt das UBA weiterhin. Zudem werden immer wieder Häuser, Straßen, Felder, Gewässer und Schutzgebiete von Gülletsunamis geflutet, weil Gärtanks bersten oder Leitungen platzen.

„Im Jahr 2017 wurden 32 Unfälle in Biogasanlagen registriert, bei denen rund 5,5 Millionen Liter Jauche, Gülle und Silagesickersäfte sowie Gärsubstrate freigesetzt wurden“, schreibt das Umweltbundesamt über schwerwiegende Pannen mit wassergefährdenden Stoffen.

Schon rund 9.000 Biogasanlagen erzeugen in Deutschland durch die Vergärung von Mais und organischem Material Methangas, das als Brennstoff zur Erzeugung von elektrischem Strom und Wärme eingesetzt wird. Überall auf dem Land, aber auch in direkter Nähe zu Wohn- und Gewerbegebieten, ticken solche „gefährlichen Zeitbomben“.

Etwa Dreiviertel der von Sachverständigen geprüften Biogasanlagen sollen erhebliche sicherheitstechnische Mängel aufweisen und stellen ein großes Gefährdungspotenzial dar. Dazu gehören „zusammengeklebte oder gar nur zusammengesteckte Kunststoffkanalrohre als Gasleitungen“ oder Membransysteme „aus zusammengeklebten Folien für Gartenteiche aus dem Baumarkt“.

Biogaserzeugung und Klimabelastung

Durchschnittlich etwa 5 Prozent des in Biogasanlagen produzierten Methans entweicht unkontrolliert in die Atmosphäre – etwa 300.000 Tonnen pro Jahr. Dabei ist Methan ein hochwirksames Klimagas: Sein Treibhauspotenzial ist mindestens 28-mal höher als das von Kohlendioxid. „Damit können Biogasanlagen in der Gesamtbetrachtung sogar mehr Emissionen an klimaschädlichen Gasen verursachen als einsparen“, schreibt das UBA.

Darüber hinaus benutzen etwa 80 Prozent der Biogasanlagen als Gärsubstrat eigens dafür angebaute Energiepflanzen – vor allem Mais, z.T. auch Getreide oder Hochleistungsgras. Nur etwa 20 Prozent der Anlagen laufen mit Abfällen, Reststoffen oder Gülle.

„Die direkte Folge ist die ‚Vermaisung‘ oder die ‚Vergrasung‘ der Landschaft. Dort, wo früher Nahrungsmittel angebaut wurden, sich Viehweiden oder Brachflächen erstreckten, breiten sich heute auf Millionen Hektar endlose Maismonokulturen für Biogas aus. Die drei Meter hoch sprießenden Energiepflanzen bieten Pflanzen und Tieren keinen Lebensraum, die Artenvielfalt schwindet, das Landschaftsbild wird ruiniert“, moniert das Umweltbundesamt.

Laut UBA sind Biogasanlagen nichts weiter als ein lukratives Geschäftsmodell auf Kosten von Mensch und Umwelt. Diese Erkenntnis müsste die verantwortlichen Politiker dazu veranlassen, keine neuen Biogasanlagen mehr zu genehmigen und die bereits bestehenden so schnell wie möglich abzuschalten.

In der Tat: „Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen, sondern befeuert ihn. Außerdem zerstört sie die Umwelt, schmälert die Artenvielfalt und verschärft den Hunger in der Welt.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als bislang letzte in einer langen Reihe von Untersuchungen zu den weltweit verheerenden Folgen des massenhaften Biomasseanbaus, der die Zukunft aller Lebewesen der Erde zerstört. Bioenergie kann als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Forscher.

Es ist Zeit, auf die immer zahlreicher werdenden Warnrufe der Wissenschaftler zu hören. Nicht nur bei uns in Luxemburg wird für unseren Energiehunger die Natur zerstört, sondern weltweit. In unmittelbarer Nähe unterhalb eines von Gemeindepolitikern zu wenig geförderten Naturreservats, eines echten Juwels mit seltenen Orchideen und wunderbarer Weitsicht, und in direkter Nachbarschaft eines großen Siedlungsgebiets befindet sich ein riesiges Wiesengelände, das uns als aktueller Gradmesser und Musterbeispiel für die schädliche Anwendung von Monokulturen und den verheerenden Einsatz von flächendeckenden Pestiziden und gefährlichen Gärresten aus einer Biogasanlage dienen soll, die eine permanente Bedrohung von Mensch, Klima und Umwelt darstellt.

