Nach Brand bei Euro-Composites: Verschmutzung der Sauer bereitet weiterhin Sorgen

Nach Brand bei Euro-Composites: Verschmutzung der Sauer bereitet weiterhin Sorgen
In Steinheim wurden Schwimmbarrieren errichtet, um den Fluss von schädlichen Substanzen zu befreien Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Brand bei Euro-Composites in Echternach sorgte in der vergangenen Woche für große Aufregung. Wurde die nahe Sauer durch Löschwasser und Chemikalien verschmutzt? Mitglieder des Sportfischerverbands zeigen sich beunruhigt. Weniger Sorgen müssen sich hingegen die Arbeitnehmer von Euro-Composites machen, der Standort Luxemburg ist laut dem Unternehmen nicht gefährdet.

Ein Feuer mit Folgen: Durch den Brand in einer der Hallen von Euro-Composites in Echternach wurde am vergangenen Dienstag eine Leitung in der Herstellungsanlage beschädigt. Zwei Chemikalien traten aus, das bestätigte Horst Willkomm von Euro-Composites gegenüber dem Tageblatt. Bei den Chemikalien handelt es sich um ein Phenolharz und ein Thermoöl. Phenolharz kann sehr weitreichend verwendet werden, unter anderem zur Herstellung von temperaturfesten und gut formbaren Kunststoffen. Bei Thermoöl handelt es sich laut Willkomm um ein temperaturbeständiges Schweröl, das auf 270 Grad aufgeheizt wird, um die Anlage mit Wärme zu versorgen.

Wurde zu spät reagiert?

Sportfischer Claude Strotz von der „Fédération luxembourgeoise des pêcheurs sportifs – section mouche“ (FLPS) zeigt sich besorgt: „Wir haben Angst, dass hier das Gleiche geschieht wie in der Alzette“, sagt er.  Dort kam es nach einem Defekt an der Kläranlage Beggen zu einem Fischsterben. „Noch haben wir keine toten Fische an der Oberfläche treiben sehen“, sagt Strotz. „Durch den Regen ist das Wasser jedoch sehr trüb – eventuell haben wir diesmal Glück.“ Strotz wirft den Behörden vor, dass bei der Sauer erst nach Stunden reagiert worden sei. Er stehe jetzt im Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt, unter anderem müsse festgestellt werden, ob die  Fische aus der Sauer noch essbar seien.

Über die Menge an ausgetretenen Chemikalien hat Euro-Composites noch keine genauen Angaben gemacht. Die beschädigte Leitung hatte laut dem Unternehmen jedoch einen relativ kleinen Querschnitt, zudem werde angenommen, dass der Großteil des ausgetretenen Schweröls verbrannt sei. Die Verschmutzung mit Schweröl würde sich demnach in Grenzen halten, erklärt Sprecher Willkomm.

Verschmutzung durch Löschwasser

Neben den ausgetretenen Chemikalien aus der Fabrik ist jedoch auch Löschschaum in den Fluss gelaufen. Auf einem Video, das das Umweltministerium noch am vergangenen Dienstagabend in einer Pressemitteilung verschickte, ist erkennbar, wie sich der Löschschaum wie ein Teppich über die Sauer legt. Bei Steinheim wurden deshalb gemeinsam mit deutschen Behörden Schwimmsperren ins Wasser gelassen. Diese sollen umweltschädliche Substanzen abfangen, die an der Oberfläche treiben. Die Menge an benutztem Löschwasser sowie dessen chemische Zusammensetzung wurde dem Wasserwirtschaftsamt am Mittwochabend mitgeteilt, teilt die Einsatzzentrale CGDIS („Corps grand-ducal d’incendie et de secours“) mit.

