Gemeinde Esch unter DruckMaskenverteilung im großen Stil, Startschuss für Schule und Sport

Gemeinde Esch unter Druck / Maskenverteilung im großen Stil, Startschuss für Schule und Sport
Georges Mischo und sein derzeitiges „Lieblingsobjekt“. Rund anderthalb Millionen Mundschutzmasken wird die Gemeinde ab dem 25. Mai verteilen. Nicht im Rathaus, sondern in speziellen Verteilerzentren. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Am 25. Mai öffnen Grundschulen und Betreuungseinrichtungen. 3.600 Kinder müssen in Esch den sanitären Bestimmungen gemäß unterrichtet und betreut werden. Für die größte Stadt im Süden ist das eine echte Herausforderung. Aber es ist nicht die einzige. Bald sind nicht nur verschiedene Sportarten wieder zugelassen und manche Sportstätten geöffnet. Ab dem 25. Mai müssen zudem 1,5 Millionen Mundschutzmasken unter den Escher Bürgern verteilt werden.

Tageblatt: Am 25. Mai geht’s wieder los in der Grundschule. So hat es das Bildungsministerium entschieden, aber die Gemeinden müssen es stemmen. Was bedeutet das konkret für Esch als größte Stadt im Süden?

Georges Mischo: Stemmen bedeutet zum einen die gesamte räumliche Organisation der Schulklassen. Die Gebäude müssen vorbereitet, gesäubert und desinfiziert werden. Unsere Dienste sind auch damit beschäftigt, die Klassenräume so herzurichten, wie es verlangt wird. Im Prinzip bleiben dort nur zehn Schulbänke, das Lehrerpult und die Tafel übrig. Alles andere muss raus, Bücherschränke zum Beispiel. In den Toiletten werden zusätzliche Seifenspender aufgestellt. Außerdem werden Desinfektionsmittelspender in den Gebäuden zur Verfügung stehen.

Stemmen heißt zum anderen dann aber auch, wie die Klassen aufgeteilt sind, also wie die Schüler verteilt werden. Wer ist in Gruppe A, wer in Gruppe B? Dann sind wir am Überlegen, wie der Empfang morgens organisiert werden kann. Haben wir überhaupt genug Personal dafür? Haben wir insgesamt genügend Lehrpersonal? Fragen über Fragen. Es ist ein enormer Aufwand. Und fast täglich ändern die Regeln oder es kommen neue hinzu. Da ist schon noch einiges zu tun. Und noch ist nicht alles klar.

Aber in „normalen Zeiten“ sind die Gemeinden doch eigentlich kaum mit der Organisation des Grundschulwesens befasst. Diese Aufgaben werden doch von den Schuldirektionen und dem  Bildungsministerium übernommen.

Ja, eigentlich haben wir als Gemeinde nur die Verpflichtung, ein Gebäude hinzustellen und mit einem Pförtner zu versehen. Um das Putzen der Gebäude bräuchten wir uns theoretisch auch nicht mal zu kümmern. Wir machen es aber. Jetzt ist alles etwas anders. Jetzt sind wir wieder gefragt.

Gruppe A und Gruppe B bedeutet ja, dass die einen in der Schule sind, während die anderen entweder zu Hause oder in einer Betreuungseinrichtung lernen. Dann benötigen sie ja keine zusätzlichen Räume?

Jein, denn aus 220 Klassen haben wir in Esch 440 gemacht. Diese Klassen müssen wir innerhalb von Esch und in den Schulgebäuden neu verteilen. Vor allem aber brauchen wir aufgrund der sanitären Maßnahmen mehr Raum für die Betreuungseinrichtungen. So werden wir zum Beispiel eine Sporthalle hinzunehmen müssen. 

Gibt es ein spezifisches Problem für Esch?

Alle Gemeinden haben ähnliche Probleme. Zum Beispiel auch, dass Teile des Schul- und Erziehungspersonals nicht zur Verfügung stehen, weil sie zur Gruppe der gefährdeten Personen gehören. Derer haben wir alleine in den „Maison relais“ in Esch etwa 20. Auch beim Lehrpersonal gibt es solche Fälle. Das ist kein Vorwurf, aber die müssen wir ersetzen.

Wie wird das gelöst?

Es gab ja einen großen Aufruf, dass Leute sich melden sollten, um die Kinder in den Betreuungseinrichtungen entweder in Empfang zu nehmen oder zu betreuen. Viele haben sich gemeldet, zum Beispiel Studenten, die zurzeit keine Kurse an der Universität haben.

Also viel Aufwand. Aber eine Alternative gab es dazu nicht?

