Overshoot DayLuxemburg hat alle Ressourcen für 2022 verbraucht: „Méco“ veranstaltet Traueraktion

Overshoot Day / Luxemburg hat alle Ressourcen für 2022 verbraucht: „Méco“ veranstaltet Traueraktion
Der diesjährige „Overshoot Day“ fiel noch früher aus als 2021 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Luxemburg hat am Montag (14.2.) bereits seinen „Overshoot Day“ erreicht. Damit hat das Großherzogtum theoretisch alle Rohstoffe, die die Natur innerhalb dieses Jahres wiederherstellen könnte, verbraucht. Die Aktionsgruppe der Luxemburger Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ hat passend dazu eine Traueraktion vor der Chamber veranstaltet.

Wenn die gesamte Welt ein Konsumverhalten wie die Menschen in Luxemburg an den Tag legen würde, dann wären alle Ressourcen, die die Natur innerhalb eines Jahres wiederherstellen kann, seit dem 14. Februar aufgebraucht. Luxemburg bekommt damit die Silbermedaille auf dieser negativen Rangliste. Nur Katar hat seine Ressourcen in diesem Jahr schneller aufgebracht – nämlich am 10. Februar. Der „Overshoot Day“ für Luxemburg fiel vergangenes Jahr auf den 15. Februar – das Großherzogtum hat sich also um einen Tag verschlechtert.

Diese Daten werden vom „Global Footprint Network“ berechnet. Die internationale Forschungsorganisation meldet jedes Jahr außerdem den „Earth Overshoot Day“. Das ist der Tag, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen weltweit die Möglichkeiten der Erde, diese Ressourcen wiederherzustellen, in diesem Jahr übersteigt. Für die Berechnung des Erdüberlastungstags werden neben dem CO2-Ausstoß auch der Verbrauch von Holz, Boden und tierischen Produkten mit einberechnet.

Belgiens „Overshoot Day“ landet dieses Jahr auf dem 26. März, Deutschland hat alle Ressourcen am 4. Mai und Frankreich am 11. Mai erreicht. Das „Global Footprint Network“ macht seit 2006 auf diese Problematik aufmerksam. Damals fiel der globale „Overshoot Day“ auf einen Tag im Oktober – vergangenes Jahr fiel er auf den 29. Juli. Im Vergleich zu anderen Ländern findet der „Overshoot Day“ in Luxemburg also sehr früh statt.

„Trauermarsch“ vor der Chamber

Cédric Metz von der Aktionsgruppe der Luxemburger Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ („Méco“)
Cédric Metz von der Aktionsgruppe der Luxemburger Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ („Méco“) Foto: Editpress/Julien Garroy

Die Aktionsgruppe der Luxemburger Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ („Méco“) hat passend zum „Overshoot Day“ am Montag einen „Trauermarsch“ organisiert. Die Organisatoren ließen vor der Chamber acht schwebende Erdkugeln platzen – ein Luftballon für jeden Planeten, der nötig wäre, um den jährlichen Ressourcenverbrauch zu decken, wenn jedes Land wie das Großherzogtum konsumieren würde. Ein Trompeten- und Trommelspieler begleitete die Aktion mit trauriger Beerdigungsmusik und Teilnehmer platzierten Rosen vor eine Grabplatte für Luxemburg. „Wir sind noch immer auf der komplett falschen Schiene – trotz politischer Aussagen“, sagt Cédric Metz vom Méco gegenüber dem Tageblatt. Sonntagsreden würden nicht mehr reichen. Es sei fast nicht zu glauben, dass Luxemburg es nicht schafft, den „Overshoot Day“ ein paar Tage nach hinten zu verschieben.

Es sei wichtig, so schnell wie möglich die korrekten politischen Entscheidungen zu treffen. Denn: Die Verantwortung auf das Individuum zu schieben, sei keine Lösung. „Natürlich kann jeder etwas weniger Plastik verbrauchen und sich vegan ernähren – dann schrumpft der Fußabdruck etwas –, aber wir kommen so niemals dorthin, wo wir hin müssen“, sagt der Organisator.

Luxemburg müsse seine Abhängigkeit vom immerwährenden Wirtschaftswachstum mit dem Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandparameter komplett überdenken. „Darüber hinaus müssen politische Entscheidungen in den verschiedenen Bereichen getroffen werden, die dazu beitragen, dass wir weniger verbrauchen und weniger CO2 ausstoßen“, sagt Metz. Die bisherigen Schritte würden bei Weitem nicht ausreichen. Der „Mouvement écologique“ liefere schon seit Längerem konkrete Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung und Alternativen zum „Immer mehr, immer besser“.

Der Tanktourismus ist schuld?

