ChamberwahlenFür sechs von acht Parteien ist das Fahrrad im städtischen Raum wichtiger als das Auto

Chamberwahlen / Für sechs von acht Parteien ist das Fahrrad im städtischen Raum wichtiger als das Auto
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ProVelo hat sich die Luxemburger Wahlprogramme genauer angeschaut und kommt zu der Schlussfolgerung: Das Fahrrad hat seinen Platz in den Dokumenten gefunden. Zusätzlich haben die Aktivisten den Parteien einen Fragenkatalog geschickt. Laut Umfrage ist das Zweirad für viele Parteien im städtischen Raum sogar wichtiger als das Auto.

Wie wichtig ist den Luxemburger Parteien das Fahrrad? ProVelo hat acht Parteien einen Fragebogen geschickt, um ebendiese Frage zu beantworten. Bei der Umfrage konnten die Parteien jedem Transportmittel eine Bewertung von eins (nicht wichtig) bis fünf (sehr wichtig) geben. Für „déi gréng“, „déi Lénk“, DP, Fokus, LSAP und Piraten ist das Fahrrad im städtischen Bereich wichtiger als das Auto. Dabei bewertet keine Partei das Auto als ganz wichtig oder wichtig im städtischen Raum. Nur zwei Parteien – die CSV und die ADR – bewerten die Wichtigkeit des Autos mit drei von fünf Punkten. Sie sind auch die einzigen Parteien, die dem Fahrrad den gleichen Stellenwert im städtischen Raum geben wie dem Auto.

Im ländlichen Raum sieht das allerdings anders aus. Nur „déi Lénk“ bewerten das Fahrrad dort als wichtiger als das Auto. Für Fokus und Grüne sind beide Transportmittel gleichgestellt. Alle anderen Parteien ordnen den Pkw als wichtiger im ländlichen Raum ein als den Drahtesel. Die öffentlichen Verkehrsmittel schienen für „déi gréng“ und Piraten am wichtigsten zu sein. DP, LSAP und ADR betrachten das Auto als am wichtigsten. Für die CSV ist das Auto genauso wichtig wie der öffentliche Verkehr im ländlichen Bereich.

Nur zwei Parteien sprechen sich bei der Umfrage für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von innerorts 30 km/h aus: „déi Lénk“ und „déi gréng“. Die anderen sechs sind dagegen. Für ProVelo sei das allerdings ein wichtiger Schritt. „Dadurch bekommen wir mehr Ruhe und Sicherheit in den Verkehr – Paris und die Niederlande beweisen das“, meint Goldschmit. Die Autofahrer würden durch das niedrigere Tempolimit in den Ortschaften auch kaum Zeit verlieren. „Ob ich mit 50 oder 30 km/h eine Straße von 700 Metern fahre, ist egal.“

Ein Blick auf die Wahlprogramme

„Wir stellen fest: Das Fahrrad hat in jedem Programm seinen Platz gefunden – allerdings muss man auch feststellen, dass es bei den einen nur ein paar Zeilen und bei anderen ganze Kapitel sind“, sagt Monique Goldschmit, Präsidentin von ProVelo. Und: Es sei auffallend, dass die Parteien fast alle versuchen, für jeden Verkehrsteilnehmer etwas zu machen. „Die Priorisierung ist nicht immer ganz klar aus den Wahlprogrammen herauszulesen“, so Goldschmit. Das Problem dabei sei, dass wenn man auch die Autoinfrastrukturen fördere, man nicht unbedingt mehr Menschen dazu bewege, auf die sanfte Mobilität umzusteigen.

 

Die befragten Parteien

ProVelo hat einen Fragebogen ausgearbeitet und diesen an acht Parteien geschickt: ADR, CSV, „déi gréng“, „déi Lénk“, DP, Fokus, LSAP und Piraten. Die Fahrradaktivisten haben nur die Parteien kontaktiert, die auch in jedem Bezirk mit einer kompletten Wahlliste antreten. „Bei einer Partei, die eine komplette Liste hat, haben wir entschieden, dass wir sie nicht fragen“, sagte Monique Goldschmit. Dabei handelt es sich um „Liberté – Fräiheet“ von Roy Reding. Die ausführlichen Antworten der Parteien sind auf der Internetseite provelo.lu zu finden.

