Gemeinde SchengenStreit mit Architekt Valentiny

Gemeinde Schengen / Streit mit Architekt Valentiny
Kaputtes Schuldach in Remerschen: Die Versicherung möchte offenbar nicht die ganze Summe zahlen Foto: Editpress/Claude Lenerrt

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Gemeinderatssitzung am späten Donnerstagnachmittag in Schengen. Eigentlich nichts Außergewöhnliches – bis auf zwei Punkte der Tagesordnung. Zum einen wollen die Gemeindeverantwortlichen Schadensersatz für das kaputte Dach der Schule in Remerschen. Zum anderen sollen zwei Kontrakte mit einem Architekturbüro gekündigt werden.

Kurzer Einblick in kommunale Politik. Zu einem Punkt der Tagesordnung der Gemeinde Schengen ist eigentlich nur zu sagen, dass es sich um die Forderung nach Rückerstattung eines Schadens am Dach der Schule in Remerschen handelt. Die Reparatur beläuft sich auf rund 550.000 Euro. Die Gemeinde hat das Geld vorgestreckt. Von der Versicherung kam das Angebot, 250.000 Euro zu bezahlen. Für die Gemeinde vollkommen unannehmbar. „Wir wollen nicht auf 300.000 Euro sitzen bleiben, deshalb gehen wir vor Gericht“, sagt Bürgermeister Michel Gloden dazu.

„Warum erst jetzt?“, lautet eine Frage der Opposition. „Weil wir gehofft haben, dass sich die Sache einrenkt“, so Gloden, der auf ein langes und geduldiges Hin und Her verweist. Jetzt sei genug, sagt er.

Genug ist genug, lautet der Beweggrund offensichtlich auch bei einem anderen Punkt der Tagesordnung. Nach Abstimmung im Gemeinderat wird die Zusammenarbeit mit dem in der Gemeinde ansässigen Architekturbüro von François Valentiny und Partnern gekündigt. „Die Chemie hat einfach nicht mehr gestimmt“, sagt der Bürgermeister. Er weist darauf hin, dass die Sache sich seit Monaten hinziehe. Ohne Fortschritt. Es geht um das große Bauvorhaben in der Gemeinde im Ortsteil Remerschen, nämlich um das Schul- und Sportprojekt „Campus Baggerweiher“. Mit dem betreffenden Architekturbüro werden zwei Abkommen gekündigt. Zum einen der Bau der Sporthalle und zum anderen die Planung des allgemeinen Bebauungsplanes.

Bürgermeister Gloden verweist darauf, dass eine Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro nicht mehr möglich gewesen sei. In den vergangenen Monaten habe sich das Miteinander zusehends verschlechtert. Er spricht von zerrütteten Verhältnissen. Das sei eigentlich nichts Außergewöhnliches, sagt Gloden. Erbost wirkt er dabei nicht. Man habe als Bauträger, der öffentliche Gelder zu verantworten habe, lediglich kein Übereinkommen mit dem Architekturbüro mehr gefunden und deshalb beschlossen, das gemeinsame Projekt zu beenden.

Nun scheint das Ganze in der Tat nicht außergewöhnlich. Gleiches gilt für den Versuch der Opposition, gut einen Monat vor den Gemeindewahlen das Thema politisch auszuschlachten. Letztendlich wäre es vielleicht eigentlich gar kein Thema, wenn es sich beim Architekten eben nicht um François Valentiny handeln würde. Der Stararchitekt, Erbauer des Luxemburger Pavillons 2010 bei der Weltausstellung in Schanghai, hat seine Spuren an der ganzen Mosel entlang hinterlassen. Die Freundschaft zwischen Architekt Valentiny und Kommune scheint jetzt aber zu Ende.

Schadensersatzforderung möglich

In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag scheint es Bürgermeister Gloden nicht einfach, darüber zu reden. „Es ging einfach nicht mehr, wir liegen nicht mehr auf der gleichen Linie.“ Bei den Verträgen gehe es einerseits um die Sporthalle und vor allem um deren Dach und zum anderen um den Bebauungsplan des Areals. Diese Verträge werden nun per Gemeinderatsbeschluss gekündigt und an ein anderes Architekturbüro weitergegeben.

In seinem persönlichen Namen hat sich François Valentiny in einem offenen Brief darüber beschwert, dass sich Schengen, sein Wohnort, zum Schlechten entwickele und ihm Unrecht getan würde. Am Freitagnachmittag zeigt sich das Architekturbüro „hvp“, zu dem Valentiny gehört – wenn auch seit Anfang des Jahres nicht mehr mehrheitlich – erstaunt: Aus der Presse müsse man erfahren, dass etwas nicht stimme, dass Verträge gekündigt werden, dabei wisse man nicht, was einem letztendlich vorgeworfen werde, so eine Vertreterin des nach wie vor in Remerschen ansässigen Architekturbüros. Im Rathaus in Schengen geht man davon aus, dass Schadensersatzforderungen drohen, vielleicht auch ein Gerichtsprozess. 

Luc Conter
8. Mai 2023 - 16.59

Dass bei einem Gerichtsprozess die vielen Details ans Licht kommen, dürfte wohl nicht im Interesse von jedermann sein.

Cesar
7. Mai 2023 - 11.13

"Problembauten"en Masse Schulgebäude, Museum Schengen, Privathäuser usw. für diese Schäden und Pfusch am Bau ist dann der Handwerker verantwortlich, weil dieses Vip-Unternehmen immer Recht hat und unschuldig zeigt, Arroganz pur aber von der notwendigen Praxiskenntnis null Ahnung,hier läuft schons lange das Wasser bergauf in all den verrückten Gebäuden. Handwerker

schullerpiir
6. Mai 2023 - 15.07

"Problemgebäude" ist die rochtige Definition. Dann wird normalerweise solange hergedoktort bis die "gsrantie décénale" nicht mehr spielt und ein Profi mit Grundsanierung besuftragt. Korruptes Luxemburg.

Julius
6. Mai 2023 - 11.23

Diese Trennung hätte schon längst viel früher erfolgen sollen, dieses "Stararchitektenbüro" hat seit langem viele Gemeinden und sonstige Kunden mit seinen überteuerten Problemgebäuden über den Tisch gezogen, man sollte nicht unbedingt mit der Meinung herumlaufen dass nur noch Gott über uns steht. All Kommentar ist überflüssig.