Trotz CoronaSeniorenheime lassen wieder Besucher zu

Trotz Corona / Seniorenheime lassen wieder Besucher zu
Die Alters- und Pflegeeinrichtungen des Landes wirkten zuletzt wie ausgestorben. Je nach Kapazitäten der Einrichtung sollen künftig aber wieder Besucher zugelassen werden.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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In den Alters- und Pflegeheimen können künftig wieder Besucher empfangen werden. Allerdings unter strengsten Auflagen und je nach Kapazitäten der entsprechenden Einrichtungen. Das hat Familienministerin Corinne Cahen am Dienstag mitgeteilt. Bei Besuchen von Patienten im Endstadium bleibt es allerdings beim Status quo.

„Die Quarantäne wird nicht aufgehoben. Auch werden die Hygienemaßnahmen keinesfalls gelockert. Wir wollen nur die Regeln ändern, damit die Bewohner wieder mehr Kontakt zu ihren Familien haben“, betonte Familienministerin Corinne Cahen am Dienstag gleich mehrmals mit Nachdruck. Seit sieben Wochen gelte nur ein Motto: „Bleift doheem!“ Eine Situation, unter der besonders jene schutzbedürftige Menschen leiden, die ihre Familienangehörigen seit Mitte März nicht mehr gesehen haben.

Tatsächlich falle es den Bewohnern der Alters- und Pflegeheime nach sieben Wochen immer schwerer, keinen Kontakt zu ihren Liebsten zu haben. Moderne Kommunikationstechnologien seien kein Ersatz für physischen Kontakt, so Cahen. Doch seien die strengen Bestimmungen zum Schutz der gefährdeten Bevölkerung in den Pflegeeinrichtungen eingeführt worden.

In den 52 Einrichtungen des Landes werden derzeit 5.767 Bewohner betreut. Davon seien 90 Menschen positiv auf Covid-19 getestet worden. „Doch gibt es darunter auch Menschen, die keine Symptome zeigen“, betonte die Ministerin am Dienstag. 41 Bewohner seien inzwischen wieder geheilt. Leider seien aber auch 29 Personen im Altersheim mit Covid-19 verstorben. Was die großflächigen Tests in den Altersheimen angeht, seien bereits 1.073 Bewohner und Angestellte in vier Einrichtungen getestet worden. 14 Analysen seien positiv ausgefallen. Dabei handelt es sich um fünf Angestellte und neun Bewohner.

„Viele Bewohner haben aber nicht nur Angst vor Covid-19, sondern auch davor, ihre Liebsten nicht mehr sehen zu können“, fuhr die Ministerin fort. Deshalb müsse auch das psychische Wohlbefinden dieser Menschen berücksichtigt werden. „Aus diesem Grund haben wir versucht, uns so zu organisieren, dass Familien sich trotz Corona wieder sehen können“, so Cahen.

Unter strengsten Auflagen

Somit sollen die Bewohner der Alters- und Pflegeheime in Kürze wieder Besucher empfangen können. Allerdings liegt es im Ermessen der Betreiber, wie diese Besuche organisiert werden. Oberste Voraussetzung sei nämlich die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Da jedes Heim anders gestaltet sei, bliebe es den Einrichtungen vorbehalten, wie sie sich zu organisieren gedenken.

Prinzipiell aber gilt: Besucher müssen sich im Voraus ankündigen, werden bei der Ankunft über die geltenden Hygienemaßnahmen aufgeklärt, müssen sich gründlichst die Hände waschen und werden in einem speziell dafür vorgesehenen Raum empfangen. Geschenke und Mitbringsel können nicht direkt überreicht werden, diese müssen zuerst dekontaminiert werden.

Erlaubt sind nur Besucher, die selbst keine Symptome haben und in den letzten zwei Wochen nicht mit einer erkrankten Person in Kontakt standen. Gleiches gilt auch für jene Bewohner, die einen Besucher empfangen wollen. In dieser Hinsicht kann die Heimleitung aber je nach Ermessen eine Ausnahmegenehmigung erteilen.

Kinder sind zunächst noch nicht zugelassen. Bei Besuchen im Heim selbst sind Jugendliche ab 16 Jahren zugelassen. Findet der Besuch draußen im Freien, etwa bei einem Spaziergang durch die Parkanlage, statt, können auch Jugendliche ab zwölf Jahren anwesend sein. Besucher und Bewohner müssen Masken tragen. Sollte dies nicht möglich sein, muss eine Plexiglasscheibe zwischen beiden eingerichtet oder mindestens zwei Meter Abstand eingehalten werden.

