ForumGelten Einschränkungen wegen des Klimaschutzes nur fürs gemeine Volk?

Forum / Gelten Einschränkungen wegen des Klimaschutzes nur fürs gemeine Volk?
Ein Auto in Ettelbrück während des Hochwassers am 15. Juli Archivfoto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Experten meinen, dass die Flutkatastrophe und andere Wetterkapriolen durch den Klimawandel begünstigt wurden. Trotz dieser Erkenntnis scheint es nicht, als ob die Vermögenden, die vor allem für diesen Wandel verantwortlich zeichnen, ihr Verhalten ändern würden. Gelten Einschränkungen wegen des Klimaschutzes nur fürs gemeine Volk?

Die sintflutartigen Regenfälle, Anfang Juli, haben eine bisher nie dagewesene Überflutungskatastrophe ausgelöst. Häuser wurden überflutet und teilweise zerstört, ebenso wie öffentliche Infrastrukturen. Menschen mussten ihre Häuser verlassen und wurden teilweise in Notunterkünften untergebracht. Das Hochwasser hat ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Menschen. Unsere Anerkennung und unser Dank gelten allen beruflichen und freiwilligen Helfern, die mit angepackt haben, sowie allen Beschäftigten, die mitgeholfen haben, die notwendigen und lebenswichtigen Infrastrukturen wieder instand zu setzen.

Glücklicherweise hat es infolge dieser Hochwasserkatastrophe hierzulande, im Gegensatz zu Belgien und Deutschland, keine Verletzten und Toten gegeben. Die Regierung hat auch den Betroffenen schnelle Hilfe zugesichert. Auch sollen in Zukunft Maßnahmen getroffen werden, um die Fluten abzumildern. Hierzu soll vermieden werden, den Boden weiter zu versiegeln. Flüsse und Bäche sollen renaturiert werden, damit das Wasser langsamer abfließt. Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob aufgrund der Wetterüberwachung durch Satelliten und der Erkenntnis, dass der Boden schon mit Wasser voll gesättigt war, eine frühzeitigere Warnung der Betroffenen nicht möglich war.

Für seriöse Klimaschutzmaßnahmen

Viele Experten vertreten die Meinung, dass diese Flutkatastrophe sowie andere rezente Wetterkapriolen durch den Klimawandel begünstigt wurden. Trotz dieser Erkenntnis scheint es nicht, als ob die Vermögenden, die vor allem für diesen Wandel verantwortlich zeichnen, ihr Verhalten ändern würden. Rezentes Beispiel in dieser Hinsicht sind einige Milliardäre, die, aufgrund ihres enormen Reichtums, publikumswirksam ins Weltall geflogen sind. Wenn solch völlig unsinnige Eskapaden, wo Gelder verschleudert werden, die bei der Hungerbekämpfung notwendig wären, und wo hohe CO2-Emissionen freigesetzt werden, ohne Widerspruch von Regierungen hingenommen werden, muss man sich fragen, ob etwaige Konsumeinschränkungen, infolge von Klimaschutzmaßnahmen, lediglich für das gemeine Volk gelten sollen. Es ist auch bedenklich, wenn diese Weltraumausflüge von verschiedenen Medien als wissenschaftlicher und technischer Fortschritt hochstilisiert werden.

All dies soll uns nicht daran hindern, aus ureigenem Interesse, aber auch im Interesse der Menschen, die noch viel stärker vom Klimawandel betroffen sind, für seriöse Klimaschutzmaßnahmen und eine gesunde und lebenswerte Umwelt einzutreten. Bekanntlich soll Luxemburg bis 2030 55 Prozent weniger CO2 ausstoßen, als dies 2005 der Fall war. Kürzlich hat Umweltministerin Carole Dieschbourg gelegentlich einer Pressekonferenz die sektoralen Klimaziele vorgestellt. Diesbezüglich sollen die CO2-Emissionen im Transport bis 2030 um 57 Prozent sinken. Gemäß den ministeriellen Vorstellungen soll dies vor allem durch die Förderung der individuellen Elektromobilität und der „mobilité douce“ erfolgen.