Insektenschwund und Vogelsterben

Statt eines bunten Durcheinanders aus Wildblumen und -kräutern, das den Betrachter in die Tausende Farbpunkte eines impressionistischen Gemäldes versetzt, recken sich dort seit Jahren tiefgrüne, flache, fleischige Halme empor, die millionenfach hundertprozentig identisch daherkommen und aus einer gleichmäßig graubraunen Ackerkrume ragen, bar jeder Verunreinigung, als ob man sie mit der Zunge abgeschleckt hätte. Kein Käfer, keine Ameise, kein Regenwurm, kein Frosch, keine Schnecke, nicht einmal eine Milbe regt sich auf dem toten, leblosen Boden, auf dem alles, was die Natur außer dem hier üppig sprießenden Hochleistungs- oder Elefantengras je hervorgebracht hat, durch tödliche Spritzmittel ausgelöscht worden ist. Diese ökologisch gänzlich wertlosen Wiesen sind so gleichmäßig unnatürlich sattgrün, als hätte ein Maler seine Rolle darüber gezogen.

Das ehemals paradiesische Land ist mit seiner hohen Mauer aus Halmen ohne den mindesten Nährwert zur menschengemachten Ödnis verkommen. Hier brummen keine Insekten, schwirren keine Bienen und Hummeln, befinden sich keine Schmetterlinge im Torkelflug, zirpen keine Grillen, singen keine Vögel, hüpfen keine Kröten, räkeln sich keine Eidechsen in der Sonne, züngeln weder Ringelnattern noch Blindschleichen. Hier sind die Böden durch übermäßige Nutzung und Überdüngung nach mehrjährigem Anbau von lebensfeindlichem Hochleistungsgras für den Betrieb einer Biogasanlage gänzlich ausgelaugt, zu monotonen Intensivflächen verwaist und zum Anbau von Lebensmitteln unbrauchbar geworden.

Das dank häufiger und extensiver Gülleüberschwemmungen reichlich sprießende und superdichte Elefantengras erzeugt ein feuchtkaltes Bodenklima, in dem Insekten nicht zu überleben vermögen. Junge Wiesenvögel brauchen jedoch die Krabbeltiere als Grundnahrung und gehen unterernährt im nasskalten Mikroklima schmählich zugrunde. Der reichlich im überdüngten Erdreich entstandene Stickstoff wird schließlich zum Erstickstoff der Artenvielfalt und der Ackerfruchtbarkeit.

Der Mist mit Energiepflanzen

Neben Hochleistungsgras kommt auch die Energiepflanze Mais zur Produktion von Biogas zum Einsatz – mit ähnlich verheerenden Konsequenzen für Natur und Umwelt. Maisfelder bilden eine ökologische Wüste, sind „ein ökologisch nahezu toter Raum“, sagt Helmut Altreuther vom Bund Naturschutz in Bayern, denn auf diesen Flächen lebt nichts und dort können weder Insekten noch Wiesenbrüter und Singvögel überleben. Solche Effekte kann man zwar auch beim Anbau anderer Getreidesorten feststellen, aber bei Mais ist es besonders drastisch. Mais wächst höher als andere Arten, der Boden wird dadurch kaum noch von der Sonne erreicht, dort bleibt es dunkel und kühl. Insekten, Spinnen, sonstige Kleinlebewesen und kleinere Pflanzen sind dort praktisch nicht zu finden. Durch die Höhe überschattet Mais zu entsprechenden Tageszeiten auch die Randbereiche der Felder, die eigentlich gute Lebensräume z.B. für Insekten und Reptilien wären. Je größer die mit Mais bebauten Flächen werden, desto mehr wirkt sich das negativ auf die Natur aus. Zudem kann Regen den unbewachsenen Boden zwischen den Maispflanzen ungehindert auswaschen und so Düngemittel wie Phosphate in nahe gelegene Gewässer spülen.

