Neue AttraktionNation Branding in Fels: Ein Schriftzug erregt die Gemüter

Neue Attraktion / Nation Branding in Fels: Ein Schriftzug erregt die Gemüter
Nation Branding inmitten zahlreicher Baustellen: Viele Felser Bürger sorgen sich um die Botschaft, die der Schriftzug im Ortskern zu diesem Zeitpunkt vermittelt Foto: Editpress/Alain Rischard

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Fels ist vorübergehend um eine Attraktion reicher: Seit Mitte September verschönert ein großer Nation-Branding-Schriftzug den von Baustellen gefüllten Ortskern. Doch: Die Botschaft dahinter bleibt schleierhaft, die Behörden halten sich weitgehend bedeckt. Der Dorfklatsch läuft auf Hochtouren.

So geräuschlos wie er erschienen war, war er plötzlich wieder weg – und wieder da: Der Schriftzug „Luxembourg“, der im Rahmen des Nation Branding derzeit durch das Großherzogtum touren soll, hat in den letzten Wochen im Burgenstädtchen Fels eine ganze Bandbreite an Gefühlen in der Bevölkerung ausgelöst. Von Entzücken und Freude über Verwunderung und Neugierde bis hin zu Stirnrunzeln und Entrüstung reichen die Reaktionen der Bürger, von denen sich viele keinen rechten Reim auf die Initiative machen können.

Quasi über Nacht waren die zehn Buchstaben Mitte September auf der „Bleech“ aufgetaucht, jenem zentralen Marktplatz, auf dem die Felser einst über Betrüger und Diebe richteten und die Produkte des ortsansässigen Textilgewerbes zum Bleichen in der Sonne auslegten. Eine öffentliche Erklärung, zu welchem Zweck der Schriftzug mit dem markanten X in Rot-Weiß-Blau vor dem bekannten Kiosk der Ortschaft ausgebreitet wurde, gibt es allerdings nicht.

Wegen der zu diesem Zeitpunkt anstehenden Durchfahrt der „Tour de Luxembourg“ mutmaßen viele Beobachter, die neue Attraktion sei im Zusammenhang mit dem Radrennen aufgestellt worden. Die Radfahrer selbst waren aber binnen Minuten weitergezogen. Doch der Schriftzug ist geblieben. Und in der Zwischenzeit zu einer regelrechten Posse herangewachsen, da die Botschaft hinter der Installation bis auf Weiteres verschleiert bleibt.

Geheimnis in Rot-Weiß-Blau

„Die Aktion steht ganz offensichtlich im Zusammenhang mit dem Nation Branding. Das farbige X dürfte inzwischen wohl jedem im Land ein Begriff sein“, meint eine Einwohnerin, die das Ortsgespräch um die zehn Buchstaben neugierig und augenzwinkernd verfolgt. Doch: „Wer hat den Schriftzug aufgestellt? Wie lange bleibt er uns erhalten? Und welche Botschaft wollen die Initiatoren überhaupt vermitteln?“

Denn: Zumindest der Zeitpunkt scheint etwas unglücklich gewählt. Zum einen ist die Besuchersaison längst vorbei, zum anderen reiht sich derzeit im Ortszentrum eine Baustelle an die andere. „Bagger, Gruben und Absperrungen wohin man nur blickt. Dazwischen Geschäftsräume, die seit Jahren leer stehen. Will man dann noch die wenigen ortsansässigen Unternehmer unterstützen, muss man durch Baustellen schreiten. Vorausgesetzt man findet einen Parkplatz“, echauffiert sich ein Einwohner. „Ist das das Bild, das wir nach außen abgeben möchten?“

Andere Bürger sehen das nicht ganz so eng: „Ist mal etwas anderes“, so das Fazit eines jungen Mannes. „Und es stört doch niemanden. Im Gegenteil: Ich sehe immer wieder Passanten, die Fotos vom Schriftzug schießen oder ein Selfie machen. Etwas Farbe steht dem Ortszentrum gut zu Gesicht. Besonders jetzt im Herbst.“

Rückendeckung erhält er von einer jungen Frau, die sich besonders für die kleinen Einwohner freut: „Ich finde das super, weil die Kinder auf den Buchstaben herumturnen können. Zwar wird dadurch der Zugang zum Kiosk etwas beeinträchtigt, doch so gewaltig stört es nun auch wieder nicht. Es sieht gut aus und zieht auch Hashtag-Fotografen an! Ob sich diese Aktion aber positiv aufs Nation Branding auswirkt, kann ich nicht beurteilen.“

Bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe wurde die Brücke über die Weiße Ernz stark beschädigt. Diese Arbeiten waren unausweichlich. Andere Baustellen hätte man aber besser timen können, damit nicht alle zur gleichen Zeit ausgeführt werden, so Kritiker.
Bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe wurde die Brücke über die Weiße Ernz stark beschädigt. Diese Arbeiten waren unausweichlich. Andere Baustellen hätte man aber besser timen können, damit nicht alle zur gleichen Zeit ausgeführt werden, so Kritiker. Foto: Editpress/Alain Rischard

Tagelang Funkstille

Letzteres müssten doch zumindest die Behörden wissen. Was das Ziel dieser Kampagne sei und welche Botschaft man mit dem Schriftzug zu vermitteln suche, will das Tageblatt von den Verantwortlichen wissen. Die zeigen sich allerdings wortkarg und verweisen konsequent auf andere Ansprechpartner. Nur Stück für Stück geben sie Informationshäppchen zum „Lettrage“ frei, doch die Gretchenfrage nach dem Sinn und Zweck dieser Installation bleibt auch mehr als eine Woche später immer noch unbeantwortet.

Der Schriftzug sei vom ORT Müllerthal zur Verfügung gestellt worden, heißt es aus dem Kreis der Gemeindeverwaltung. Die Idee sei es, die Buchstaben vorübergehend bei größeren Events oder an einer geeigneten Stelle aufzustellen. Der Schöffenrat habe sich dazu entschieden, die Installation auf der place Bleiche unterzubringen, so der Mitarbeiter. Mehr war aber nicht in Erfahrung zu bringen: Bürgermeisterin Natalie Silva und ihre Schöffen wollten sich nicht zu den Beweggründen äußern. Eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet.

„Der Schriftzug wurde vom Tourismusministerium in Auftrag gegeben. Nachdem er lange in der Hauptstadt stand, ist es nun der Wunsch, dass er durch Luxemburg reist“, erklärt indessen die Sprecherin des ORT Müllerthal. Bewerben könnten sich Fremdenverkehrsvereine, Museen, Attraktionen oder Veranstaltungen. „Die können den Schriftzug dann eine Zeit lang bei sich aufstellen. Anschließend wird er an einer anderen Stelle aufgebaut“, so die Sprecherin. Für weitere Fragen sei das Touristenministerium zuständig.

Dieses aber winkt ab: „Wir haben die Fragen an die zuständige Abteilung im Außenministerium weitergeleitet. Sie sind es, die in Sachen Nation Branding den Lead übernehmen“, lässt der gewohnt freundliche Kommunikationsbeauftragte des Touristenministeriums das Tageblatt am Donnerstag wissen. Danach herrscht tagelang Funkstille, bis sich das Außenministerium kurz zu Wort meldet: Man habe die Anfrage erhalten und man werde dem Journalisten „so schnell es geht“ eine Antwort zukommen lassen. Das war am Montag.

In der Zwischenzeit hat sich in Fels so einiges getan: Am vergangenen Mittwoch war der Schriftzug auf einmal verschwunden. Die zehn Buchstaben waren den Zelten und Buden der lokalen Musikgesellschaft gewichen, die am Wochenende zum traditionellen „Quetschefest“ geladen hatte. Das aber nur vorübergehend: Am Dienstagnachmittag war die neue Attraktion mit X plötzlich wieder da. Wie lange sie dieses Mal aber für Dorfklatsch sorgt, das weiß wohl nur der liebe Gott. Oder das Außenministerium. Affaire à suivre …

Bei gutem Wetter turnen gerne auch Kinder an den Buchstaben herum. Erwachsene nutzen den Schriftzug indessen für Selfies.
Bei gutem Wetter turnen gerne auch Kinder an den Buchstaben herum. Erwachsene nutzen den Schriftzug indessen für Selfies. Foto: Editpress/Alain Rischard
de Schéifermisch
17. Oktober 2021 - 20.12

Ech froen nach eng Kéier: wou ass de Problem?

J.C. Kemp
13. Oktober 2021 - 14.36

Virum Londoner Vertrag och net!

N.Fm
13. Oktober 2021 - 9.34

Eng Natioun sin mir schon laang net méi, d’Politik huet et geschafft eis Gesellschaft ze splécken.