Giro d’Italia: Mit diesen Fakten überstehen Sie jedes Fachsimpeln

Giro d’Italia: Mit diesen Fakten überstehen Sie jedes Fachsimpeln

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Am Samstag startet der Giro d’Italia. Für die Italiener ist es eine Herzensangelegenheit getreu nach dem Giro-Motto „Amore infinito“. Es wird auch für Radsportfans in Luxemburg während drei Wochen das Gesprächsthema Nummer eins sein.

Sollten Sie kein Radsportfans sein, dafür aber einige im Bekanntenkreis haben, hat das Tageblatt hier einige Fakten zur Italien-Rundfahrt zusammengestellt, mit denen Sie in den kommenden drei Wochen jede Radsportdiskussion überstehen werden und Ihre Gesprächspartner vielleicht sogar zum Staunen bringen.

  • Die einzige Frau beim Giro

Alfonsina Strada bestritt 1924 als erste und bislang einzige Frau den Giro d’Italia. Am Ursprung lag ein Streit zwischen dem Veranstalter und den besten Fahrern, die sich weigerten, am Giro teilzunehmen. Man beschloss, dass sich jeder um einen Startplatz bewerben könne. Der Veranstalter versprach, für die Reisekosten und die Verpflegung aufzukommen. Alfonsina Strada bewarb sich als Alfonsin Strada. Obwohl noch vor dem Start der ersten Etappe auffiel, dass es sich um eine Frau handelte, ließ man Strada trotzdem starten.

Die erste Etappe beendete sie mit einer Stunde Rückstand. Auf der dritten Etappe stürzte sie und der Lenker ihres Fahrrads ging zu Bruch. Sie ersetzte ihn durch einen Besenstiel, schaffte es allerdings nicht im Zeitlimit ins Ziel. Da Strada zum Publikumsmagneten geworden war, ließ man sie dennoch am nächsten Tag wieder starten. Auf der zehnten Etappe schaffte sie es wieder nicht im Zeitlimit ins Ziel und beendete die Etappe unter Tränen. Das Publikum feierte Alfonsina Strada dennoch, sodass sie sich dazu entschloss, bis ins Ziel in Mailand durchzuhalten. In den darauf folgenden Jahren durfte Strada nicht mehr am Giro teilnehmen. Sie wurde dennoch zur Ikone und bestritt Showrennen quer durch Europa, auch in Luxemburg.

  • Längste und kürzeste Etappe

Die längste Etappe des diesjährigen Giro geht über 239 km von Tortoreto Lido nach Pesaro. Die kürzeste Etappe (Zeitfahren ausgeschlossen) geht über 131 km von Saint-Vincent im Aostatal nach Courmayeur. Im Zielort feierte vor genau 60 Jahren der Luxemburger Charly Gaul einen der legendärsten Siege der Radsportgeschichte. Auf der 296 km langen Etappe von Aosta nach Courmayeur, am vorletzten Renntag, setzte Gaul zum Husarenritt an und siegte nach langer Solofahrt. Er holte zehn Minuten auf den Gesamtführenden Jacques Anquetil auf und entriss ihm noch das Rosa Trikot. So gewann Gaul seine zweite Italien-Rundfahrt und ging als „Ange de la montagne“ in die Geschichte ein.

Apropos Geschichte: Die längste Etappe, die je im Giro bestritten wurde, führte das Peloton 1914 über 430 km von Lucca nach Rom. Der Sieg ging nach 17 Stunden und 28 Minuten an Costante Girardengo. Das kürzeste Teilstück wurde 1946 gefahren. Die Strecke führte über 30 km von Montecatini nach Prato. Schnellster war damals Antonio Bevilacqua.

  • Anfänge und Organisation

Es waren die Herausgeber der italienischen Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport, die den Giro d’Italia 1909 ins Leben riefen. Sie hatten sich an der Tour de France inspiriert, die von der Zeitung L’Auto (später L’Equipe) ab 1903 organisiert wurde. Ziel der Radrennen war es, die Auflage der Zeitungen zu steigern. Da die Gazzetta dello Sport seit 1898 auf rosa Papier gedruckt wurde, hat man sich 1931 dazu entschieden, dem Gesamtführenden des Rennens ein rosa Trikot überzustreifen. Ähnlich lief es bereits 1919 bei der Tour de France. Das Gelbe Trikot wurde vor genau 100 Jahren eingeführt, weil L’Auto auf gelbem Papier gedruckt wurde.

