„Keeseminnen“ Industriekultur-Fans fordern Stopp des Abrisses in Esch

„Keeseminnen“  / Industriekultur-Fans fordern Stopp des Abrisses in Esch
Protestaktion in Corona-Zeiten: Die Abrissarbeiten an den „Keeseminnen“ müssen sofort gestoppt werden, forderten die Protestteilnehmer am Donnerstag in der „Hiehl“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der am Montag begonnene Abriss der „Keeseminnen“ auf dem Gelände der ehemaligen Schmelz „Terre rouge“ wird nicht hingenommen. Trotz Ausnahmezustand haben Bürger, allen voran der Verein „asbl Industriekultur-CNCI“ am Donnerstag vor dem Areal in der „Hiehl“ protestiert. Sie verweisen auf ihren Antrag, den Erzbunker als schützenswert zu klassieren. Der wurde am 10. März eingereicht. Am 1. April kam die Eingangsbestätigung aus dem Kulturministerium. Vor einem Monat also. Auf eine Reaktion warte man bis heute, heißt es von den Teilnehmern an der kleinen Protestaktion.

Donnerstagnachmittag in Esch. Es regnet in Strömen. Das hält rund 25 Menschen nicht davon ab, im vorgeschriebenen Abstand voneinander gegen die begonnenen Abrissarbeiten des Erzbunkers „Keeseminnen“ zu protestieren. Alle tragen Mund- und Nasenschutz. Ihre Absicht verhehlen sie nicht. „Wir wollen, dass die Arbeiten gestoppt werden und ernsthaft über dieses absolut erhaltenswerte Stück Luxemburger Industriekultur nachgedacht und diskutiert wird“, sagen Marlène Kreins und Misch Feinen von der „asbl Industriekultur-CNCI“.

Dass die Gemeinde jetzt sagt, man habe wegen der Corona-Krise die Bevölkerung nicht informieren können, will die Vereinigung so nicht gelten lassen: „Die Gemeinde hätte ein ‚communiqué’ veröffentlichen oder auf ihrer Internetseite kommunizieren können. Das ist auch im Ausnahmezustand möglich, es ist aber nicht getan worden.“

Escher Bautenkommission nicht informiert

Francis Hengen vom „Mouvement écologique“ und Mitglied der Bautenkommission der Escher Gemeinde erklärt, dass der Abriss der „Keeseminnen“ nie in einer Kommissionssitzung angekündigt und diskutiert wurde. Man habe also nie seine Meinung zu dem Thema mitteilen können. „Wenn der Abriss zur Sprache gekommen wäre, hätten wir reagiert!“ Auf die in einer Sitzung gestellte Frage, was denn erhalten bleiben solle, sei geantwortet worden, es würde eine Bestandsaufnahme gemacht. „Wie die aussieht, wurde uns in der Bautenkommission bisher nicht mitgeteilt“, sagt Francis Hengen.  

Denis Scuto nennt die aktuellen Ereignisse „traurig und schockierend“. Es sei keinesfalls so, dass in den Workshops oder bei Ortsbegehungen nicht von Bürgern darauf hingewiesen wurde, die „Keeseminnen“ zu erhalten. Der Historiker, der auch für das Tageblatt schreibt, verweist zudem auf das neue Denkmalschutzgesetz: „Da ist es ganz klar so, dass etwas, was Zeugnis ablegt von nationaler Geschichte, in diesem Falle der Industrie- und Sozialgeschichte, dann als Monument geschützt werden muss.“ Deshalb habe man den Antrag auf Klassierung des Erzbunkers gestellt. 

Was jetzt passiert, sei und bleibe ein „handfester Skandal“. Aus vielerlei Gründen. Einer der wichtigsten ist, dass eben in einem Schreiben an Kulturministerin Sam Tanson bereits am 10. März die Klassierung unter anderem der „Keeseminnen“ gefordert wurde. Den Erhalt des Briefes hat die Ministerin am 1. April bestätigt, also vor bereits einem Monat. Eigentlich sei es Usus, dass dann über das Anliegen diskutiert wird, mit offenem Ausgang, aber immerhin. Diskussionen habe es bisher keine gegeben. 

Obendrein haben am vergangenen Montag die Abrissarbeiten besagter „Keeseminnen“ begonnen. „Ein No-go“, sagt einer der Protestteilnehmer. „Bereits auf Belval wurden Freunde der Industriekultur vor vollendete Tatsachen gestellt“, erinnert ein anderer.

