BeschäftigungNur noch 24 neue Jobs pro Tag: Die Zahl der Angestellten wächst langsamer

Beschäftigung / Nur noch 24 neue Jobs pro Tag: Die Zahl der Angestellten wächst langsamer
Die Zahl der Angestellten wächst heute spürbar langsamer als noch vor einem Jahr Foto: Christian Muller

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Seit Jahresbeginn wächst die Zahl der Angestellten hierzulande langsamer als in den Jahren zuvor. Starkes Wachstum gab es im ersten Halbjahr vor allem im Finanzsektor und beim Staat. Im Bausektor und in der Industrie wurden hingegen leichte Rückgänge bei der Zahl der Beschäftigten gemessen.

Auch in diesem Jahr sind hierzulande wieder viele neue Arbeitsplätze entstanden. 4.700 Arbeitnehmer wurden in den ersten sechs Monaten zusätzlich eingestellt. Dieser Anstieg klingt nach viel, ist jedoch spürbar weniger als in den Jahren zuvor, als Monat für Monat Zuwächse von mehr als 1.000 Personen gemessen wurden. Auf insgesamt 482.440 Menschen beläuft sich die Zahl der Angestellten zur Jahresmitte 2023.

Seit nunmehr fünf Quartalen dreht der Wachstumsmotor bereits etwas langsamer. In den Monaten April bis Juni 2023 wurde (im Jahresvergleich) nur noch eine Wachstumsrate von 2,5 Prozent gemessen, wie Statec vor einigen Tagen in einer Pressemeldung mitgeteilt hat. In den drei Monaten zuvor waren es noch 2,9 Prozent, im Quartal davor 3,2 und in der Dreimonatsperiode davor 3,4 Prozent.

Umgerechnet in neue Jobs pro Tag bedeutet das, dass in den Monaten April bis Juni im Schnitt täglich 24 neue bezahlte Arbeitsplätze entstanden sind. Das ist deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, als ein Plus von 42 neuen Jobs pro Tag gemeldet wurde. 

Die Zahl der Grenzgänger ist derweil im zweiten Quartal 2023 erneut schneller gestiegen (plus 2,9 Prozent) als die der ansässigen Arbeitnehmer (plus 2,1 Prozent). Bei den französischen Grenzgängern ist mit einem Plus von vier Prozent der mit Abstand stärkste Anstieg zu verzeichnen. Sie stehen Ende Juni für 123.636 der insgesamt 227.842 Grenzgänger.

Unterschiedliche Entwicklung pro Sektor

Insgesamt 482.440 Menschen arbeiteten Ende Juni 2023 als Angestellte in Luxemburg. Der gewichtigste Sektor für sie ist der Bereich Handel/Transport/Gaststätten mit 106.594 Gehaltsempfängern, wie neue saisonbereinigte Daten von Statec zeigen. Der Bereich hat eine kleine Achterbahnfahrt hinter sich: Nachdem die Zahl der Beschäftigten im Corona-Jahr 2020 um rund 2.000 Personen auf unter 100.000 eingebrochen war, ist er seit Mitte 2021 wieder am Wachsen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat der Sektor mehr als 1.500 neue Stellen geschaffen.

Der Sektor, in dem die zweitgrößte Anzahl Menschen hierzulande ein Gehalt bezieht, ist der Staat. Gemeinsam zählen Verwaltung, Gesundheits- und Schulwesen insgesamt 104.133 Angestellte. Der Bereich ist seit Jahrzehnten am Wachsen, zusammen mit Land, Wirtschaft und Bevölkerung. Seit 2004 hat sich die Zahl der Angestellten beim Staat verdoppelt. Zu Beginn des Jahres 2022 wurde die Marke von 100.000 Mitarbeitern überschritten. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 hat der Staat über 1.600 neue Stellen geschaffen.

Der drittgrößte Bereich sind die sogenannten „Activités spécialisées et services de soutien“, also Unternehmensdienstleistungen. Dieser Bereich zählt heute 82.611 Arbeitnehmer – etwa doppelt so viele wie vor 15 Jahren. Er ist nun, 2023, jedoch langsamer gewachsen. Nur rund 700 neue Stellen sind in den ersten sechs Monaten in dem Sektor entstanden. Im Vorjahreszeitraum waren es rund 2.600.

Rückgang in Bauwesen und Industrie

Der viertgewichtigste Sektor nach Zahl der Angestellten in Luxemburg ist das Finanzwesen. Es steht für rund 54.780 Angestellte. Mit rund 1.500 neuen Jobs pro Jahr verbucht er auch weiterhin ein stetiges Wachstum. Im ersten Halbjahr 2023 kamen wieder rund 1.000 neue Jobs hinzu. Die günstige Entwicklung geht auf den Bereich der Investment- und Pensionsfonds zurück, hebt Statec hervor.

Dicht auf den Finanzsektor folgt das Bauwesen mit rund 51.394 Arbeitnehmern. In den meisten Jahren wächst dieser Bereich leicht schneller als der Finanzplatz. In den letzten sechs Monaten war seine Zahl jedoch um rund 400 Personen rückläufig. Der Sektor hatte zuletzt mehrmals vor leeren Auftragsbüchern gewarnt und die Regierung nach Hilfen gefragt, um der Brache über die aktuelle Konjunkturdelle hinwegzuhelfen.

Auf das Bauwesen folgt die Industrie mit 38.649 Arbeitnehmern. Bereits vor rund 20 Jahren zählte sie 38.000 Angestellte. Im Corona-Jahr 2020 hatte der Sektor rund 800 Stellen abgebaut. In den beiden folgenden Jahren kamen dann wieder rund 1.000 neue hinzu. Für die ersten sechs Monate 2023 hat Statec ein Minus von rund 80 Angestellten errechnet.

Weitere Verlangsamung wird erwartet

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet Statec, nach einer Zuwachsrate von 3,5 Prozent im Jahr 2022, nur noch mit 2,5 Prozent. 2024 soll sich die Wachstumsrate der neuen Jobs dann noch leicht (auf 2,0 Prozent) verringern.

Hintergrund der nicht mehr so schnell steigenden Zahl der Angestellten dürfte die etwas langsamer drehende Wirtschaft sein. So ist Luxemburgs Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal des Jahres 2023 um 0,1 Prozent im Vergleich zum vorigen Quartal gesunken. Gegenüber dem zweiten Quartal im Jahr 2022 handelt es sich um einen Rückgang von 1,7 Prozent.

Nicht mitgerechnet in den Zahlen der Angestellten sind rund 30.000 Menschen, die nicht als „Angestellte“ arbeiten, aber beispielsweise als Selbstständige. Die Zahl aller Arbeitsplätze in Luxemburg stieg im August auf (saisonbereinigt) 513.207 Stellen. Im Mai 2022 war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze übertroffen worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs wurde im Februar 2015 überschritten, die von 300.000 im Juni 2004.

Für die Finanzen der Regierung ist dieses stetige Wachstum der Arbeitsplätze eine gute Entwicklung. Die Einnahmen aus diesem Bereich sind seit vielen Jahren am Wachsen: 2010 war die Marke von zwei Milliarden Euro jährlich ständig überschritten worden. Seit 2014 lagen die diesbezüglichen Jahreseinnahmen bei mehr als drei Milliarden. Im Jahr 2019 war die Schwelle von vier Milliarden erstmals überschritten worden.


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Romain
6. Oktober 2023 - 14.16

Bei all denen Arbeitssucher und denen freien Arbeitsplätze müsste diese auf null fallen. Aber lieber Arbeitslosengeld nehmen als zu arbeiten