UnternehmenNach einem etwas weniger glänzenden Jahr 2023 setzt ArcelorMittal auf ein besseres 2024

Unternehmen / Nach einem etwas weniger glänzenden Jahr 2023 setzt ArcelorMittal auf ein besseres 2024
Der Stahlkonzern sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft Foto: Editpress/Julien Garroy

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Nach zwei außergewöhnlich guten Jahren 2021 und 2022 hat der Luxemburger Stahlkonzern 2023 die weniger günstige Konjunktur zu spüren bekommen. Der Jahresgewinn ging auf 919 Millionen Dollar zurück. Mit Zuversicht schaut der Konzern jedoch auf das angelaufene Jahr 2024.

Das Geschäft mit der Herstellung von Stahl ist von jeher anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Wächst die Wirtschaft, dann ist die Nachfrage hoch – schrumpft die Wirtschaft, dann wird auch meist weniger investiert und die Nachfrage nach Stahl ist weniger dynamisch. So auch im nun abgelaufenen Jahr 2023.

Nach zwei sehr guten Jahren, in denen der Stahlkonzern einen Umsatz von jeweils deutlich über 75 Milliarden Dollar erwirtschaftet hatte, ist das Volumen der Verkäufe letztes Jahr auf 68,3 Milliarden Dollar zurückgegangen. Bereits die Halbjahreszahlen hatten es angedeutet. Insgesamt hat die Unternehmensgruppe dabei jedoch fast gleich viel Stahl verkauft als im Vorjahr. Pro verkaufte Tonne ist der Gewinn jedoch geschrumpft.

In der Folge hat der Stahlkonzern, nach den Rekordjahren 2021 (Nettogewinn von fast 15 Milliarden Dollar) und 2022 (Reingewinn von 9,3 Milliarden Dollar), letztes Jahr einen deutlichen Rückgang beim Ergebnis verbucht. Trotzdem ist der Konzern in der Gewinnzone geblieben. Zum Jahresende stand ein Nettoresultat von 919 Millionen Dollar in den Büchern, so die Unternehmensgruppe am Donnerstag.

Rechne man jedoch einige nicht-wiederkehrende Elemente heraus, dann sei der Nettogewinn nur auf 4,9 Milliarden Dollar zurückgegangen, so der Konzern weiter. Zu diesen Elementen zählen ein Minus von 2,4 Milliarden bei dem Verkauf der Geschäfte in Kasachstan, wie auch eine Abschreibung von 1,4 Milliarden Dollar auf der italienischen Acciaierie d’Italia.

Aditya Mittal, der seit Anfang 2020 Geschäftsführer des Konzerns ist, ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Auch wenn die Lage im Laufe des Jahres immer schwieriger wurde, so ist unsere Rentabilität pro Tonne gesund und liegt deutlich über den langfristigen Durchschnittswerten.“ Dies unterstreiche „die verbesserte Nachhaltigkeit, die wir in unser Geschäft eingebaut haben und die es uns ermöglicht, einen gesunden Cashflow zu generieren, um in zukünftiges Wachstum zu investieren und unseren Aktionären ein attraktives Kapitalniveau zu bieten“, so Mittal.

Die jährliche Dividende soll, sofern die Aktionäre zustimmen, von 0,44 im Jahr 2023 auf 0,50 Dollar/Aktie erhöht werden und in zwei gleichen Raten im Juni 2024 und Dezember 2024 ausbezahlt werden.

Die Entwicklung der Profitabilität pro Tonne
Die Entwicklung der Profitabilität pro Tonne  Screenshot: ArcelorMittal

Die Netto-Verschuldung des Konzerns ist mit 2,9 Milliarden Dollar (Vorjahr 2,2 Milliarden Dollar) weiterhin auf einem überaus niedrigen Niveau. Viele Jahre lang hatte der Stahlkocher mit einem hohen Schuldenstand zu kämpfen. Nach der Fusion von Arcelor mit Mittal Steel lag die Summe Ende 2008 bei über 26 Milliarden Dollar. 2012 stand die Gruppe noch vor einem Schuldenberg von mehr als 20 Milliarden.

Gute Aussichten

In die Zukunft schaut die Gruppe mit einer gewissen Zuversicht. Man rechnet damit, dass die „Zeit des Lagerabbaus endet“, und somit die Nachfrage nach Stahl neuen Schub erhält. Weltweit (ohne China) wird ein Wachstum von drei bis vier Prozent erwartet. In Indien rechnet ArcelorMittal sogar mit einem Wachstum des Stahlverbrauchs von zwischen 6,5 und 8,5 Prozent. In China hingegen wird eine leichte Abschwächung erwartet.

„Mit Blick auf die Zukunft gibt es erste Anzeichen eines konstruktiveren Branchenumfelds“, so Aditya Mittal. „Zusammen mit den Fortschritten, die wir mit unserem Portfolio strategischer Wachstumsprojekte machen – von denen mehrere in diesem Jahr abgeschlossen werden –, bedeutet dies, dass das Unternehmen weiterhin wichtige Schritte in Richtung eines stärkeren, profitableren und natürlich sichereren Unternehmens geht.“ Strategische Investitionen, die kurz vor Abschluss stehen, etwa zusätzliche Kapazitäten in den Bergwerken Serra Azul und Barra Mansa in Brasilien, sollen bis Ende 2026 schätzungsweise 1,8 Milliarden Euro zum operativen Ergebnis beitragen.

Die Anleger reagierten positiv auf die vorgestellten Zahlen und Prognosen. Am frühen Nachmittag lag die ArcelorMittal-Aktie an der Luxemburger Börse um 3,6 Prozent höher, bei 26,1 Euro. Im Mai 2020, zur Corona-Zeit, lag der Wert eines Anteilscheins teilweise noch bei weniger als 9 Euro pro Titel.

Auch hierzulande scheint der Stahlkonzern, mit seinen aktuell 3.368 Mitarbeitern, wieder in ruhigeren Gewässern unterwegs zu sein. Die Luxemburger Werke der Gruppe sind letztes Jahr umorganisiert worden: Rodange, Differdingen und Esch-Belval wurden zu einer Einheit („Luxembourg produits longs“) zusammengelegt – unter einer gemeinsamen Direktion und Verwaltung. Sie soll künftig autark funktionieren. Die für die Produktion notwendigen halbfertigen Produkte werden künftig im Land selber hergestellt. Das soll die Transportkosten senken, die Effizienz und die Produktion steigern. Gleichzeitig soll die CO2-Bilanz verbessert und die Stahlqualität erhöht werden. Die Vielfalt an angebotenen Produkten ist es derweil, die das neue Werk vor Konjunkturschwankungen schützen soll. Letztes Jahr haben die Arbeiten am neuen Hauptsitz des Stahlkonzerns auf Kirchberg offiziell begonnen. Bis Mitte 2026 sollen sie abgeschlossen sein.

Der in Luxemburg beheimatete Konzern gilt derweil nur noch als zweitgrößter Stahlhersteller der Welt. Gemessen an der Produktionsmenge wurde er 2020 von der China Baowu Group überholt.

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