Leben nach dem Überschuss: Wie sieht die Zukunft des F91 Düdelingen aus?

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Kaiserslautern, Virton, Hesperingen. Unternehmer Flavio Becca ist dabei, sein Fußball-Universum massiv zu erweitern. Aber was passiert nach dieser Saison mit seinem langjährigen Verein F91 Düdelingen? Eines scheint bereits jetzt festzustehen: Der Serienmeister wird auch kurzfristig zu den Topkandidaten für den Titel in der BGL Ligue gehören.

„Flavio Becca ist transparent. Er wird uns nicht wie einen Stein fallen lassen.“ Diese Worte kommen aus dem Mund von F91-Präsident Romain Schumacher. Vor fast fünf Monaten fällte der langjährige Mäzen die Entscheidung, in Zukunft nicht mehr den F91 finanziell zu unterstützen. Er hatte ein Ultimatum gestellt. Doch die Stadt Düdelingen war nicht bereit, dem luxemburgischen Serienmeister ein neues Stadion in Aussicht zu stellen. Becca zog seine Konsequenzen und verkündete, dass er in Zukunft Swift Hesperingen unterstützen werde. „Wenn ich mich für etwas entscheide, dann voll und ganz. Dann habe ich auch kein Problem damit, einen Schlussstrich in Düdelingen zu ziehen. Die Leute sagen ja gern, dass es den F91 schon vor meiner Zeit gab …“, sagte der Unternehmer am 30. November 2018 in einem Tageblatt-Interview.

Seit dieser Aussage herrscht Ungewissheit in der luxemburgischen Fußballwelt. Spekulationen zu Spielerwechseln und der Zukunft des nationalen Topvereins gibt es wöchentlich. Keiner weiß so recht, wohin die Reise gehen wird. Kommuniziert wird nur selten. Vor allem, was den F91 angeht. In Hesperingen stellt Becca hingegen bereits sehr aktiv die Weichen für die Zukunft. Im vergangenen Winter wurden mit dem erfahrenen Kroaten Kenan Hadzic und Stürmer Brian Babit (vom Becca-Verein Virton) zwei Leistungsträger geholt, die den Aufstieg in die BGL Ligue sichern sollen. Im Hintergrund zieht bereits F91-Spieler Sofian Benzouien als eine Art Sportdirektor die Fäden. In der kommenden Saison wird der aktuelle Hostert-Trainer Henri Bossi diesen Posten bekleiden. Der Erfolg ist bisher aber überschaubar. In acht Spielen in der Rückrunde holten die Vorstädter nur vier Siege. Eine enttäuschende Bilanz.

Toppmöller und Virton: Es wird ernst

Der Aufstieg ist in Gefahr, ist jedoch ein Muss, denn Becca will in der kommenden Saison mit Hesperingen in der BGL Ligue angreifen. In einem Interview mit Le Quotidien liebäugelte der Mäzen bereits mit einem Wechsel der Trainer. Dino Toppmöller könnte nach Hesperingen gehen und Dan Theis im Gegenzug Düdelingen trainieren. „Ich habe mit Flavio (Becca) über diese Aussage gesprochen. Sie wurde aus dem Kontext gerissen. Dieses Szenario kann ich mir nicht vorstellen“, sagt F91-Präsident Romain Schumacher.
Wahrscheinlicher ist, dass Toppmöller zum anderen Becca-Verein wechselt. Virton ist derzeit auf der Suche nach einem Trainer für die neue Saison. Der 38-jährige Deutsche ist der einzige Trainer seit Michel Leflochmoan, der in Düdelingen drei Jahre in Folge arbeiten durfte, und steht beim „Boss“ hoch im Kurs.

Auch Romain Schumacher wurde lange mit einem Wechsel nach Hesperingen in Verbindungen gebracht. „Mit mir kann man das nicht machen, das habe ich ihm (Flavio Becca) auch gesagt. Ich habe hier viele Freunde gewonnen, werde beim F91 bleiben und dabei helfen, den Verein neu zu strukturieren“, sagt Schumacher.

Zu früh für eine klare Marschroute

Er und ein Teil der anderen Vorstandsmitglieder haben mittlerweile eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der Zukunft des Vereins beschäftigt. „Es ist noch zu früh, um eine klare Marschroute an die Öffentlichkeit zu bringen. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass der F91 auch in der nächsten Saison um den Titel mitspielen wird. Danach ist das Leben im Überschuss aber vorbei und Düdelingen wird wahrscheinlich zu einem ganz normalen BGL-Ligue-Verein werden.“ Stützen kann sich der amtierende Meister derzeit auf die Einnahmen aus der Europa League. Durch den erstmaligen Auftritt in der Gruppenphase wurde ein Gewinn von knapp über 3,2 Millionen Euro erwirtschaftet.

Trotzdem wird sich der F91 in der nächsten Saison von einigen Spielern trennen. „Der Kader ist zu groß“, sagt Schumacher. Gerüchten zufolge sollen acht bis zwölf Spieler nach Hesperingen oder Virton transferiert werden. Darunter fallen vor allem Akteure, die in Düdelingen noch einen Vertrag besitzen. Aber auch Vereinsikonen wie Torwart Jonathan Joubert. Ohne Kontrakt sind ab Juni u.a. Tom Schnell, Mario Pokar und Edisson Jordanov. Sorgen macht dieser Zustand den Düdelinger Verantwortlichen nicht. „Wir haben eine klare Zusage, dass wir auch in der nächsten Saison eine schlagkräftige Truppe haben werden. Flavio Becca hat seine Versprechen immer gehalten“, sagt Schumacher.

Das Vereinsoberhaupt blickt trotz der neuen Situation positiv in die Zukunft. „Als Flavio (Becca) seinen Abgang bekannt gab, war jeder geschockt. Mittlerweile herrscht Aufbruchstimmung. Die Leute sind extrem motiviert. Es wird ein Projekt entstehen, das näher an den Leuten und der Stadt dran ist“, sagt Schumacher. Der F91 Düdelingen könnte in näherer Zukunft zu einer Art Satellitenverein für die anderen Becca-Klubs Virton und Kaiserslautern werden. Zu weit aus dem Fenster lehnen will sich Schumacher jedoch nicht. „Alles und nichts ist möglich. An einer Zusammenarbeit mit einem anderen Verein wird gearbeitet. Eines steht jedoch fest: Der F91 wird auch weiterhin zum Fußball-Universum von Flavio Becca gehören.“