VideospieleKaum unterm Weihnachtsbaum: Lieferengpässe bei Playstation und Xbox 

Videospiele / Kaum unterm Weihnachtsbaum: Lieferengpässe bei Playstation und Xbox 
Ausverkauft: Playstation 5 oder Xbox Series X werden nur selten in Luxemburg zum Verkauf angeboten. Und wenn eine Filiale beliefert wird, sind die Produkte innerhalb einer Stunde vergriffen. Foto: Editpress/Eric Hamus

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Eine Xbox zu Weihnachten? Die Playstation vom Christkind? Wer eine neue Hardware unter dem Weihnachtsbaum vermutet, wird dieses Jahr wohl wieder enttäuscht. Auch ein Jahr nach dem Launch der jüngsten Konsolengeneration sind die Produkte von Sony und Microsoft immer noch Mangelware. Eine Teilschuld trägt – wie in so vielen anderen Hinsichten – die Pandemie.

„Sie sind nicht der erste Kunde, der heute danach fragt. Nicht mal der erste innerhalb der letzten zehn Minuten“, seufzt der Verkäufer einer großen Elektrofachkette. Das ganze Wochenende habe man hoffnungsvolle Gamer und gestresste Eltern vertrösten müssen. Und das nur wegen eines Gerüchts in den sozialen Netzwerken. „Im Netz wurde in den letzten Tagen ein Post geteilt, wonach unsere Filialen an Black Friday mit neuen Konsolen beliefert wurden. Dabei handelt es sich aber um Fake News“, fährt der Mitarbeiter fort. „Bei uns heißt es weiterhin: Ausverkauft!“

Knapp ein Jahr nach dem offiziellen Verkaufsstart hoffen weltweit immer noch Millionen von Gamern, eine neue Konsole von Sony oder Microsoft ergattern zu können. Viele davon hatten auf den Umstand gehofft, dass sich die Hersteller das lukrative Weihnachtsgeschäft nicht entgehen lassen wollen. Aufgrund einer Rohstoff-Knappheit aber haben beide Unternehmen zurzeit mit massiven Lieferproblemen zu kämpfen.

Eingefleischte Spieler wissen: Beim Verkaufsstart einer neuen Konsolengeneration gehören Warteschlangen, überforderte Online-Shops und Wartelisten einfach dazu. Bei der Playstation 5 (PS5) von Sony und der Xbox Series X von Microsoft ist das jedoch inzwischen ein Dauerzustand geworden. Seit dem Launch im November 2020 ist es quasi unmöglich, die Geräte über den normalen Fachhandel zu beziehen. Und auch im Netz müssen sich die Gamer clever anlegen, um an eine heiß begehrte Daddelkiste zu gelangen.

Luxemburg? Nie gehört.

„Kaum sind ein paar Geräte auf dem Markt, sind sie in Windeseile wieder ausverkauft“, erklärt der Verkäufer im Elektrofachmarkt. Die Filialen erhielten immer nur geringe Stückzahlen. „Von Sony kommen manchmal ein Dutzend PS5, einmal waren es sogar 25. Innerhalb einer Stunde aber sind sämtliche Exemplare weg. Über die sozialen Netzwerke verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer.“ Schlimmer sei es bei Microsoft: „Bei der Xbox können wir überhaupt keine Angaben machen. Manchmal kommen fünf Geräte und dann Monate lang nichts mehr“, so der Fachmann.

Immerhin wird Luxemburg von Sony als offizieller Markt anerkannt. Im Gegensatz zu Microsoft, die das Großherzogtum regelrecht ignorieren. Zumindest, was die Xbox angeht: Aus Steuergründen haben sich einige Tochterunternehmen der US-Amerikaner hierzulande als SARL niedergelassen – darunter auch „Xbox Live“, das die Xbox-Kunden mit Online-Diensten versorgt. Ansonsten aber ist das Großherzogtum für Microsoft non existent. Im wahrsten Sinne des Wortes: Bei der Anmeldung einer Konsole im Netz werden Adressen aus Luxemburg beispielsweise nicht angenommen.

Kleinere Fachläden, wie das „Reservoir“ in der Hauptstadt, werden von Microsoft nicht mehr beliefert. Und auch größere Ketten gehen zumindest bei der Series X, der stärkeren der zwei neuen Microsoft-Konsolen, bis auf sporadische Zustellungen regelmäßig leer aus. Nur die etwas leistungsschwächere Xbox Series S ist problemlos in Luxemburg erhältlich.

