Begegnungen auf Augenhöhe„Humanitude“: Sanemer Seniorenheim mit Qualitätslabel ausgezeichnet

Begegnungen auf Augenhöhe / „Humanitude“: Sanemer Seniorenheim mit Qualitätslabel ausgezeichnet
Die Senioren absolvieren viele Gleichgewichtsübungen, damit sie sich so lange wie möglich autonom fortbewegen können Foto: Editpress/Tania Feller

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das CIPA „Résidence op der Waassertrap“ wurde kürzlich mit dem Label „Humanitude“ ausgezeichnet. Die Einrichtung verpflichtet sich damit, den Bewohnerinnen und Bewohnern Lebensfreude zu schenken.

„Bei dem Label geht es darum, sich wieder Zeit für die Bewohner zu nehmen“, erklärt Delia Tornambé, Qualitätskoordinatorin im CIPA „Résidence op der Waassertrap“ in Beles. Im November wurde dem „Centre integré pour personnes âgées“ das französische Label „Humanitude“ von der Vereinigung „Asshumevie“ verliehen. Damit ist das CIPA die erste Luxemburger und internationale Einrichtung, die diese Zertifizierung erhalten hat. Der Bewerbungsprozess begann 2014. Für das Label müssen eine Reihe von Kriterien erfüllt werden. Durch die Corona-Pandemie hat das gesamte Verfahren mehr Zeit in Anspruch genommen als erwartet. 

„Wir versuchen, dem Bewohner Freude am Leben zu geben“, so Tornambé weiter. Deswegen wird viel mit den Seniorinnen und Senioren unternommen: Sie können sich an vielen Aktivitäten beteiligen, an Ausflügen und Urlaubsreisen teilnehmen, und auch das Essen spielt eine Rolle, damit sie sich wohlfühlen.

Die Senioren können an vielen Aktivitäten teilnehmen, darunter sportliche Betätigungen und Kochateliers
Die Senioren können an vielen Aktivitäten teilnehmen, darunter sportliche Betätigungen und Kochateliers Foto: Editpress/Tania Feller

Außerdem versucht das CIPA, den Bewohnerinnen und Bewohnern einen Lebenswunsch zu erfüllen. Je nachdem fallen diese größer oder kleiner aus und reichen von einer Reitstunde bis hin zu einer Reise nach New York, erzählt Emilie De Temmerman. Sie ist die Verantwortliche des Bereichs „Assistance et soins“. Andere wiederum wollen nochmal hoch hinaus auf den Belvaler Hochofen, da sie lange dort gearbeitet haben, oder die belgische Küste besuchen.

Das Label „Humanitude“ basiert auf fünf Prinzipien, nach denen das Leben der rund 120 Bewohnerinnen und Bewohner gestaltet wird. Der erste Grundsatz nennt sich „Zéro soin de force, sans abandon de soin“. Die Seniorinnen und Senioren werden zu nichts gezwungen. Sie können beispielsweise aufstehen, wann sie wollen, und wenn sie nichts essen wollen, dann müssen sie das auch nicht tun. Das Personal behält trotzdem ein Auge darauf, dass sie genug Nahrung zu sich nehmen und dass es ihnen an nichts fehlt.

Die älteren Menschen können ihr Zimmer ganz nach ihrem Geschmack einrichten
Die älteren Menschen können ihr Zimmer ganz nach ihrem Geschmack einrichten Foto: Editpress/Tania Feller

Das zweite Prinzip heißt „Vivre et mourir debout“: Die älteren Menschen sollen, solange es geht, autonom bleiben, führt Tornambé aus. Das Personal sei dafür da, sie zu motivieren und zu begleiten. Zu dieser Autonomie gehört die tägliche Pflege, wie auch die Fortbewegung. Sie sollen beispielsweise so lange wie möglich selbstständig gehen können. Die Dienste der Physio- und Ergotherapie sorgen dafür, dass sich ausreichend bewegt wird. Ein Fitnessraum steht zur Verfügung, außerdem stehen regelmäßig Gleichgewichtsübungen auf dem Programm.

„Respect de la singularité et de l’intimité“ ist die vierte Regel, die befolgt werden soll: Das Personal soll die Privatsphäre respektieren. Die Zimmer seien schließlich das Zuhause der Seniorinnen und Senioren, so Tornambé. Zu diesem Respekt gehören sowohl das Anklopfen als auch die Regel, dass sich die Pflegekräfte jedes Mal vorstellen und bei jeder Handlung erklären, was nun passieren wird. Dem jeweiligen Rhythmus, den Gewohnheiten und Wünschen der älteren Menschen wird Rechnung getragen, anstatt, dass sie sich der Hausordnung anpassen müssen. 

Ganz im Sinne des Kriteriums „Ouverture vers l’extérieur“ stehen die Türen in Beles offen: Ausflüge an der frischen Luft und zur Familie sind erlaubt. Freunde können im integrierten Zentrum vorbeikommen. Festgeschriebene Besuchszeiten gibt es nicht.

In der Küche wird jeden Tag alles frisch gekocht
In der Küche wird jeden Tag alles frisch gekocht Foto: Editpress/Tania Feller

„Lieu de vie, lieu d’envie“ nennt sich das letzte Prinzip. Es dreht sich um alle Aktivitäten, die Freude bereiten. Dazu gehören das Erfüllen von Lebenswünschen, wie auch die Frage der Verpflegung. In Beles wird stets frisch gekocht und mittags stehen etwa drei verschiedene Menüs zur Auswahl, die direkt im Restaurant bestellt werden können. 

Wichtig sei auch, dass die Pflegekräfte den Menschen im Seniorenheim auf Augenhöhe begegnen – im persönlichen Gespräch und täglichen Miteinander. Nicht das Personal bestimme, was gemacht werde, sondern die Bewohnerinnen und Bewohner, so Delia Tornambé abschließend.