Hoffen auf Antwort der Kulturministerin

Eigentlich wollten die Protestteilnehmer am Donnerstagnachmittag das Gelände betreten und einem Verantwortlichen der Abrissarbeiten ihr Anliegen mitteilen. ArcelorMittal ist ja zurzeit auf dem Gelände mit den Arbeiten befasst, mit dem Abriss verschiedener Gebäude und den Sanierungsplänen. Am streng gesicherten Eingangsbereich wird ihnen jedoch von einem Sicherheitsbeauftragten gesagt, dass sie nicht hineindürfen. 

Jene, die am Donnerstag protestiert haben, an erster Stelle die „asbl Industriekultur-CNCI“ wollen aber nicht lockerlassen. Sie hoffen auf Kulturministerin Sam Tanson. Auf die Verantwortlichen der Denkmalschutzbehörde und auf die der Escher Gemeinde. Und sie wollen Kontakt aufnehmen zu ArcelorMittal. Ziel: die Abrissarbeiten müssen gestoppt werden.

Dem Privatinvestor, der das neue Escher Stadtviertel „Rout Lëns“ bauen will, gefällt dem Vernehmen nach die aktuelle Entwicklung scheinbar nicht. Die Pläne des neuen Viertels seien weit fortgeschritten, heißt es aus seinem Umfeld. Verschiedene Industriegebäude auf dem Gelände seien auch in die Planung mit einbezogen worden. Die „Keeseminnen“ aber seien in dem Konzept nicht vorgesehen. Bisher habe es auch keinen Anlass dazu gegeben.

Seit dieser Woche aber gibt es ihn nun.

Nomi
3. Mai 2020 - 15.04

Dei' di hier Vergaangenheet net mei' respektei'eren hun och keng Zukunft, well deenen geht et och dono ee Strapp ze sei'er !

Garce
2. Mai 2020 - 19.41

0,0014660511423796% sinn net zefridden. (9 vun 613.894) Wat solle mer dann do maachen?

jean-pierre goelffj
2. Mai 2020 - 14.53

Dass daat ofrappen verschiddenen Leit irgendweï deck deet kann ech verstoën,zu Deifferdang ass den Heïchuëwen 1,ganz nei gemeet,och emgebootscht gin an do sin verschiddenen vun mengen Kollegen d'Treïnen d'Baacken erofgelaaf!Mee,d'Fro ass dach awer och,op een all deï ,,Idustrie-Monumenter,, soll oder muss stoën loossen.......Eng Auswiël muss dach awer gemeet gin,och wann daat eng batter an schweïer Entscheedung ass!Schon eleng weïnst déer finanzieller Seit!

Majo Dann
1. Mai 2020 - 21.27

Eng buedemlos Enttäuschung waat een enormt Potential den neien CSV-Buergermeeschter hei sowuel fir d'Attraktivitéit an (historesch) Identitéit vum Standpunkt Esch hei esou ontransparent, ouni den Interressi vun der Escher Communitéit ze berücksichtegen vergammelt huet. Datt déi Responsbel am Gemengenhaus weder um kulturellen Niveau (Esch 2022 een totalen Fiasko), nach um wirtschaftlechen (Uelzechtstroos ass waat d'Commercen ugeet weiderhin een Trauerspill) an um gesellschaftlechen (jo do ass net eng eenzeg Initiativ bis elo erkennbar) absolut naischt awer och guer nischt opweises hun ass déi eng Saach. Mais wann hei d'Keeseminnen bis oofgerappt sin, ass een Stéck Escher Identitéit fir emmer verluer. An waat hätt een net alles kéinten mat desem Patrimoine ustellen (Gare, kulturellen Zentrum, vun mir aus modern Loft-Appartementer, ...). Esch/Uelzecht ennert der CSV ass einfah nemmen traureg.

brauhaus
1. Mai 2020 - 16.31

@ Ujheen "@ Brauhaus Daat sinn 10 Lait déi sech fir eppes engagéieren a séi wieren. Esou belleg Ironie wéi Aere Kommentar brauche mer net!" Gutt, dass nach sou deier Kommentaren vun Iech hei gepost ginn. PS. BAL 10, et sinn der just 9.

Ujheen
1. Mai 2020 - 15.18

@ Brauhaus Daat sinn 10 Lait déi sech fir eppes engagéieren a séi wieren. Esou belleg Ironie wéi Aere Kommentar brauche mer net!

brauhaus
30. April 2020 - 22.26

Das sind ja fast 10 Leute! Ich nehme an der Großvater hat da gearbeitet und die anderen wollte bloß sehen was da läuft.

Serge Molitor
30. April 2020 - 22.05

Et as de Misch Feinen= Schreiwfehler Di Rscher Gemengeverantwortlech si Ligener!