 Musterbeispiel für die schädliche Anwendung von Monokulturen
Musterbeispiel für die schädliche Anwendung von Monokulturen Foto: René Oth

Wer kennt noch den Gesang der Lerche? Oder den Revierruf des Rebhuhns? Monokulturen bedrohen unsere Artenvielfalt. Die Vögel, die einst so zahllos auf den Äckern brüteten, haben heute Seltenheitswert. Seit 1980 haben wir Europäer gut die Hälfte unserer heimischen Feldvögel verloren – insgesamt 300 Millionen. Diese gehen ein, weil sie zwischen den Monokulturen keinen Schutz, keinen Nistplatz und kein Futter finden. Ganz oben auf der Liste der gefährdeten Tiere stehen Rebhuhn, Feldlerche, Feldsperling, Kiebitz und Star. Hochleistungsgras und Mais für Biogasanlagen begraben ihre Lebensräume und unsere Träume von unberührter Natur. Es ist Zeit, die Artenvielfalt zu fördern – nicht die Energiepflanzen und die damit gefütterten Biogasanlagen. Wenn der Biogaswahn nicht schnell gestoppt wird, ist der angerichtete Schaden irreversibel.

„Das Verstummen der Natur, Das unheimliche Verschwinden der Insekten, Vögel, Pflanzen – und wie wir es noch aufhalten können“ (Ludwig-Verlag, München 2018, 336 Seiten, gebunden, 20 €, ISBN 978-3-453-28109-7) lautet der Titel eines aktuellen Sachbuchs aus der Feder von Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion, und Claus-Peter Hutter, Präsident von NatureLife-International, die eine intensive Spurensuche nach Taten und Tätern liefern und den noch immer von der „Politik“ vertuschten ökologischen Staatsbankrott mit aller Deutlichkeit entlarven.

Das „Menschenrecht des Nichtvergiftens“

Noch bis zum 1. Juli 2023 dürfen französische Bauern (Dürfen luxemburgische es auch?) Neonikotinoide einsetzen, die zu den meist genutzten Pestiziden der Welt gehören. Diese Mittel töten aber nicht nur Blattläuse, Holzwürmer und andere Schädlinge, sondern setzen auch Bienen und Hummeln schwer zu: Sie schwächen ihr Immunsystem, stören die Orientierung, beeinträchtigen die Fortpflanzung und müssten ab sofort überall verboten werden.

Selten haben wir uns in der Meinungsbildung mit einem Buchautor derart identifiziert wie mit Johannes G. Zaller, Ökologe an der Wiener Universität für Bodenkultur, der in seinem äußerst empfehlenswerten Werk „Unser täglich Gift, Pestizide – Die unterschätzte Gefahr“ (Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2018, 240 Seiten, Klappenbroschur, 20 €, ISBN 978-3-552-06367-9) sich vor allem mit den am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmitteln (Herbiziden), Insektenvernichtungsmitteln (Insektiziden), Mitteln gegen Pilzkrankheiten (Fungiziden) und anderen Leben auslöschenden Bioziden kritisch auseinandersetzt und die negativen Effekte auf die menschliche und tierische Gesundheit und auf unsere Umwelt akribisch untersucht: „Die Menschen haben es satt, rituelle Sonntagsreden der Politiker über Nachhaltigkeit zu hören, sondern wollen endlich glaubhafte Aktivitäten sehen.“ Laut Johannes G. Zaller sollte der Schutz der Natur gleich wichtig genommen werden wie die Wahrung der Menschenrechte. Es müsste auch ein universelles „Menschenrecht des Nichtvergiftetwerdens“ eingeführt werden, das auch Tieren und Pflanzen zusteht.

„Für Wildtiere ist die Feldflur kein Lebensraum mehr, sondern eine Wüste, so grün sie uns auch vorkommen mag. Auch die erosionsgefährdeten Flächen werden mit Glyphosat und anderen Chemikalien besprüht. Sogenannter Pflanzenschutz, der eine Pflanzenart schützt und alle anderen vernichtet“, beanstandet Claus-Peter Hutter, Präsident der Stiftung NatureLife-International, in seinem rezenten Werk „Die Erde rechnet ab, Wie der Klimawandel unser tägliches Leben verändert – und was wir noch tun können“ (Ludwig Verlag, München 2018, 304 Seiten, Klappenbroschur, 17 €, ISBN 978-3-453-28105-9).

