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ArcelorMittalGewinn steigt auf 1,3 Milliarden Dollar –doch der Umsatz schrumpft

ArcelorMittal / Gewinn steigt auf 1,3 Milliarden Dollar –doch der Umsatz schrumpft
Der Stahlkonzern sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft Foto: Editpress/Julien Garroy

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ArcelorMittal konnte sein Ergebnis im vergangenen Jahr trotz eines schwierigen Marktumfelds steigern. Auch für das angelaufene Jahr bleibt der luxemburgische Stahlproduzent optimistisch.

Der Luxemburger Konzern ArcelorMittal, der auf Kirchberg seinen neuen Hauptsitz baut, hat 2024 seinen Nettogewinn steigern können: Am Ende des Jahres stand ein Plus von 1,3 Milliarden Dollar in den Büchern. Das geht aus dem am Donnerstag vorgestellten Jahresergebnis hervor.

ArcelorMittal zeigt sich mit der Bilanz zufrieden. Verglichen mit dem Jahr 2023, als der Gewinn wegen einer weniger dynamischen Nachfrage auf 919 Millionen Dollar zurückgegangen war, konnte ein Plus erwirtschaftet werden.

„Das vergangene Jahr war aus weltwirtschaftlicher Sicht eine Herausforderung“, wird Firmenchef Aditya Mittal zitiert. „Trotzdem liegt das operative Ergebnis pro Tonne mit 130 US-Dollar deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt vor Covid. Es zeugt von der Kernstärke des Unternehmens, dass wir in diesen Märkten freien Cashflow generieren, in Wachstum investieren und Barmittel an die Aktionäre zurückgeben.“

54,3 Mio.


ArcelorMittal hat 2024 weltweit insgesamt 54,3 Millionen Tonnen Stahl verkauft, ganz leicht weniger als im Vorjahr

Trotzdem sind nicht alle Zahlen positiv: Die Unternehmensgruppe hat 2024 weltweit insgesamt 54,3 Millionen Tonnen Stahl verschifft, ganz leicht weniger als im Vorjahr. Der Jahresumsatz ist von 68,3 auf 62,4 Milliarden Dollar zurückgegangen. Das operative Ergebnis pro Tonne liegt deutlich unter den 157 Dollar vom Vorjahr.

Von der außergewöhnlich guten Bilanz in den Jahren 2021 und 2022 bleibt der Konzern damit weit entfernt. Mit einem Umsatz von jeweils deutlich über 75 Milliarden Dollar hatte ArcelorMittal damals historische Rekordgewinne von fast 15 Milliarden Dollar (2021) und 9,3 Milliarden Dollar (2022) verbucht.

Das Geschäft mit der Herstellung von Stahl ist von jeher anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Wächst die Wirtschaft, dann ist die Nachfrage hoch – schrumpft die Wirtschaft, dann wird auch meist weniger investiert und die Nachfrage nach Stahl ist weniger dynamisch.

Investitionen in Wachstumsmärkte

Im Jahr 2024 stieg die Nettoverschuldung des Konzerns entgegen dem Trend der Vorjahre ebenfalls an – sie blieb jedoch auf einem relativ niedrigen Niveau. Vor allem die Entlohnung der Aktionäre und die Übernahme eines Anteils an dem Hersteller von Pipelinerohren Vallourec führten zu einem Anstieg der Nettoverschuldung von 2,9 Milliarden im Vorjahr auf 5,1 Milliarden Dollar. Viele Jahre lang hatte der Stahlkocher mit einem hohen Schuldenstand zu kämpfen. Nach der Fusion von Arcelor mit Mittal Steel lag die Summe Ende 2008 bei über 26 Milliarden Dollar. 2012 stand die Gruppe noch vor einem Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden.

