BasketballFür Christopher Jack hat sich die Geduld gelohnt

Basketball / Für Christopher Jack hat sich die Geduld gelohnt
Christopher Jack (Nr. 8) ist den meisten Basketballfans durch seine Würfe von der Dreier-Linie bekannt Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Dass sich Geduld auch auszahlen kann, diese Erfahrung macht derzeit Christopher Jack. Der 25-Jährige hat in dieser Saison nicht nur den Durchbruch beim T71 Düdelingen geschafft, sondern wurde auch erstmals für die Nationalmannschaft nominiert.

Noch immer kann es Christopher Jack nicht so wirklich glauben: In seiner dritten Saison beim T71 Düdelingen erlebt der 25-Jährige endlich den erhofften Durchbruch, steht pro Spiel 30 Minuten oder sogar noch länger auf dem Parkett und ist nicht mehr nur durch sein sicheres Händchen von der Dreier-Linie bei seinen Gegnern gefürchtet. Dass sich Geduld und harte Arbeit am Ende auszahlen, das wird am Beispiel des Düdelingers deutlich, der mit Mitte 20 nun erstmals von Nationalcoach Ken Diederich berufen wurde und im erweiterten Kader für die beiden Vorqualifikationsspiele Ende Februar gegen Rumänien und Norwegen steht.

Dabei sah es vor einigen Monaten noch nicht wirklich danach aus, als könnte die Saison 2023/24 die von Christopher Jack werden. Noch in der Zwischensaison musste er das Training mit dem 3×3-Nationalkader abbrechen, denn die Patellasehne im linken Knie machte ihm zu sehr zu schaffen. Anstatt seine Zeit auf den Außencourts zu verbringen, ging der Weg für den 25-Jährigen nach Nancy. Hier ließ er sich von einem Spezialisten, der auch die Basketballer des französischen Nationalteams behandelt, sogenannte PRP-Spritzen verabreichen. Dabei wurde zuerst Plasma aus dem eigenen Blut gewonnen und schließlich in die „winzigen Löcher“ in der Patellasehne injiziert, die der Arzt per Ultraschall gefunden hatte.

„Es fühlt sich so an, als ob ich eine neue Patellasehne bekommen hätte“, zeigt sich der 1,98 Meter große Basketballer auch einige Monate später noch begeistert. Bereits in der Pre-Season spürte Jack, dass diese Behandlung einen großen Einfluss auf sein Spiel hat, wie er weiter erklärt. „Der Spaß am Basketball ist wieder viel größer. Nach den ersten Trainingseinheiten meinte sogar Coach Defraigne, dass ich viel flinker geworden sei. Ich glaube, das war auch der Punkt, der mich in den letzten Jahren etwas zurückgehalten hatte. Ich war vor allem in der Defensive nicht flink genug, um ein wenig von allem zu halten.“ Vor allem hier hat Christopher Jack seitdem dann auch erhebliche Fortschritte gemacht.

PRP-Spritzen und Extra-Training

Einen großen Einfluss auf seine Entwicklung hatte in den vergangenen zwei Jahren aber auch T71-Coach Yves Defraigne, der ihn stets motivierte, weiter hart an sich zu arbeiten. „Als er nach Düdelingen kam, habe ich am Anfang gerade einmal fünf bis sieben Minuten pro Partie gespielt. Er hat mir aber immer gesagt: CJ, ich glaube, du hast viel Potenzial, doch wir müssen ein wenig deine Strategie vom Spiel ändern. Es ist besser, wir bauen dein Spiel darauf auf, dass du ein guter Shooter bist, der Rest kommt nach.“ Und so trainierte der 25-Jährige, der seine eigene Consulting-Firma besitzt und sich dadurch seine Arbeitszeiten etwas flexibler einteilen kann, seither dann auch vormittags mit den US-Profis des T71. Hier bekommt „CJ“ dann auch noch genauere Ratschläge des Trainers, der am Ende recht behalten sollte, wie Jack lachend betont: „Er meinte, ich würde sehen, dass irgendwann der Moment kommen wird, an dem sich all das hier bezahlt macht, auch wenn es nicht sofort sei. Und wenn man für Defraigne spielt, dann hört man auch besser auf ihn, sonst sieht es schlecht aus.“ 