Großflächige Überdüngung mit dramatischen Folgen

All die schädlichen Gärüberbleibsel aus der Biogasanlage dringen ins Erdreich ein, versauern das Ackerland, sickern ins Grund- und Trinkwasser ein, durchsetzen dieses mit Nitraten und anderen Schadstoffen und vergiften es. Sie wabern auch durch die Luftatmosphäre und machen die in der näheren Umgebung lebenden Menschen krank, die diese Atem- und Nervengifte (Schwefelwasserstoff, konzentriertes Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Ammoniak und Cyanwasserstoff) während langen Wochen einatmen müssen. Hier handelt es sich um eine unnötige krasse Überdüngung, die die Umwelt versaut. Und derartige Überdüngungen müssen in Zukunft unbedingt unterbleiben!

Die Folgen sind verheerend: Stickstoffüberschüsse und Sauerstoff werden zu Nitrat, das in vielen Gegenden das Grundwasser belastet. Weil Nitrat ins Grundwasser sickert, wird zum Beispiel an 18 Prozent aller Messstellen in Deutschland der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten. Der Grenzwert dient vor allem dem Schutz von Säuglingen; ihr Stoffwechsel kann Nitrat zum schädlichen Nitrit umwandeln. Nitrit behindert den Sauerstofftransport im Blut und steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

Überschüssiger Stickstoff wird im Boden nicht nur zu Nitrat, sondern auch zu Lachgas umgewandelt, ein Treibhausgas, das dreihundertmal so stark wirkt wie Kohlendioxid und somit die Erwärmung der Erde vorantreibt. Schätzungen zufolge ist Lachgas für etwa sechs bis sieben Prozent des Treibhauseffekts verantwortlich.

Nitrathaltiges Grundwasser muss teuer aufbereitet werden oder mit weniger belastetem Wasser verschnitten werden, bevor es trinkbar ist. Auf Druck der EU hat sich zum Beispiel die Bundesregierung nun auf verschärfte Düngeregeln geeinigt: In „roten Gebieten“ mit besonders hohen Nitratwerten sollen Bauern im Schnitt 20 Prozent weniger düngen, zudem gibt es eine Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff je Hektar. Die EU-Kommission hatte Deutschland wegen zu großen Mengen Nitrat im Grundwasser verklagt.

Die Schweinerei mit Gülle und Jauche

Uns würde es wundern, wenn die Situation in Luxemburg nicht ähnlich gelagert wäre. Die überall bei uns im Sommer sprießenden Blaualgen in den trüben Gewässern, so weit das Auge reicht, sprechen eine deutliche Sprache. Die Schuld an einer solchen flächendeckenden Kontaminierung trägt die Schweinerei mit Gülle und Jauche, die aus den Kuh- und Schweineställen kommt und von dort auf die Felder verteilt ins Grundwasser durchsickert. Diese hat nicht nur in Deutschland sintflutartige Dimensionen erreicht: 200 Milliarden Kilogramm im Jahr, was so viel ist, wie Coca-Cola weltweit im gleichen Zeitraum von seiner Markenbrause verkauft.
„Dann kippt sozusagen das natürliche Gleichgewicht des Wassers um, beispielsweise profitieren davon dann Algentiere, weil deren Fressfeinde – etwa kleine Planktonkrebse – fehlen oder entsprechend zurückgedrängt sind. Das führt dann zur Trübung der Wasserqualität – es hat zum Beispiel auch Jahre mit Badeverbot gegeben – und das hat neben wasserwirtschaftlichen, ökologischen auch touristische und damit wirtschaftliche Auswirkungen.“ (Helmut Altreuther, Bund Naturschutz in Bayern in der BR-Sendung „Faszination Wissen“).

Somit ist nicht nur das Grundwasser von Pestiziden und Düngemitteln belastet. Auch Flüsse, Seen und Meere leiden unter der Überdüngung. Phosphat und Stickstoff werden auch ins Oberflächenwasser gespült – mit der Folge, dass dort lebende Tiere und Wasserpflanzen absterben.

Und die Luft wird zudem schlechter. Verbindet sich Stickstoff mit Wasserstoff, entsteht Ammoniak (NH3). Das giftige Gas riecht nicht nur stechend, es wirkt auch ätzend auf Lunge, Atemwege, Haut und Augen. Ammoniak ist wasserlöslich, was bedeutet, dass das Gas aus der Atmosphäre mit dem Regen wieder zurück auf den Boden gelangt. Mit der Gülle entfaltet sich die starke Ätzwirkung belastend auf Bodenlebewesen und trägt zur Versauerung der Böden bei. Außerdem ist es wasserökologisch als äußerst bedenklich einzustufen.