Die Förderung der Elektroautos wirft indes sowohl aus sozialer Hinsicht als auch aus ökologischer Hinsicht viele Fragen auf, die bis dato nicht gelöst sind. Aktuell werden die Elektroautos für diejenigen, die sich ein solches leisten können, bezuschusst. Wenn in Zukunft nur mehr elektrisch getriebene Autos zugelassen werden, werden sich Geringverdiener, die auf ein Auto angewiesen sind, mit dementsprechenden finanziellen Problemen konfrontiert sehen. Bei der Produktion von Elektroautos werden hohe Mengen an CO2 freigesetzt, sodass diese Autos erst ab einer erheblichen Kilometerleistung, gegenüber den traditionellen Autos, in ökologischer Hinsicht einen eventuellen Vorteil bieten.

Hinzu kommt, dass der enorme Energiebedarf wohl kaum mit ausschließlich erneuerbarer Energie gedeckt werden kann. Bei der Batterieherstellung werden Rohstoffe benötigt, deren Gewinnung die Umwelt belastet und wo vielfach auf Kinderarbeit zurückgegriffen wird. Aber das ist kein neues Phänomen. Die euro-atlantischen Industrieländer waren nie zimperlich und wenig rücksichtsvoll, wenn es darum ging, Umweltprobleme zu exportieren respektive die Ressourcen in den Entwicklungsländern auszubeuten.

Für den Eisenbahnausbau

In ihrer Pressekonferenz zur Flutkatastrophe hat, wie oben bemerkt, die Umweltministerin kundgetan, dass in Zukunft die Bodenversieglung vermieden werden soll. Elektroautos benötigen allerdings auch Straßen und Parkplätze. Um die Bodenversieglung zu vermeiden, müsste, wenn den Worten Taten folgen sollen, auf den weiteren Ausbau unseres Straßen- und Autobahnnetzes verzichtet werden. Vor allem die Pläne für die umstrittenen Umgehungsstraßen, wie in Bascharage, müssten zu den Akten gelegt werden. Hingegen sollte massiv in die Schieneninfrastrukturen und in den öffentlichen Eisenbahntransport investiert werden. Schienenwege benutzen bei gleicher Kapazität weit weniger Fläche als Straßen und Autobahnen und sie versiegeln nicht den Boden, auf dem sie gebaut werden. Der Landesverband hat kürzlich vorgeschlagen, stillgelegte Eisenbahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen. Angesichts der aktuellen umwelt- und klimapolitischen Situation müssten die Politiker diese Pläne aufgreifen und realisieren. 

* Nico Wennmacher ist ehemaliger Präsident der Eisenbahngewerkschaft FNCTTFEL-Landesverband

Provenzler
5. August 2021 - 19.45

Eisen Transportchaos as d'Resultat vun eiser (feelender) Landesplanung. 1mio. Awunner sin den absolute Minimum, wann mer iwwerliewe wellen. Mir brauchen emmer méi an méi spezialiséiert Leit, dat geet kaum mat 300.000 Leit. Fiirwat net schon an den 70er wéi all aner Meteopol urban dicht gebaut, amplaz Dierfer ze ver-4fachen an der Gréisst? D'Konsequenz vun deem Quatsch hu mer lo.

jul
5. August 2021 - 12.31

Alles richteg an Alles gesoot, just êt lauschtert keen drop an dat ass schued

HTK
5. August 2021 - 12.29

Bravo Nico. Genau das fragt sich die halbe Welt. Milliardäre sind die Personifikation der Dekadenz.Das war schon immer so.Wärend ein Sonnenkönig oder seine treu ergebenen Hochwürden der Kirche das Volk ausbluten ließen und in unermesslichem Reichtum schwelgten,haben wir heute Nasen wie Bezos die mit hunderten Milliarden Dollar ihren Reichtum gar nicht mehr realisieren können.Wieviel Geld das eigentlich ist können die meisten Menschen sich gar nicht vorstellen. Wenn man bis zu einer Milliarde zählen wollte bräuchte man 92 Jahre.Da hat man besser man fliegt eine Runde mit ins All,vorausgesetzt man hat 22 Mios über.