Nein. Meiner Meinung nach nicht. Die in einer Petition formulierte Forderung, erst im September wieder zu öffnen, ist keine Lösung. Also für mich als Vater nicht und auch nicht, wenn ich mit gesundem Menschenverstand an die Sache herangehe. September ist keine Alternative gewesen. Noch länger warten, wo wir bereits jetzt Kinder haben, die … ja, gestresst sind, die nicht mehr so weitermachen wollen – genau wie die Erwachsenen. Jeden Tag zu Hause, nicht zum Sport, nicht zu den Pfadfindern, nicht ins Theater, nicht ins Konservatorium, nicht hierhin und nicht dorthin. Vor allem Freunde nicht treffen können, nicht zusammen spielen. Einzig und alleine auf die Eltern fokussiert sein, die Großeltern und andere Familienmitglieder nicht sehen können. Einige haben sich wohl irgendwie in dem Schicksal ergeben, aber zu verlangen, dieses Schicksal noch bis September ertragen zu müssen, das wäre nicht gut gewesen. 

Vor allem auch im Hinblick auf die Sommerferien, von denen man noch nicht mal weiß, ob man verreisen darf.

Genau. Deshalb haben wir zum Beispiel beschlossen, die jährlichen Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten des kommunalen Schwimmbades vorzuziehen. Normalerweise wären die vom 24. August bis zum 15. September durchgeführt worden. Jetzt haben wir diese Arbeiten vorgezogen, um das Schwimmbad im Park Laval dann den ganzen Sommer über öffnen zu können. 

Wie steht es denn um die Freizeitnachmittage in der Waldschule?

Da sind wir dabei, uns zu überlegen, wie wir das hinbekommen können. Das ist ja immer schon ein wichtiges und gut funktionierendes Angebot gewesen, um den Kindern aus Esch Freizeitaktivitäten zu ermöglichen und jenen Eltern zu helfen, die ihre Kinder während der Ferien nicht betreuen können, weil sie arbeiten müssen. Wir denken darüber nach, wie sich das bewerkstelligen lässt. Da sind ja normalerweise mehr als 20 Kinder in den einzelnen Gruppen. 

Wie steht es eigentlich um den Informationsfluss zwischen Bildungsministerium und Gemeinde?

Schulschöffin Mandy Ragni hat mir gesagt, dass viel und lange, aber auch in einem konstruktiven Klima miteinander diskutiert und gearbeitet wird. Was die Planung aber extrem schwierig macht, ist, dass permanent neue Vorgaben vom Bildungs- oder Gesundheitsministerium eintreffen. Ich will das auch nicht kritisieren. Es ist aber halt schwierig und in den ersten Wochen wird es sowieso „Learning by doing“ sein. Eine solche Situation hatten wir ja noch nie. Es kann also durchaus sein, dass wir einige Tage nach dem Start der Grundschulen und Betreuungseinrichtungen Anpassungen vornehmen müssen.

Um wie viele Schulgebäude und Kinder geht es in Esch?

In unseren acht Schuleinheiten, also in den Hauptgebäuden mit ihren diversen Annexen, haben wir insgesamt 3600 Schüler, die normalerweise auf 220 Klassen aufgeteilt sind. Der Lehrkörper setzt sich aus 623 Leuten zusammen. 

Ein anderes Thema. Sie müssen ja nicht nur Schüler der einzelnen Klassen neu aufteilen, sondern auch nochmals Mundschutzmasken verteilen. Ab dem 25. Mai soll es für jeden Escher über 16 Jahren jeweils 50 Stück geben. Die Einwohner erhalten einen Voucher und holen ihre Masken im Rathaus ab?

Nein, ins Rathaus braucht niemand zu kommen. Das ist wichtig, denn hier gibt es keine Masken. Wir können sie auch nicht in Briefumschläge stecken und, so wie letztes Mal, per Post verschicken. Deshalb werden wir an verschiedenen Stellen in Esch Verteilerzentren einrichten, wo die Bewohner die Masken dann ab dem 25. Mai mit ihrem Voucher abholen können. Vorher nicht. Insgesamt werden das 29.200 Leute sein, die Recht auf jeweils 50 Masken haben. 

Im Rathaus wird es keine Masken geben

Georges Mischo, Bürgermeister von Esch

Das hört sich nach Durcheinander an. Was, wenn dann alle am selben Ort auftauchen?

Wir werden die Bewohner in den nächsten Tagen darüber informieren, wo sie in der Nähe ihres Stadtviertels die Masken abholen können. Wir können niemanden dazu zwingen, das dann auch zu tun, aber es dürfte doch einleuchten, dass man nicht durch ganz Esch zu laufen braucht, wenn man die Masken quasi vor der Haustür bekommen kann. 

Wie werden die Leute darüber informiert?