In seinem wegweisenden Sachbuch „Die Hälfte der Erde, Ein Planet kämpft um sein Leben“ (Verlag C.H. Beck, München 2016, 256 Seiten, Hardcover, 22,95 €, ISBN 978-3-406-69785-2) will der berühmte Biologe und Ökologe E.O. Wilson als radikales Vermächtnis den bahnbrechenden Gedanken vermitteln, „dass wir nur dann hoffen können, die unermessliche Vielfalt der Lebensformen auf unserem Planeten zu retten, wenn wir die Hälfte der Erdoberfläche der Natur überlassen, wenn wir den halben Planeten zum Naturschutzgebiet erklären“.

*René Oth setzt sich für Umweltschutz und Tierrechte ein.

Thomas Stemmer
10. April 2021 - 18.21

Mein Punkt ist, sich konstruktiv mit der Technologie auseinanderzusetzten anstatt nur hart und undifferenziert zu kritisieren. Es ist wichtig, den Kreislauf zu schließen und organische Abfälle / Reststoffe z.B. in Kläranlagen, im Agrarbereich oder in der (Lebensmittel-) Industrie weltweit zu nutzen. Es nicht zu tun ist zum einen Verschwendung und zum anderen schlecht für die Umwelt, da das Methan der Verrottung frei entweicht. Dass das klimatechnisch schlecht ist, steht auch im Artikel.

Brandenbourger
9. April 2021 - 12.43

Alles was 'aide à la presse écrite' einbringt, wird gedruckt, wie hunderte Adeligen-Artikel über Belanglosigkeiten vom Leuten die nicht arbeiten.

HTK
9. April 2021 - 11.06

@Thomas Stemmer, das ist aber keine Ursache diesen Prozess durch Forcierung zu beschleunigen.Dass große Landflächen für Lebensmittelherstellung wegfallen und zusätzlich durch großzügige Düngung verdichtet und vergiftet werden schlägt nicht zu Buche. Elektoautofahren ist ja auch total sauber,aber nur vor der Haustür.Die Siliziumförderung findet weit weg statt und die Entsorgung der Batterien auch und der Strom kommt eben aus Biogasanlagen.Alles Bio eben.

Thomas Stemmer
9. April 2021 - 8.40

Respekt Hr. Oth, da habe sie alles reingelegt, nur leider sehr undifferenziert. Die Entstehung von Biogas ist zuerst einmal ein natürlicher Prozess und es werden weltweit leider nur 2% des organischen Abfalls verwertet und genutzt. Es nicht zu tun ist oft sehr umweltschädlich (Stichwort Gülle). Mais spielt international dabei eine sehr untergeordnete Rolle. Mais ist in Deutschland sehr prominent, weil über 2/3 davon als Tierfutter angebaut werden. Beim Thema "Vermaisung" wäre der Hebel dort wesentlich größer. Ich verteidige den Einsatz von Mais in BA nicht, doch ist er rückläufig und das Bewusstsein für Blühpflanzen etc. wächst.

T. Mathay
9. April 2021 - 8.24

Das die Kläranlagen und Abwässer der Menschen (Fäkalien, Waschmittel, Putzmittel, Körperpflege, Medikamente, Hormone,...) ebenfalls das Grundwasser stark belasten interessiert niemanden....

J.Schuckart
9. April 2021 - 4.47

Die Kommentare von Kemp und Luss sind hervorragend unqualifiziert,anders als der Artikel.

J.C. Kemp
8. April 2021 - 13.42

Der Duft der Kuh macht die frische Landluft, pflegte einer meiner Lehrer zu sagen. Herr O sollte vielleicht doch lieber weiter über Elvis und die Indianer schreiben.

Mike
8. April 2021 - 12.01

Gut geschriebener wahre Artikel, dazu sollte man noch das Überschwemmungsrisiko benennen, denn Maisanbau hält kein Wasser/Niederschlag zurück.

Luss
8. April 2021 - 11.28

Herr Oth Sie sollten den Wohnort wechseln. In einer Grosstadt brauchen Sie sich keine Gedanken über Gülle und andere ländliche "Unannehmlichkeiten" zu machen. Nimby lässt Grüssen .