FinanzplatzQuintet Private Bank – Die ehemalige KBL feiert 75. Geburtstag

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Der erste und der aktuelle Sitz der Privatbank  Foto: Quintet Private Bank

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Die Quintet Private Bank mit Hauptsitz in Luxemburg und Niederlassungen in ganz Europa feiert diese Woche den 75. Jahrestag ihrer Gründung im Großherzogtum. In diesen Jahren hat sie viele Höhen und Tiefen erlebt und den Finanzplatz mitgeprägt.

Am 23. Mai 1949 hatte die Kredietbank Luxembourg in der rue Notre-Dame mit fünf Mitarbeitern ihre Pforten geöffnet. Die Tochtergesellschaft der belgischen Kredietbank (heute: KBC Gruppe) wollte die lokale Industrie, den Handel und den öffentlichen Sektor unterstützen, um so das Wachstum des Landes nach dem Krieg zu fördern, wie die heutige Quintet Bank in einer Pressemeldung schreibt.

In den folgenden Jahrzehnten, als sich die von der Stahlindustrie dominierte Wirtschaft in andere Bereiche, darunter auch Finanzdienstleistungen, zu diversifizieren begann, erschloss auch die Kredietbank neue Wachstumssegmente. So gab die Bank 1961 die erste internationale Anleihe in „europäischen Währungseinheiten“ aus, dem Vorläufer der gemeinsamen Währung. Anfang der 1970er Jahre gehörte die Kredietbank zu den führenden Emittenten von Eurobonds und legte den Grundstein für ihren neuen zwölfstöckigen Hauptsitz am Boulevard Royal.

In den 1980er Jahren begann die in Luxemburg ansässige Bank mit ihrer geografischen Expansion und beteiligte sich 1986 an der britischen Bank Brown Shipley, die sie 1992 komplett übernahm. Im Laufe des folgenden Jahrzehnts konzentrierte sich die Bank immer stärker auf das Private Banking und Vermögensverwaltung. Sie erwarb Gesellschaften in Deutschland, den Niederlanden und Belgien.

Ein Logo aus früheren Zeiten
Ein Logo aus früheren Zeiten Foto: Christian Muller

Als Ausdruck ihrer paneuropäischen Vision und ihrer lokalen Verankerung wurde die Kredietbank 2008 in KBL European Private Bankers umbenannt, kurz vor der globalen Finanzkrise. Diese bescherte dem Institut mehrere turbulente Jahre. Zur belgischen Finanzgruppe zählt die Gruppe seitdem nicht mehr. Im Gegenzug für Staatshilfen musste KBC damals einem Verkauf der Luxemburger Tochter zustimmen.

Während vieler Jahre war der Name der Bank auch Inbegriff für einen Prozess um das Luxemburger Bankgeheimnis. Der Kläger, der belgische Staat, hatte einer Reihe Bankern und den Kunden vorgeworfen, über Finanzkonstruktionen in Belgien Steuern „gespart“ zu haben. Zum Beweismaterial zählte unter anderem eine Liste mit geheimen Luxemburger Bankkonten von belgischen Staatsbürgern, die von ehemaligen Mitarbeitern der KB Lux gestohlen wurde. Bei dem sogenannten KB-Lux-Prozess hatten belgische Behörden insgesamt 15 Jahre lang ermittelt und im Oktober 2009 wurden dann mehrere Angestellte und Kunden vor Gericht geladen. Keine drei Monate später erklärte ein Brüsseler Gericht die Anklage dann für nicht zulässig. Die Beweisstücke seien auf „unlautere Art und Weise“ gesammelt worden, so der Richter. Man könne sich Fragen über die Befangenheit der Ermittler stellen.

Auf Belgien folgte Katar

Im Jahr 2012 erhielt die Luxemburger Bank mit Precision Capital einen neuen Besitzer. Der Fonds, mit Investoren aus dem Golfstaat Katar, übernahm alle Anteile der Privatbank. Gleichzeitig kaufte der gleiche Fonds auch 90 Prozent der Anteile an der Luxemburger Bank Dexia BIL. Letztere hat er jedoch 2017 bereits mit gutem Gewinn an ein chinesisches Unternehmen weiterverkauft. Die KBL hielt man weiter, versuchte sie auszubauen und die Rentabilität zu steigern.

Die folgenden Jahre waren geprägt von weiteren Übernahmen und Fusionen, neuen Partnerschaften und strategischen Investitionen in die Zukunft. 2020 wurde die Gruppe in Quintet Private Bank umbenannt. Heute besteht die Bankgruppe aus einem ganzen Netzwerk von Privatbanken. Mit dazu zählen Brown Shipley (Großbritannien), InsingerGilissen (Niederlande), Merck Finck (Deutschland), Puilaetco (Belgien) und Quintet Danmark. Das Institut bedient heute vor allem eine wohlhabende Kundschaft. Die Gruppe beschäftigt etwa 1.700 Mitarbeiter, davon rund 700 in Luxemburg.

2023 war der Nettogewinn der Gruppe von 18,1 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 46,9 Millionen Euro gewachsen. Per 31. Dezember 2023 belief sich das Gesamtkundenvermögen auf 92 Milliarden Euro, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hierin spiegeln sich sowohl der Anstieg des verwalteten Vermögens im Private Banking als auch des verwahrten Vermögens von institutionellen Kunden wider, so die Bank.

„Heute, genau 75 Jahre nach unserer Gründung in Luxemburg, blicken wir mit Stolz auf das Erreichte“, so Chris Allen, seit Mai 2022 Geschäftsführer der Gruppe. „Mit einem einzigartigen Erbe und einem tiefen Engagement für die Familien, die uns ihr Vertrauen schenken, ist Quintet eine echte Erfolgsgeschichte ‚made in Luxembourg‘. (…) Unsere Geschichte gibt uns Zuversicht für die Zukunft und lässt uns wissen, dass Quintet sich mit der Zeit weiterentwickeln, verbessern und wachsen wird.“

Ein Logo aus früheren Zeiten
Ein Logo aus früheren Zeiten Foto: Christian Muller

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