Über die Internetseite der Gemeinde. Nächste Woche wird auch ein Flyer mit allen Informationen an alle Escher Haushalte verteilt.

Also vor dem 25. Mai kommt Post mit Erklärungen?

Ja.

Okay. Dann kommen die Menschen mit ihrem Voucher. Der enthält einen QR-Code, der gescannt wird. Und das war’s? 

Nein, denn wir haben keine Scanner. Außer die würden uns noch geliefert werden, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Da müssten ja Unmengen solcher Geräte aufgetrieben werden. Es wird so sein, dass die Einwohner ihren Voucher abgeben und wir werden die Masken voraussichtlich einfach so aushändigen. Nächste Woche werden wir die Liste mit den Verteilerzentren veröffentlichen. 

„Jamais deux sans trois.“ Die Gemeindeverwaltung muss sich drittens auch noch um die Wiedereröffnung verschiedener Sportplätze bekümmern. Wie kann man sich das vorstellen?

Um es klar zu sagen, Spielplätze gehören nicht dazu, die bleiben geschlossen. Was die Sportplätze anbelangt, so werden auch da nicht alle geöffnet und auch nicht für jeden. Die Öffnung gilt nur für Sportler mit einer Lizenz, also für die, die Mitglied in einem Verein sind. Es wird also nicht so sein, dass jeder, der Lust verspürt, auf einen Fußballplatz gehen und dort rumdribbeln kann. In Esch sind sechs Sportarten von insgesamt 32 wieder an den dafür vorgesehenen Plätzen erlaubt.

Welche sind das?

Konkret geht es um die Tennisplätze, die Fußballplätze, die Anlage für Bogenschießen, den Schießstand im Ellergrund, den „Boules et pétanque“-Platz und die Leichtathletikbahnen. Wobei zum Beispiel die Fußballplätze nur für Erwachsene, für „éischt Equipen“, und  nicht für Kinder- und Jugendmannschaften geöffnet werden. Es kann ja nicht sein, dass wir sie in der Schule mit allen Mitteln trennen, sie dann aber gemeinsam zum Fußballtraining antreten lassen. Außerdem hat jede Föderation noch ihre eigenen Vorschriften. Zum Beispiel ist Leichtathletik nur für über 18-Jährige. Einzige Ausnahme werden unter Umständen die Kader-Athleten sein. Die dürfen auch dann trainieren, wenn sie noch minderjährig sind.

Was ist mit den anderen 26 Sportarten?

Einige können wir in Esch nicht anbieten, weil uns die Infrastruktur fehlt. Segeln beispielsweise. Andere können wir nicht anbieten, weil die Sportart im Rahmen des Einhaltens der sanitären Maßnahmen nicht durchzuführen ist. Alle Sportarten also, wo es zu einem engen körperlichen Kontakt kommt oder häufig kommen kann. Judo, Karate oder Volleyball zum Beispiel.

Das heißt auch kein Beachvolleyball?

Das Turnier auf dem Galgenberg ist verlegt worden. Ursprünglich sollte es ja Ende Juli stattfinden. Es ist aber jetzt auf das Wochenende vom 11.,12., und 13. September verlegt worden. Vorausgesetzt, dass die Corona-Bestimmungen es zu dem Zeitpunkt zulassen. Sollte es aus dem Grund abgesagt werden müssen, erhalten alle Mannschaften ihre Einschreibungsgebühren integral zurück. Was den Kulturlauf in Belval anbelangt, scheint es so zu sein, dass der definitiv dieses Jahr abgesagt ist. Da ist die körperliche Distanz ja noch schwerer einzuhalten als bei einem Beachvolleyballturnier, alleine von der Anzahl der Teilnehmer her. 

Absagen, unsichere Daten. Zum Schluss etwas ganz anderes. Es wird keine Pfingstkirmes geben. Man wagt kaum zu fragen, aber wie ist es mit dem Weihnachtsmarkt?

Der findet statt. Aus jetziger Sicht jedenfalls. Wir sind auch am Überlegen, ob wir den Weihnachtsmarkt dann nicht in etwas größerem Rahmen stattfinden lassen. Wir arbeiten an der Planung. Wir hatten übrigens auch in Richtung Nationalfeiertag geplant, bis dann aber die Regierung mitgeteilt hat, dass alle normalen Veranstaltungen, also Volksfeste, an dem Tag abgesagt seien.

Wie steht es eigentlich um das Bürgerzentrum oder andere Dienstleistungen, die im Rathaus angeboten werden?

Ab dem 25. Mai werden wir auch hier wieder beginnen, das Angebot schrittweise hochzufahren und das Rathaus für die Bürger normal zu öffnen. Auch darüber werden wir aber noch genauer auf unserer Internetseite informieren.