Doch wer punktet bei ProVelo in Sachen Fahrradpolitik? Eine große Überraschung habe es bei den Antworten der Parteien nicht gegeben. „Bei den Grünen steht am meisten zur sanften Mobilität im Wahlprogramm. Bei „déi Lénk“ stehen auch relativ viele konkrete Sachen drin. Bei der DP steht von allem ein bisschen drin, bei der CSV ist es auch vager, die LSAP hat ein paar Sachen drin zum Fahrrad, aber nicht so viel“, sagt Goldschmit. Bei der ADR komme das Fahrrad fast gar nicht vor, bei Fokus nur vage. Der rote Faden fehle. „In den meisten Programmen fehlt uns eine konkrete Priorisierung des Fahrrads“, meint Goldschmit. ProVelo vermisse in den Wahlprogrammen auch Aussagen zur 1,50-Meter-Distanz-Regel.

Bei der Umfrage ging es auch um das Thema Enteignung. Denn: Beim Bauen von Fahrradwegen stoßen die Verwaltungen laut ProVelo oft auf das Problem, dass die nötigen Grundstücke nicht von den Besitzern freigegeben werden. Die Fahrradaktivisten haben die Parteien deswegen gefragt, ob sie für eine Enteignung als letzte Lösung seien. Vier Parteien haben mit „Ja“ geantwortet (LSAP, „déi gréng“, „déi Lénk“ und Fokus) und vier haben mit „Nein“ geantwortet (Piraten, ADR, CSV und DP). „Die Enteignung ist immer das letzte Mittel, aber es muss trotzdem möglich sein“, so Goldschmit.

Monique Goldschmit, Präsidentin von ProVelo, hat die Ergebnisse der Umfrage am Freitagvormittag vorgestellt
Monique Goldschmit, Präsidentin von ProVelo, hat die Ergebnisse der Umfrage am Freitagvormittag vorgestellt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Fahrradpolitik der nächsten Regierung

„Für uns ist es wichtig, dass nicht wieder ein neues Gesetz gemacht wird“, sagt Goldschmit. Das Fahrradgesetz von 2019 soll erweitert werden. Auch der nationale Mobilitätsplan PNM2035 soll beibehalten werden und als Grundlage für die nächsten Jahre dienen. „Wenn der Plan komplett über Bord geworfen werden würde, dann würde das wieder Jahre dauern, bis in Zusammenarbeit mit den Gemeinden wieder etwas Neues steht“, sagt Yves Meyer von ProVelo.

Der Ausbau des nationalen Fahrradwegenetzes müsse allerdings noch stärker vorangetrieben werden. Die Regierung müsse in dieser Hinsicht noch enger mit den Kommunen zusammenarbeiten. Es gebe zwar schon Strecken, die gut funktionieren, wie Mersch-Luxemburg-Stadt, aber das sei bei weitem nicht überall der Fall. Im Norden müssten beispielsweise mehr Fahrradwege, die bis zu den Bahnhöfen verlaufen, gebaut werden. „Wir müssen nach Kautenbach, Clerf und Ulflingen fahren können, damit man mit dem Fahrrad seine fünf bis zehn Kilometer macht und den Rest bis zur Hauptstadt dann mit dem Zug“, sagt Goldschmit.

Die Aktivisten haben keine Aussage dazu gemacht, welche Parteien sie bei den Wahlen im Oktober empfehlen. Für Fahrradfahrer sei es allerdings möglich, die nötigen Informationen aus den jeweiligen Wahlprogrammen und Antworten gegenüber ProVelo herauszulesen.

cremona
19. September 2023 - 20.43

@Een aus der Staat "@Cremona / „…die Innenstädte für Verbrenner sperren“. Einverstanden aber nicht nur für Verbrenner sondern für alle Autos!" Später schon. "Wo befinden sich eigentlich die Parkplätze der Hauptstadt? Knuedler-Glacis-Monterey-Bahnhof-Hamilius-Théatre-Schuman-Tramsschapp-u.s.w. Alle befinden sich I N der Stadt. Wollen sie daraus Fahrrad Trottinetten und Skateboard Parkplätze machen?" Genau.