Aufgrund der Lieferengpässe hat Sony die Fertigung der Playstation 5 gedrosselt
Aufgrund der Lieferengpässe hat Sony die Fertigung der Playstation 5 gedrosselt Foto: AFP

Schuld ist Corona

Die Gründe für die anhaltenden Lieferprobleme sind die gleichen, die auch andere Industrien plagen: ein Rohstoff- und Teilemangel, dazu Störungen im internationalen Warenverkehr. Schuld ist größtenteils die Pandemie, die unterschiedliche Handhabe und Regelungspolitik sowie die ungleiche Verteilung von Impfstoffen in den Produktionsländern, die zwangsläufig zu Verzögerungen führten. Spielekonsolen sind komplexe Hightech-Produkte aus hunderten Teilen. Fehlt nur ein einziges Teil, kann die Konsole nicht gebaut werden.

Aufgrund dieser Engpässe sah sich Sony zuletzt genötigt, die Fertigung der Playstation 5 zu drosseln. So werden im laufenden Geschäftsjahr letztendlich eine Million Geräte weniger gefertigt als ursprünglich geplant. 13,5 Millionen wurden seit Release bislang verkauft. Ein Rekordwert. Dennoch hält sich die Freude auf Seiten der Japaner in Grenzen: Auf dem starken asiatischen Markt hat Sony inzwischen das Nachsehen. Experten zufolge steigen Kunden vermehrt auf leistungsstarke Computer um.

Denn: Viele neue Spiele wurden spezifisch für PS5 und Xbox Series X entwickelt. Auch wenn sie noch auf älteren Plattformen verkauft werden, kommen sie auf der neuesten Hardware am besten zur Geltung. In der Hoffnung auf hochauflösende Grafiken und kurze Ladezeiten weichen Gamer deswegen verstärkt auf Computer aus, die trotz ähnlicher Lieferengpässe bei Grafikkarten einfacher erhältlich sind.

Für Microsoft hingegen hat sich die Entscheidung, gleich zwei Versionen einer neuen Konsolengeneration auf den Markt zu bringen, unverhofft als cleverer Schachzug herausgestellt. Die Series S ist nicht so aufwendig in der Herstellung, wie das etwas leistungsstärkere Schwestermodell Series X. Beide unterscheiden sich insbesondere in der Grafikverarbeitung, was bei der derzeitigen Rohstoff-Knappheit letztendlich den Ausschlag gibt. Die Series S ist aber weitaus stärker als das Vorgängermodell Xbox One und das Konkurrenzprodukt Playstation 4. Eine gute Alternative für Gamer, die bei ihrer Suche bislang leer ausgegangen sind.

Chancen im Netz

Bei einem vorgeschlagenen Preis von 299 Euro in Luxemburg ist die Series S auch weitaus kostengünstiger als die Series X oder die PS5, die beide mit 499 Euro zu Buche schlagen. Zumindest in der Theorie, denn: Aufgrund der aktuellen Lieferengpässe wittern sogenannte Scalper das große Geschäft. Aus der Nichtverfügbarkeit beliebter Elektronik ist längst ein lukrativer Markt entstanden. Mithilfe spezifischer Software durchforsten Betrüger das Netz nach den gefragten Produkten und schlagen sofort zu.

Die fehlende Aussicht auf eine PS5 oder Series X ermutigt die Spieler dann, ihr Glück bei Ebay oder ähnlichen Plattformen zu versuchen. Die Betrüger indessen halten sich nicht an die unverbindlichen Preisempfehlungen und verkaufen die Konsolen oder Grafikkarten mit hohem Profit. Dennoch bietet der Blick ins Netz aktuell immer noch die meisten Chancen für Gamer aus dem Großherzogtum, rechtzeitig vor den Feiertagen an eine „Playsi“ zu kommen. Denn: Marktinsidern zufolge wollen die gängigen Online-Versandhäuser noch im Laufe dieser Woche neue Einheiten zum Verkauf freigeben.

Unser Rat: Schauen Sie ab heute regelmäßig bei bekannten Versandhäusern wie Amazon, Saturn oder Alternate vorbei, weil die Konsolen-Verkäufe jederzeit und ohne große Vorwarnung gestartet werden könnten.

Unverhofft ein cleverer Schachzug von Microsoft: Die Series S (l.) ist nicht so aufwendig in der Herstellung wie das etwas leistungsstärkere Schwestermodell Series X in Schwarz und deshalb fast überall erhältlich
Unverhofft ein cleverer Schachzug von Microsoft: Die Series S (l.) ist nicht so aufwendig in der Herstellung wie das etwas leistungsstärkere Schwestermodell Series X in Schwarz und deshalb fast überall erhältlich Foto: AFP