Beim Giro gab es zwischen 1946 und 1951 ein schwarzes Trikot für den Letzten der Gesamtwertung. Allerdings hat man es wieder abgeschafft, da manche Fahrer sich absichtlich Zeit ließen, um das Trikot zu gewinnen. Heute wird der Giro von RCS Sports organisiert, einem Unternehmen, das zur Mediengruppe RCS MediaGroup gehört, dem heutigen Herausgeber der Gazzetta dello Sport. RCS Sports veranstaltet noch weitere große Radrennen in Italien, wie zum Beispiel die beiden Klassiker Mailand-Sanremo und die Lombardei-Rundfahrt, ferner noch die Strade bianche sowie das Etappenrennen Tirreno-Adriatico.

  • Sieger und Rekorde

Mit jeweils fünf Erfolgen sind Alfredo Binda, Fausto Coppi und Eddy Merckx die Rekord-Gesamtsieger des Giro, wobei Coppi mit 20 Jahren bislang der jüngste Gesamtsieger war. Merckx trug seinerseits mit 78 Tagen das Rosa Trikot länger als alle anderen Fahrer. Der effizienteste Fahrer war hingegen Bernard Hinault: Bei drei Teilnahmen gelangen ihm drei Gesamtsiege. Die meisten Etappensiege gehen auf das Konto von Mario Cipollini: Der Sprintstar fuhr 42 Mal als Erster über den Zielstrich.

  • Unendliche Trophäe

Der Sieger der Gesamtwertung bekommt nach der letzten Etappe die „Trofeo Senza Fine“ überreicht. Die „unendliche Trophäe“ ist eine Spirale, auf der sämtliche Giro-Sieger verewigt sind. Aus dem Grund wird jede Trophäe etwas länger, was den Namen erklärt. Für den Slogan der dreiwöchigen Rundfahrt, „Amore infinito“, haben sich die Organisatoren am Namen der Trophäe inspiriert.

  • Giro Rosa und Baby Giro

Seit 1970 wird das Nachwuchsrennen Giro Ciclistico d’Italia ausgetragen. Das Rennen hieß zuerst Giro d’Italia Dilettanti und wird umgangssprachlich als Baby Giro bezeichnet. Seit 1988 gibt es zudem das Frauenrennen Giro d’Italia Femminile Internazionale, auch Giro Rosa genannt. Sowohl der Baby Giro als auch der Giro Rosa werden allerdings von einem anderen Veranstalter organisiert als der Giro d’Italia.

  • Der Giro 2019

Die diesjährige Ausgabe des Giro d’Italia geht wie gewohnt über drei Wochen, in denen die Fahrer 21 Etappen überstehen müssen und lediglich zwei Ruhetage haben. Nachdem die „Grande Partenza“, wie der Start der Rundfahrt genannt wird, im vergangenen Jahr in Israel war, wird der Giro den italienischen Stiefel diesmal nicht verlassen. Im Süden des Landes zeigte man sich allerdings enttäuscht: Der südlichste Punkt der diesjährigen Rundfahrt wird Foggia im Norden Apuliens sein.

Mit Bob Jungels (Foto, Deceuninck – Quick Step) und Ben Gastauer (Ag2r – La Mondiale) sind zwei Luxemburger am Start. Während sich Gastauer eher in den Dienst der Mannschaft stellen wird und sein Glück in der einen oder anderen Fluchtgruppe versuchen wird, ist Jungels der Kapitän seines Teams und wird versuchen, ein gutes Resultat in der Gesamtwertung zu erzielen. Hier belegte er bereits die Plätze 6 und 8, trug einige Tage das Rosa Trikot und gewann zweimal die Nachwuchswertung, für die der 26-Jährige diesmal nicht mehr infrage kommt. Auf den Bergetappen hat Jungels Nachteile im Vergleich zu den anderen Klassementsfahrern, dafür spielen ihm die drei Zeitfahren in die Karten.

Zu den großen Favoriten gehören unter anderem der Niederländer und Sieger von 2017 Tom Dumoulin (Sunweb) sowie der zweifache Giro-Sieger Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) aus Italien, der Spanier Mikel Landa (Movistar), der Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Astana), der Brite Simon Yates (Mitchelton-Scott) und der Slowene Primoz Roglic (Jumbo-Visma).

rowo
11. Mai 2019 - 13.10

In diesen 3 Wochen werden wohl alle älteren einheimischen Radsportbegeisterten einen Gedanken für den unvergesslichen und unvergessenenen Charly Gaul haben, der vor 60 Jahren den Giro zweimal gewann und sich damit in die Herzen der Tifosi fuhr. Eine Etappe, die Radgeschichte gemacht hat, war die mit Ankunft im Schneetreiben auf dem schneebedeckten Monte Bondone, in der Charel seine Gegner in Grund und Boden fuhr und sich damit den Endsieg sicherte.