EditorialLachen mit den Falschen – Pro-Europäer und Rechte bauen gemeinsam die „Festung Europa“

Editorial / Lachen mit den Falschen – Pro-Europäer und Rechte bauen gemeinsam die „Festung Europa“
Gemeinsam mit den Rechten und Extremrechten bauen die Mitte-Parteien fleißig mit an der Festung Europa: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, der luxemburgische Premier Xavier Bettel und Roberta Metsola, Präsidentin des Europaparlaments, beim EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel Foto: AFP/John Thys

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Xavier Bettel reiste im vergangenen Oktober nach Rom zu Papst Franziskus. Luxemburgs Premier verzichtete bei seinem Trip darauf, auch der neuen italienischen Premierministerin Giorgia Meloni einen Besuch abzustatten. Die Politikerin der (post)faschistischen Fratelli d’Italia war da erst wenige Tage im Amt. Der Schock darüber, dass ziemlich genau 100 Jahre nach Benito Mussolinis Marsch auf Rom seine ideologischen Nachfolger wieder das Ruder an sich reißen, saß bei allen Antifaschisten tief. Meloni haftete zu dem Zeitpunkt noch das Image des politischen Schmuddelkinds an. Kein Demokrat wollte sich mit der Frau ablichten lassen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Das war aber weniger Ausdruck eines weiter bestehenden Cordon sanitaire gegen die extreme Rechte als ein Zeig-dich-nicht-mit-Schmuddelkindern aus Gründen des politischen Marketings.

Beim Sondergipfel in Brüssel am Donnerstag sah die Sache schon anders aus. Auf der Ebene der Europäischen Union, die Meloni bereits vor Amtsantritt damit beruhigte, am Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi festzuhalten, wird mit der Faschistin gelacht. Niemand muss die Rechten in Europa salonfähig machen, das ist schon passiert. Sie nehmen an zahlreichen Regierungen teil, sind im Europaparlament breit vertreten. Dieses Kind liegt also längst im Brunnen.

So dürfen die Fotos, die Bettel und Meloni gemeinsam mit anderen beim herzhaften Scherzen miteinander zeigen, auch nicht mehr überraschen. Rechtsextreme wurden in den vergangenen Jahren Teil des politischen Alltags in Europa. Der kurzen Entrüstung ob ihrer politischen Erfolge folgt immer schneller die bedenkenlose Aufnahme in den Kreis der Demokraten. Dann wird halt zusammen gelacht. Solange die Finanzen stimmen, sind auch die Rassisten willkommen. Wenn sie den Euro nicht bedrohen, shakert Bettel auch mit Homophoben. Die anderen Staats- und Regierungschefs sind sich dafür ebenfalls nicht zu schade. Europa hat schon bessere Tage erlebt.

Leidtragende sind die Schwachen. Rechtspopulisten machen nichts lieber, als den Hass von Schwachen auf noch Schwächere zu schüren. In der Europäischen Union findet das seinen Ausdruck auch in der Migrationspolitik, die zentrales Thema des EU-Sondergipfels war, aber vom Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in den Hintergrund gedrängt wurde.

Dabei haben die EU-Kommission und die EU-Staats- und Regierungschefs beim Gipfel eine Grenze überschritten. Kann sich noch jemand daran erinnern, wie wir uns in Europa über Donald Trumps Mauer-Pläne an der Grenze zu Mexiko entrüstet haben? Total crazy fanden wir The Donald damals. Nun gut, die EU hat am Donnerstag den Weg für durch sie finanzierte Zäune an den EU-Außengrenzen freigemacht. Weil man sich jahrelang nicht einigen konnte, ist die Absicht, Zäune und Mauern zu errichten, kein Tabu mehr – die Abschottung ist zum kleinsten gemeinsamen Nenner geworden.

Gemeinsam mit den Rechten und Extremrechten bauen die Mitte-Parteien fleißig mit an der Festung Europa. Diese „Festung Europa“ war immer ein rechtsextremer Kampfbegriff. Jetzt ist sie eine politische Zielrichtung der Europäischen Union. Davon profitieren werden die Rechten, das sollte jedem klar sein. Ihre Idee wird Wirklichkeit. Für Europa eine Traurigkeit. Denn wer gemeinsam mit den Rechten lacht, wird am Ende nur die Rechten lachen sehen.

Phil
19. Februar 2023 - 19.02

@schottf Ma keen! Eng von der Leyen an eng Lagarde sin vun Merkel an Macron einfach ongewielt dohingesat gin.

schottf
15. Februar 2023 - 11.21

Fro ass dach: Anwien wielt esou Leit?

plop
15. Februar 2023 - 8.55

Dei do laachen emmer. Sie sin jo net vun eisen Problemer betraff. Au contraire:EU-Parlament schaaft dauernd nai Problemer mat hiren "Direktiven". An donieft sech bereicheren duerch Korruptioun etc.Alles Verbriecher.

Gallo
15. Februar 2023 - 7.38

Déi EU-Anstalt gleicht engem Europa-Puff.

lupus-canis
13. Februar 2023 - 14.04

zenter der EU, geet et nemme nach biergoof.. dat heescht, fiir de People.. dowéingst piipe mer nach just.. elo mol nach

Simmi
13. Februar 2023 - 13.36

Festung Europa bauen, aber nicht mit solch lächerlichen EU-Bonzen.Alles beschämend und armselig.

rczm
13. Februar 2023 - 13.31

Also gehören sie zu den Auserwählten die bald vom Erlöser abgeholt werden sollten, wohl in Kanada.Leider haben die Yankees die Landebojen zerstört.

Jeremy
13. Februar 2023 - 8.41

Dummes blödes lamentabeles Benehmen von diesen politischen Bonzen, dass die Welt brennt scheint denen Freude zu machen.

Phil
12. Februar 2023 - 20.39

@Romain C. Ich glaube nicht, dass den Herrschaften das Lachen bald vergehen wird... sondern eher uns. Die Bewohner der Elfenbeintürme aller Länder werden wohl weiter Partytime feiern und froh sein, dass der Pöbel den Bach runtergeht.

Romain C.
12. Februar 2023 - 8.23

Das Lachen wird ihnen bald vergehen wenn sie erkennen in welch eine Katastrophe sie uns geführt haben.

JJ
11. Februar 2023 - 15.41

Die rechten Parteien wurden von enttäuschten Wählern in die Parlamente geschickt. Die Zuwanderungen müssen unter Kontrolle kommen.Europa ist zu klein für alle.Der soziale Friede steht auf der Kippe. So wie es Helmut Schmidt schon vor Jahren sagte.

Nomie
11. Februar 2023 - 12.11

Photo : So'u behuelen sech eis Politiker an der eeschter Situatio'un wo'u mer sinn ! Ee Krich virun der Diir, Migratio'un, Wunnungsbau etc, etc.