„Die Entscheidung, welcher Schaum zum Einsatz kommt, hängt sehr von der Situation ab“, sagt Cédric Gantzer vom CGDIS gegenüber dem Tageblatt.  Es gäbe drei Arten von Schaum: leichter, mittelschwerer und schwerer. „In Echternach hat die Operationszentrale entschieden, schweren Schaum und sogenannten Druckluftschaum einzusetzen“, sagt Gantzer. Bei schwerem Schaum handelt es sich um Löschschaum, der stark mit fluorhaltigen Chemikalien angereichert ist. Zudem könnten die Feuerwehrleute beim Löschen mit schwerem Schaum oder Druckluftschaum aus größerer, sichererer Distanz agieren. Das war beim Brand in Echternach notwendig. Um überhaupt löschen zu können, hätten die Einsatzkräfte das Dach der Halle aufschneiden müssen, um den Brandherd freizulegen. „Die Halle war einsturzgefährdet, sodass keine Einsatzkräfte mit Atemschutzmasken hineinkonnten“,  begründet Gantzer diese Entscheidung.  „Unsere Sicherheit steht an erster Stelle.“

Sauer ist organisch belastet

Luc Zwank vom Wasserwirtschaftsamt bestätigt gegenüber dem Tageblatt, dass das Wasser wegen des fluorhaltigen Löschschaums organisch belastet ist. Dies hätten erste Analysen ergeben. Um weitere Details zu erfahren, wurden Wasserproben an Labore in Deutschland weitergereicht.

Bestimmte Feuerlöschmittel können per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) enthalten. Diese sind laut dem deutschen Umweltbundesamt durch ihre schlechte Abbaubarkeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt, wirken zudem toxisch und können sich in Umwelt und Organismen anreichern.

Durch ihre wasser- und fettabweisenden Eigenschaften können PFC vielfältig eingesetzt werden – unter anderem auch im Löschschaum. Der Nachteil ist, dass sie über Luft- und Meeresströmungen global verteilt werden und sich auch in Lebewesen anreichern können, schreibt das Umweltbundesamt.

Ob und inwiefern sich diese Belastung auf die Umwelt auswirkt, ist allerdings noch schwer einzuschätzen, sagt Luc Zwank. Die toxischen Chemikalien könnten sich theoretisch im Flusssediment ablagern oder in die Nahrungskette gelangen, dies könne man allerdings jetzt noch nicht mit absoluter Sicherheit feststellen.

Auf die Frage, ob nur die beiden von Euro-Composites angegebenen Chemikalien beim Brand ausgelaufen sind und ob sie eventuell doch in die Sauer gelangt sind, kann Zwank ebenfalls noch keine Antwort geben.

Keine Konsequenzen für den Standort Luxemburg

Erst im Juni dieses Jahres kündigte Euro-Composites an, von 2020 bis 2030 160 Millionen Euro in den Standort Luxemburg zu investieren. Ziel der Investitionen war es, die Produktionsgebäude auszubauen und eine neue Ausstattung zu beschaffen. Weltweit beschäftigt Euro-Composites 1.100 Mitarbeiter, allein 850 davon arbeiten hierzulande.  2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 179 Millionen Euro. Euro-Composites stellt unter anderem Teile für die Luft- und Raumfahrt her und ist auch in der Rüstungsindustrie tätig. Unternehmenssprecher Horst Willkomm erklärte gegenüber dem Tageblatt, dass der Brand keine weiteren Konsequenzen für den Standort Luxemburg hat und erteilte auch Gerüchten um einen möglichen Stellenabbau eine klare Absage: „Alle Arbeitsplätze sind gesichert und auch an den Ausbauplänen hat sich nichts geändert – wir müssen jetzt nur schauen, dass wir, so schnell es geht, den Betrieb wieder aufnehmen.“

spëtzbouf
9. Oktober 2019 - 9.36

Ët geet näischt iwwert eng gudd Friture op an aus eiser Musel! :)

Jacques Zeyen
8. Oktober 2019 - 16.27

"„Noch haben wir keine toten Fische an der Oberfläche treiben sehen“, sagt Strotz." Gibt es denn noch Fische zwischen Ettelbrück und Wasserbillig? Vielleicht ist das die Ursache,dass keine toten Fische auf dem Wasser treiben. Als "alter" Wasserbilliger habe ich die Sauer sterben sehen.Sie hat sich bis heute nicht erholt.

Janno
8. Oktober 2019 - 12.37

Unsere sämtlichen Gewässer, Bäche und Flüsse sind bald nur noch Kloaken! Die Quellen sind landesweit am Versiegen oder reichen vorne und hinten nicht mehr aus. Dem reichen Luxemburg geht allmählich das Trinkwasser aus und trotzdem fördert der Staat eifrig und unbeirrt ein kontinuierliches Wachstum der Bevökerung.