Kopf des Tages: Nora Back wird neue Präsidentin der CSL

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Als „mächtigste Frau des Landes“ hat das Wirtschaftsmagazin Paperjam Nora Back kürzlich bezeichnet. Was Corinne Cahen und Maria Teresa von Luxemburg wohl ärgern wird und manche wohl für übertrieben halten, hat seine Berechtigung. Denn die 1979 geborene Enkelin eines Schmelzarbeiters wird heute den Vorsitz der Arbeitnehmerkammer übernehmen. Gegen Ende des Jahres wird sie zudem neue Präsidentin der größten Gewerkschaft des Landes. Damit wird Back in diesem Jahr zur wichtigsten Stimme der Arbeitnehmer in Luxemburg und tritt im Alter von 40 Jahren das Erbe von Gewerkschaftsgrößen wie Jean-Claude Reding oder John Castegnaro an.

Der Generationswechsel im OGBL sollte ein schleichender Prozess über einige Jahre sein. Eigentlich sollte André Roeltgen in diesem Jahr CSL-Präsident werden und im Dezember noch ein letztes Mal für den OGBL-Vorsitz kandidieren. Doch Backs ausgezeichnetes Ergebnis bei den Sozialwahlen im März und Roeltgens weniger herausragendes Resultat beschleunigten den Generationswechsel an der Spitze der Gewerkschaft.

Dabei hatte es lange nicht danach ausgesehen, dass Back überhaupt beim OGBL landen würde. Zwar waren bereits die Eltern und Großeltern im LAV bzw. OGBL aktiv, aber die Gewerkschaftswelt war ihr zunächst fern. Nach ihrem Abitur am Lycée Hubert Clément in Esch/Alzette zog es die junge Frau nach Brüssel. Sie interessierte sich für Biologie, Medizin und Journalismus, studierte dann aber Psychologie. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie zum Thema Mobbing.

Danach blieb sie zunächst in Brüssel und arbeitete für die Bank Fortis. Über ihren Masterbetreuer fand sie schließlich den Weg zurück nach Luxemburg. Ein junges Start-up-Unternehmen aus Bonneweg suchte einen Arbeitspsychologen. Es handelte sich um die damals neue Marktforschungsfirma „Quest“ . Doch die „Scheinwelt“ aus Marketing und Kommunikation konnte Back auf Dauer nicht überzeugen. Sie wollte näher an den Problemen der Menschen sein, näher an der Arbeitswelt, näher am realen Leben.

Also bewarb sie sich im Alter von 25 Jahren gleich an mehreren Stellen – und schickte auch eine Initiativbewerbung an den OGBL. Als Jean-Claude Reding ihr die Möglichkeit anbot, an der Seite von Pit Schreiner den vormaligen Posten von Roeltgen im Syndikat Gesundheit und Sozialwesen zu übernehmen, sagte sie sofort zu.

Aufgrund ihrer bodenständigen und konzilianten Art erinnert Nora Back nicht auf Anhieb an eine Gewerkschaftsfunktionärin. Verhandlungspartner und Personen, die ihr nahestehen, bezeichnen sie jedoch als knallharte Verhandlungsführerin. Jemand, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, sachlich argumentiert und konsequent sein Ziel verfolgt. „Streit liegt eigentlich nicht in meinem Naturell“, sagt Back. „Ich bin niemand, der mit der Hand auf den Tisch haut.“ Dennoch scheut sie den Konflikt nicht, so wie im vergangenen Jahr, als sie sich mit Sodexo anlegte – einem Multikonzern mit Milliardenumsatz. Und gewann.

Was sie antreibt? Ihr Gerechtigkeitssinn. „Wir müssen Produktivitätsgewinne an die arbeitenden Menschen verteilen“, so Back. Die soziale Frage sei die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts. Pol Schock