JugendkriminalitätNach Unisec-Vorfall: Verein fordert mehr Mittel für Prävention und Betreuung

Jugendkriminalität / Nach Unisec-Vorfall: Verein fordert mehr Mittel für Prävention und Betreuung
Die Sicherheitsabteilung in der Erziehungsanstalt von Dreiborn ist für zwölf Jugendliche ausgelegt. Diese Plätze sind derzeit alle belegt. Foto: Editpress/Claude Lenert

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Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate musste die Justiz nun einen jugendlichen Straftäter wieder auf freien Fuß lassen, weil in der Unisec von Dreiborn kein Platz mehr frei war. Anlass für „Eran, eraus … an elo?“, die Herangehensweise des Staates in puncto Jugendkriminalität zu überdenken, wie die Interessenvereinigung in einer Mitteilung fordert.

„Wir waren erstaunt zu erfahren, dass die Unisec vollständig besetzt ist“, sagt Gregory Fonseca, Sprachrohr von „Eran, eraus … an elo?“. Als eine Art Häftlingsgewerkschaft setzt sich die Vereinigung für die Belange inhaftierter Menschen und die Verbesserung der Zustände im Luxemburger Strafvollzug ein. In ihrer jüngsten Mitteilung geht sie auf einen Vorfall um einen straffällig gewordenen Jugendlichen ein, der in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Der Betroffene war bei einem gewaltsamen Überfall auf frischer Tat ertappt worden. Da er sich nicht ausweisen konnte, den Beamten gegenüber aber angegeben hatte, noch minderjährig zu sein, sollte der junge Mann zunächst in der „Unité de sécurité“ der Jugenderziehungsanstalt von Dreiborn untergebracht werden.

Bei der sogenannten Unisec handelt es sich um eine Art Jugendgefängnis für insgesamt zwölf Jugendliche, die sich besonders schwerer Vergehen schuldig gemacht haben oder eine Gefahr für sich selbst und andere darstellen. Da zu diesem Zeitpunkt aber kein Platz mehr frei war, wurde der junge Mann wieder auf freien Fuß gesetzt. Eine Unterbringung in der Haftanstalt für Erwachsene in Schrassig war laut Staatsanwaltschaft nämlich keine Option.

„Die Unisec wurde erst 2017 eröffnet“, so Gregory Fonseca von „Eran, eraus … an elo?“. Dass die Anstalt nach vier Jahren bereits an ihre Grenzen stoße, habe die Vereinigung ein wenig überrascht. Zumal Ombudsman Claudia Monti 2019 gegenüber den Medien den Wunsch geäußert habe, dass die Unisec nie vollständig ausgelastet werden müsse.

Nun warnt die Vereinigung vor falschen Schlüssen: Spekulationen über eine Erweiterung der Unisec oder den Bau einer neuen Anstalt seien nicht angebracht. „Vielmehr soll die hundertprozentige Auslastung der Unisec als Diskussionsgrundlage genutzt werden“, so Fonseca.

So soll in erster Linie die Frage erlaubt sein, ob die Jugendkriminalität tatsächlich ausufere oder nur eine Annahme sei, die auf populistischen Äußerungen vor allem in den sozialen Medien basiere. „Man sollte nämlich darauf achten, dass dramatische und stark mediatisierte Fälle – wie etwa der tödliche Messerangriff in Bonneweg im Januar – die Wirklichkeit nicht verschleiern“, heißt es weiter. Dies verhindere nämlich eine realistische Bestandsaufnahme des Problems.

Gleichzeitig fordert „Eran, eraus … an elo?“, die Präventionsarbeit weiter auszubauen. Gefährdete Jugendliche müssten früher und besser begleitet werden. So werde etwa eine spezialisierte Struktur benötigt, die junge Menschen auffange, die in diesem Sinn bereits auffällig wurden. Statt Gefängnis benötigten Jugendliche in ihrer Entwicklungsphase eine pädagogische Betreuung.

Zweifel hat die Vereinigung auch an Einrichtungen, die Jugendliche nach dem Strafvollzug auffangen sollen. Man sei sich nicht sicher, ob diese Angebote den jungen Menschen wirklich die Möglichkeit bieten, zurück auf den rechten Weg zu finden. Vielmehr sollte massiv in die Betreuung junger Leute mit Problemen investiert werden. „Stattdessen wird blinden Auges ein Gefängnis nach dem anderen gebaut, ohne sich die Frage zu stellen, weshalb diese Anstalten schneller gefüllt waren, als wir sie bauen konnten.“

Realist
9. Juni 2021 - 15.17

Wie wäre es ganz einfach mit ein paar zusätzlichen "Gästezimmern"...?

de Prolet
9. Juni 2021 - 13.03

Schlëmm, dass ët sou Anstalte fir Kanner resp. Jugendlecher musse ginn!

Arm
9. Juni 2021 - 10.21

@Blücher/Genau esou ass et. Ech, ech an nach kéier ech därf alles a loosse mer néischt virschreiwen, vu kéngem. Dat sin d'Frichte vun enger iwerdriwener antiautoriärer Erzéiung.

en ale Sozialist
8. Juni 2021 - 18.58

Dreiborn: Eine Anstalt für schwer erziebare Kinder resp. Jugendliche. Rar sind die Kinder, die heute nicht schwer erziehbar sind. Dann müssen Erklärungen und Entschuldigungen her, statt einer konsequenten Erziehung.

den Tutebatti
8. Juni 2021 - 16.13

Unisec , Unité de Sécurité. Eine hochtrabende Umschreibung für Erziehungsanstalt, das Dreiborn nun einmal ist. Weshalb diese Anstalten schneller gefüllt als sie gebaut werden können it ein sozio kulturelles gesellschaftliches Problem, das àUsserst besorgniserregend ist, eine vorhersehbare alarmierende Evolution. @ Blücher bringt's auf den Punkt.

Blücher
8. Juni 2021 - 10.22

Wenn Erziehung, moderne Gesellschaft versagen, Konsum-,Spassgesellschaft im Vordergrund stehen, Anstand und Moral zur Nebensache gehören , nützt auch Prävention nichts. Rechte haben, Rücksicht erwarten geht nur ich erkenne wo meine Grenzen aufhören , fangen die meines Nachbarn an.