Camilla
19. September 2023 - 20.40

@plop "Dann get et Zeit dass d’Veloen Immatrikulatiounsnummeren kreien an dass de Velofuerer genau wei den Auto-a Motofuerer Steieren muss bezuelen." Si bezuele genee sou vill Steiere wéi d'Elektroautoen. ?

plop
19. September 2023 - 19.00

@max l. An hoffentlech kee Platten um Velo muerges ?

max.l
19. September 2023 - 14.17

wat eng Welt... ët krit Ee jo schon d'Flemm fiir Moiës op ze stoën

plop
19. September 2023 - 7.58

Dann get et Zeit dass d'Veloen Immatrikulatiounsnummeren kreien an dass de Velofuerer genau wei den Auto-a Motofuerer Steieren muss bezuelen. Och sollen d'Velofuerer mei sensibiliseiert gin sech nom Code de la Route ze behuelen,d.h.dementspechend protokolleiert gin.

Leila
18. September 2023 - 22.51

Es sind nicht 30%, die radeln wollen, denn es sind immer drei Antworten möglich. Leider kann man die "Fragen" und Antworten nicht nachschlagen, dann wüsste man es genau(er). "diese Fahrradenthusiasten die Fahrradwege nur selten benutzen sondern vorzugsweise die öffentlichen Strassen und dies ohne Rücksicht und ohne Vorsicht" Stetiges Straßenbild! Tröstlich: Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür ... Im Verkehrsunterricht lernten wir, dass Radfahrer hintereinander zu fahren haben - gilt seltsamerweise nicht mehr, obschon der Verkehr jetzt um einiges dichter ist.

Joss
18. September 2023 - 19.07

@@Monsieur Jos ech liewen fir de Sport. Do dertëscht kucken ech fir Zäit ze fannen fir 40 Stonnen d'Woch schaffen ze goen. Méi brauch ech net :)

@Monsieur Jos
18. September 2023 - 16.46

Hud Dir da guer ken Hobby? Ech fänken de Wanter emmer eng Hekel un, oder strecken eisem alen e puer Stremp. Ouni Auto kennt en Sonndes emol net op Wuermer an d´Kellerei op den The Dansant.

liah1elin2
18. September 2023 - 13.07

@Joss Danke, guter Kommentar und Ihre generöse Sichtweise.

Joss
18. September 2023 - 10.16

@Velosmisch Ech bezuelen scho mäi Liewen laang Steieren fir déi saudeier Stroossen a Brécken a wat weess ech, haat awer selwer nach ni en Auto fir se ze benotzen. Ech bezuelen och Steieren fir aner Saachen wou ech net brauch (Crèchen, Schoulen, bon alles wat mat Kanner ze din huet), et gëtt och vill Geld a Kultur gestach, déi mech net intresséiert. Ech denke mer dann alt: ok, et gi jo och nach aner Leit.

Een aus der Staat
17. September 2023 - 16.37

@Cremona / "...die Innenstädte für Verbrenner sperren". Einverstanden aber nicht nur für Verbrenner sondern für alle Autos! Wo befinden sich eigentlich die Parkplätze der Hauptstadt? Knuedler-Glacis-Monterey-Bahnhof-Hamilius-Théatre-Schuman-Tramsschapp-u.s.w. Alle befinden sich I N der Stadt. Wollen sie daraus Fahrrad Trottinetten und Skateboard Parkplätze machen? Immer oben einschalten bevor die grünen Finger über die Tasten rasen.

liah1elin2
17. September 2023 - 13.50

@Jemp Verehrter Jemp, sehen Sie es mal von der anderen Seite, 30% wollen das Velo und diese Zahl wird wohl langsam und kontinuierlich steigen. Und einfach so 30% negieren, ob das klug wäre? Und sicherlich wird nicht nur links der Mitte mit dem Velo gefahren. Es grüsst ein Radel-Opa, der die schönen Radwege genießen darf.