Der ökologische Fußabdruck

Die Berechnung des Erdüberlastungstages beruht auf dem sogenannten ökologischen Fußabdruck – einem Indikator zur Messung von Nachhaltigkeit. Dieser wurde in den 1990er Jahren von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. Heute gilt der ökologische Fußabdruck als Synonym für menschliches Verhalten und dessen Auswirkungen auf die Umwelt und erlaubt es, die Beanspruchung der Natur mit deren Fähigkeit zur Regeneration zu vergleichen.
Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie viel Fläche für die Produktion von beispielsweise Energie, Nahrung oder Kleidung benötigt wird. Konkret wird die Nutzung von sechs Kategorien produktiver Flächen gemessen: bebaute Flächen, Ackerland, Wälder, Weideland, Fischgründe und Kohlenstoffaufnahme des Landes.
Basierend auf dem ökologischen Fußabdruck, berechnet „Global Footprint Network“ jedes Jahr die Erdüberlastungstage der Länder, für die UN-Daten verfügbar sind.
Weitere Informationen zur Organisation und den Berechnungen gibt es unter www.overshootday.org.

Ein Grund, warum der Erdüberlastungstag hierzulande so früh anfalle, ist laut Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“) der Tanktourismus. „Der macht 21 Prozent von dem aus, was hier an Treibstoff auf den Straßen verfahren wird“, sagte die Grünen-Politikerin vergangenen August. Deswegen sei es an der Zeit, die allgemeine Abhängigkeit von fossiler Energie zu reduzieren.

Den Tanktourismus als Hauptgrund für den schlechten ökologischen Fußabdruck Luxemburgs vorzuzeigen, ist ein Trugschluss, sagt Cédric Metz. Auch ohne Pendler an der Zapfsäule würde sich der „Overshoot Day“ nur um ein paar Monate verschieben.

Das bestätigt auch eine detaillierte Studie aus dem Jahr 2020 über den ökologischen Fußabdruck Luxemburgs vom Nachhaltigkeitsrat „Conseil supérieur pour un développement durable“ (CSDD).  Um ein differenziertes Bild des luxemburgischen Fußabdruckes zu gewinnen, hat der CSDD den Tanktourismus und den Verbrauch von Grenzgängern ausschließen lassen. Das Ergebnis: „Nach Berücksichtigung der Sondereffekte des ‚Non-Resident-Tankens‘ und des Konsums der Grenzgänger in Luxemburg bleibt immer noch ein Verbrauch von fast sechs Planeten und damit mehr als das Doppelte als bei unseren Nachbarn.“

 Grafik: overshootday.org
J.C. Kemp
17. Februar 2022 - 12.14

Iwwregens. Den Helium an dene Ballonën ass eng Ressource, déi ze rare, ze finit an ze nëtzlech ass, fir en an topech Ballonën ze fëllen. Dat kéint e Mouveco och wëssen!

J.C. Kemp
17. Februar 2022 - 8.23

@HTK: Wissen Sie nicht, dass die Sojazucht unendlich grausamer ist als die Käfighaltung von Hühnern? Die armen Tiere werden in dunklen Kellern übereinander gestapelt gehalten und die Haut wird ihnen bei lebendigem Leibe abgezogen.

HTK
16. Februar 2022 - 9.39

Ich wollte heute mittag ein Schnitzel essen.Jetzt habe ich Gewissensbisse und brate mir ein Soja-Steak.

Jean-Marie Grober
15. Februar 2022 - 11.00

Und wieder was für die Vier-Jahreszeiten-Depression! Halbwertszeit solcher hirnrissiger "absolut belegbaren und bewiesenen Statistiken": 5 Minuten, dann war's das! Mein Motto (von Torsten Sträter abgekupfert): "740 km in 3,5 Stunden. Mit dem Mustang V8 auf dem Jakobsweg". Und ihr könnt mich alle sehr, sehr gern haben!

GeTee
15. Februar 2022 - 10.58

Es ist wirklich sehr sehr traurig wenn sollche influencer wertvolle Resourcen verbrauchen um uns ihre übertriebenen Ängste einzureden. Es gibt Mylar-Ballons und Latex-Ballons. Keiner von beiden Typen kann recycelt werden, was einer der Gründe ist, warum Luftballons alles andere als umweltfreundlich sind. Helium ist eine nicht erneuerbare und sehr wertvolle Ressource, die für Medizin und Wissenschaft benötigt wird. Ballons damit steigen zu lassen ist eine riesige Verschwendung.

Jemp
15. Februar 2022 - 8.32

Also liebe Méco-Mitglieder, Greenpeacer und Grünwähler: Sofort den Führerschein abgeben, zuhause die Heizung abstellen, und nur noch vegan essen. Wenn ihr dann alle mit dem guten Beispiel vorangegangen seid, können die anderen das ja dann nachmachen. Das ist wie bei den Kindern: Von denen kann man auch nicht verlangen die Straße nur bei grün zu überqueren, wenn man selbst bei rot rüberläuft und die Kinder schauen zu.