In die Zukunft schaut die Gruppe mit Zuversicht. Weltweit (ohne China) wird ein Wachstum von 2,5 bis 3,5 Prozent erwartet. In Indien rechnet ArcelorMittal sogar mit einem Wachstum des Stahlverbrauchs von zwischen sechs und sieben Prozent. In China hingegen wird eine leichte Abschwächung erwartet. Gleichzeitig wird angesichts der niedrigen Lagerbestände, insbesondere in Europa, damit gerechnet, dass dies die tatsächliche Nachfrageverbesserung ergänzen wird.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir im Jahr 2025 Fortschritte sehen, sowohl bei der Bereitstellung der notwendigen Soforthilfe als auch bei der Schaffung eines politischen Umfelds, das Anreize für die Investitionen schafft, die für eine beschleunigte Dekarbonisierung in Europa erforderlich sind

Aditya Mittal, ArcelorMittal-Chef

„Die langfristigen Aussichten für die Stahlindustrie sind positiv, und unsere globale Präsenz bedeutet, dass wir die einzigartige Möglichkeit haben, vorrangig in Märkte zu investieren, die gute Aussichten auf Wachstum und Rendite bieten“, so Aditya Mittal. „Wir konzentrieren uns insbesondere auf Brasilien, Indien und die USA, wo wir unsere Fähigkeit zur Deckung der Automobilnachfrage durch einen neuen hochwertigen Elektrolichtbogenofen bei AM/NS Calvert und ein heute angekündigtes neues Elektrostahlwerk verbessern.“

Dennoch sei die Branche nach wie vor durch globale Überkapazitäten gekennzeichnet, hebt Mittal weiter hervor. Weitere Maßnahmen seien vor allem in Europa erforderlich, das im Jahr 2024 von einem Anstieg der Importe betroffen war, was den Druck auf die europäische Industrie weiter erhöht hat. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir im Jahr 2025 Fortschritte sehen, sowohl bei der Bereitstellung der notwendigen Soforthilfe als auch bei der Schaffung eines politischen Umfelds, das Anreize für die Investitionen schafft, die für eine beschleunigte Dekarbonisierung in Europa erforderlich sind.“

Eine höhere Dividende

Hierzulande scheint der Stahlkonzern, mit seinen aktuell 3.450 Mitarbeitern, in ruhigeren Gewässern unterwegs zu sein. Im Gegensatz zur allgemeinen Situation in Europa „drehen die Luxemburger Werke ziemlich gut“, so der Luxemburg-Chef des Unternehmens, Henri Reding, auf der traditionellen Pressekonferenz zum Jahresbeginn. Die Luxemburger Werke der Gruppe sind vor zwei Jahren umorganisiert worden: Rodange, Differdingen und Esch-Belval wurden zu einer Einheit („Luxembourg produits longs“) zusammengelegt – unter einer gemeinsamen Direktion und Verwaltung. Sie soll künftig autark funktionieren. Die für die Produktion notwendigen halbfertigen Produkte werden künftig im Land selber hergestellt. Das soll die Transportkosten senken, die Effizienz und die Produktion steigern. Gleichzeitig soll die CO2-Bilanz verbessert und die Stahlqualität erhöht werden. Die Vielfalt an angebotenen Nischen- und Massenprodukten ist es derweil, die das neue Werk vor Konjunkturschwankungen schützen soll. Die Arbeiten an den diesbezüglichen Projekten laufen.

Die jährliche Dividende soll, sofern die Aktionäre zustimmen, von 0,5 im Jahr 2024 auf 0,55 Dollar/Aktie erhöht werden und in zwei gleichen Raten im Juni 2025 und Dezember 2025 ausbezahlt werden. Zudem will das Unternehmen den Wert der Anteilsscheine durch weitere Aktienrückkäufe stützen.

Die Anleger reagierten sehr positiv auf die vorgestellten Zahlen und Prognosen. Am späten Nachmittag lag die ArcelorMittal-Aktie an der Luxemburger Börse mehr als 13 Prozent im Plus, bei 27,6 Euro. Vor einem Jahr lag der Kurs bei 25,5 Euro. Im Mai 2020, zur Corona-Zeit, lag der Wert eines Anteilscheins teilweise noch bei weniger als 9 Euro pro Titel.

Der in Luxemburg beheimatete Konzern gilt derweil nur noch als zweitgrößter Stahlhersteller der Welt. Gemessen an der Produktionsmenge wurde er 2020 von der China Baowu Group überholt.


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