Frau Hammer gebürtige Sichel
17. September 2023 - 11.49

Mein Fahrrad steht in der Ecke, die Reifen sind platt seit Politiker mir sagen wollen wie ich zu leben hab. Vor Grünen & Co bin ich fast nur mit dem Fahrrad gefahren.

Merkt Euch liebe Händler und Geschäftsleut
17. September 2023 - 11.45

Wo ich nicht mit dem Auto hin komm, da fahre ich nicht.

nomi
17. September 2023 - 11.06

@Jemp: d'Politiker machen hir Velospolitik fir ween ? Net fir den Bierger, soss geifen der vill mei' mam Volo fuhren. Net fir sech selwer, well do geseit een och ganz rar e Politiker um Velo, ausser den JA ob den Ventoux an den FB ob den leschten Meter ob den Buro.

Jemp
17. September 2023 - 9.09

Die aktuelle Tageblatt-Umfrage (über 70% wollen nicht mit dem Fahrad fahren oder betrachten es als Freizeitspaß) bestätigt meinen obigen Kommentar. Also, liebe Politiker, und besonders die Grünen: Hört bitte auf mit dem Fahrradzirkus! Es nervt!

Velosmisch
17. September 2023 - 9.00

Pures Wahlkampf Gesabbel. Eine nicht nennenswerte Minorität benutzt das Fahrrad zum Transport. (und nur im Sommer) Die sauteuren Fahrradwege/Brücken bezahlt die grosse Mehrheit, es wird ja, entgegen anderen Verkehrsmittel, keine "Taxe de circulation" auf den Drahteseln erhoben. Der Hammer ist aber, dass diese Fahrradenthusiasten die Fahrradwege nur selten benutzen sondern vorzugsweise die öffentlichen Strassen und dies ohne Rücksicht und Vorsicht.

Ergalso
16. September 2023 - 18.43

Muss ich noch einkaufen? Ein Kasten Bier? Bei Regen und Nebel mit dem Fahrrad? Voll verschwitzt ins Büro? Der Klimawahn bringt seltsame Blüten hervor. Aber andererseits,Freiburg,Münster usw. zeigen dass es möglich ist ganze Stadtkerne Autofrei zu machen. Wenn ich nach Luxbg. muss dann mit der Bahn und den Rest per pedes.

cremona
16. September 2023 - 18.15

Lieber Jemp, Sie können hetzen bis Sie so schwarz sind wie Ihre Parteikarte, die Gambia3 wird Ihnen die Innenstädte für Verbrenner sperren. Und Sie können nichts dagegen tun.

Jemp
16. September 2023 - 12.57

"Für „déi gréng“, „déi Lénk“, DP, Fokus, LSAP und Piraten ist das Fahrrad im städtischen Bereich wichtiger als das Auto" „In den meisten Programmen fehlt uns eine konkrete Priorisierung des Fahrrads“, Was denn nun? Übrigens: Im Gegensatz zu den meisten Parteien und Provelo findet der weitaus größte Teil der Bevölkerung das Fahrrad nicht als wichtig, was man daran sieht, dass nur sehr wenige Fahrrad fahren, vielleicht mal in ihrer Freizeit, zum Spaß. Dabei ärgert sich fast jeder über solche schwachsinnigen und sauteuren Sperenzchen wie z.B. das Escher Velodukt, das 40 Millionen gekostet hat und wo fast kein Fahrrad fährt. So produziert man Politikverdrossenheit und ebnet den Rechtsextremisten den Weg.

rcz
16. September 2023 - 11.49

Jetzt noch sichere Radwege und Führerschein für Suvfahrer in die Tat umsetzen!