Er meinte, ich würde sehen, dass irgendwann der Moment kommen wird, an dem sich all das hier bezahlt macht, auch wenn es nicht sofort sei

Christopher Jack, über T71-Trainer Defraigne und Extra-Training

Dass er inzwischen eine so bedeutende Rolle im T71-Spiel einnehmen würde, das hätte Christopher Jack, der am College in den USA war und schließlich aus Bascharage kam, am Anfang seiner dritten Saison in der „Forge du Sud“ allerdings nicht erwartet. „Man wechselt nicht nach Düdelingen und kriegt sofort 30 oder 35 Minuten zu spielen, vor allem, wenn man noch nicht einmal Nationalmannschaftserfahrung hat.“ Doch nachdem Kevin Moura und kurz vor Saisonbeginn dann auch Mihailo Andjelkovic zurückgetreten waren und auch Joé Kalmes am Saisonanfang nicht zur Verfügung stand, wurden Spielminuten frei. Und da hatte Jack dann auch noch Glück im Unglück, denn eine Fingerverletzung, die er sich ausgerechnet im ersten Spiel zugezogen hatte, erwies sich im Endeffekt als doch nicht so schlimm wie befürchtet. Und so kann er inzwischen, wie er selbst erklärt, auch befreiter aufspielen. „Das Gewicht von jedem einzelnen Wurf ist anders, als wenn man nur zehn Minuten spielt. Wenn man zehn Minuten spielt und drei Würfe nimmt und es geht keiner rein, dann geht die Welt fast schon unter. Wenn man 30 Minuten spielt und es gehen drei nicht rein, dann kommen aber vielleicht noch sieben nach.“

Erstmals im Nationalteam

Da passt es dann auch, dass Jack mit nun 25 Jahren erstmals von Trainer Ken Diederich in den erweiterten Kreis der Nationalmannschaft berufen wurde. „Damals, als ich noch am College war und unter ihm für die U20 auflief, meinte er, dass ich meine Chance erhalten würde, wenn ich meine Leistung bringe. Ich denke, er hat in dieser Saison gemerkt, dass es auch in der Defensive bei mir besser läuft. Wenn man gut werfen kann, aber in der Defensive niemanden hält, dann bringt es auf diesem internationalen Niveau nichts.“ Stolz, diesen Schritt nun endlich geschafft zu haben, ist der 25-Jährige, der vor einigen Monaten auch hiermit überhaupt nicht gerechnet hatte, allemal.

Zuerst steht aber nun am Samstag mit dem T71 das Duell gegen Pokalfinalist und Tabellennachbar Walferdingen an. Für Düdelingen, das einen holprigen Start in die Saison hatte, dann aber mehr und mehr seinen Rhythmus fand und sich in der Tabelle nach oben arbeitete, gab es in der letzten Woche jedoch gleich zwei Hiobsbotschaften. Profispieler Londell King hat sich das Kreuzband gerissen und fällt für den Rest der Saison aus, sein Landsmann Josh McFolley musste am Sonntag gegen Esch aufgrund einer Handverletzung ebenfalls passen, dürfte jedoch bald wieder einsatzfähig sein. In einer Phase, in der die Teams so langsam ihren Rhythmus für die Play-offs finden wollen, alles andere als eine ideale Situation, doch Christopher Jack blickt weiterhin optimistisch in die kommenden Wochen: „Wir sind motiviert, werden kämpfen und das Beste aus der Situation machen. Wenn ich an meine erste Saison in Düdelingen denke, gibt es eigentlich eh nichts, was man nicht schon gesehen hat.“ Vor zwei Jahren gab es beim T71 nämlich insgesamt sieben Profi-Wechsel, Ex-Spieler Tom Schumacher übernahm den Trainerposten gegen Ende der Saison und Düdelingen zog als Achter gerade so in die Play-offs ein, um dann im fünften Finalspiel in Steinsel zu verlieren. „Es war wie fünf Saisons in einer“, gibt Christopher Jack lachend zu, und da dürfte ihn die derzeitige Situation auch nicht zu sehr beunruhigen.