Weder Küsschen noch Umarmung

Kann bei einem Spaziergang der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden, etwa wenn eine Person beim Gehen gestützt werden muss, wird der Besucher mit einem Kittel ausgestattet, der nach dem Besuch sofort wieder entsorgt wird. Gleiches gilt auch für Masken, die vor der Abfahrt sofort entsorgt werden. Nach dem Besuch wird der entsprechende Raum mindestens 30 Minuten lang gelüftet und gründlichst gereinigt und dekontaminiert.

Ministerin Cahen war sich auch bewusst, dass ein normaler physischer Kontakt, wie er vor der Corona-Krise bestand, heute noch nicht möglich sei. Umarmungen oder Küsschen seien demnach noch nicht erlaubt. Dennoch wolle man verhindern, dass die Bewohner immer mehr in die Isolation abrutschen. „Deshalb haben wir zusammen mit dem Gesundheitsamt und der Copas („Confédération des organismes prestataires d’aides et de soins“), dem Dachverband der Pflegeeinrichtungen, einen Weg gefunden, damit sich die Bewohner unter strengen hygienischen Bedingungen dennoch mit ihren Liebsten treffen können“, betonte Cahen.

Familienministerin Corinne Cahen und Copas-Präsident Marc Fischbach haben am Dienstag die neuen Regeln für Besuche in den Alters- und Pflegeheimen vorgestellt. Diese wurden vom Gesundheitsamt in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Pflegeeinrichtungen (Copas) ausgearbeitet.
Familienministerin Corinne Cahen und Copas-Präsident Marc Fischbach haben am Dienstag die neuen Regeln für Besuche in den Alters- und Pflegeheimen vorgestellt. Diese wurden vom Gesundheitsamt in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Pflegeeinrichtungen (Copas) ausgearbeitet. Foto: SIP

„Die Organisation der Besuche liegt allein in der Verantwortung der Betreiber der Einrichtung“, betonte indessen Copas-Präsident Marc Fischbach. Solle eine Heimleitung nicht in der Lage sein, die Regeln und Richtlinien zu respektieren, dürften auch keine Besuche zugelassen werden. Allerdings müssten sie wenigstens dafür sorgen, dass die Bewohner über Tablets Kontakt zu ihren Liebsten halten können. Auch seien die Pflegeheime dazu angehalten, den Bewohnern in solchen Fällen Psychologen zur Verfügung zu stellen.

Status quo bei Patienten im Endstadium

Was nun Besuche bei Patienten im Endstadium angeht, so bleibt es trotz anderslautender Ankündigungen beim Status quo: Bislang lag es im Ermessen der Heimleitung, einem oder zwei Familienangehörigen eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, damit sie ihre im Sterben liegenden Liebsten auf ihrem letzten Weg begleiten konnten. Das soll auch künftig so bleiben. Zwar betonte Ministerin Cahen, dass die Regierung eine entsprechende Empfehlung an die Betreiber herausgegeben habe, doch war ihren Ausführungen zu entnehmen, dass die Entscheidung letztlich ganz allein bei der entsprechenden Heimleitung liege. In anderen Worten: An dieser Situation ändert sich zunächst nichts.

Dafür wird in Zukunft aber auch wieder externes medizinisches Personal in den Einrichtungen zugelassen. „Um zu verhindern, dass die Bewohner Muskelschwund erleiden oder andere Krankheiten entwickeln“, so Ministerin Cahen. Betroffen von dieser Maßnahme sind etwa Physiotherapeuten und Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Masseure oder Podologen. Allerdings müssen auch in diesem Fall die geltenden Sicherheitsregeln und Hygienemaßnahmen unbedingt eingehalten werden.

Ein Altersheim sei zwar eine Pflegeeinrichtung, doch vor allem auch ein Ort des Lebens, betonte Corinne Cahen. „Die letzten sieben Wochen waren eine enorme Herausforderung für viele Menschen. Doch mussten wir diese Beschränkungen einführen, um dramatische Situationen wie im Ausland zu vermeiden. Deshalb müssen hygienische Regeln und Barrieregesten unbedingt weiterhin berücksichtigt werden“, so die Ministerin. „Der Erfolg dieser neuen Maßnahme hängt allein von der Disziplin jedes Einzelnen ab.“

HTK
29. April 2020 - 8.39

Natürlich. Abstand und Maske und Händewaschen beim Antritt und beim Abgang.Dann ist alles in Butter und Oma wirds freuen.